162 AnhangA8. FaktumAusgangspunkt der Philosophie: das faktische Leben als Faktum.22 Sind wir damit mit der Zufälligkeit ausgeliefert?Ferner: methodisch-sinnmäßige Hineinnahme der Geschichtein die Philosophie - damit die unübersehbare Mannigfaltigkeiteinzelner Gestalten. Induktion möglich, aber einesolche mit Schwierigkeiten (des jeweiligen Verstehens von derGegenwart her) und schlechte Induktion, da die uns bekannteGeschichte - an der Idee des unendlichen Fortgangs gemessen -sehr kurz ist und so keine festen Instanzen für Induktion gewonnenwerden können. 23In all dem verkehrte Einstellung zum Faktum. Man sieht esals Vereinzelung eines Allgemeinen, als Fall eines Gesetzes, alseines neben gleichgestellten anderen. Man sieht immer in einübergreifendes oder umgreifendes Schema zurück oder hinein,statt diese Blickrichtung als eine dem lebendigen Leben unddamit jedem echten Faktum fremde und unangemesse zu verstehen(Fakten des Lebens sind nicht Nebeneinanderliegendeswie Pflanzen und Steine). Man kommt dann gar nicht in dieGefahr, ein in seiner Wurzel unechtes, ein Scheinproblem mitdem großen Aufwand von Scharfsinn lösen zu wollen. Man darfnicht am Leben bzw. an dem seiner Tendenz entleerten, an denans Ufer geschwemmten Objekten begrifflich argumentierendherumhämmern - Splitter zu einem Systembau; daß man dannnur noch babylonische Sprachverwirrung (Motive, Horizonte)sieht von außen, darf nicht verwundern.Das erste Hinzeigen, Fußfassen, Mitgehen des Verstehens (vgl.1.-3.) - dabei schon Destruktion; die Problemrichtungen ha-22 die Gliederung 1-5; und die früher genannten Charaktere.23 Phänomenologische Reduktion ein Mitmachen - als ein solches, in demich nicht aufgehe. Näher ist auszumachen, was Bezugs-, Vollzugs- und GehaltsSInn.Geschichte - in einem von dem jeweiligen Gegenwartsleben gesehenen Ausdrnckszusammenhangdes Lebens.Rekonstruktion des Schluß teiles 163bende Vorschau - das sehend-verstehende Voraus springen unddarauf: Artikulierung, Interpretation, Gestaltgebung.*9. Vorverstehen (Grunderfahrung) - Verstehen.Seine Ausformung zur phänomenologisch-philosophischenGrundhaltungWas in den 5 Punkten zu Zwecken ausdrücklicher Hinführungzu den in Frage kommenden Phänomenstrukturen gefordertist, hat im lebendigen Leben, sofern es starke und stärkereAusschläge, Hebungen und Senkungen des Beim-Lebenselbst-Seinszeigt, einen lebendigen Struktur- und Entwicklungszusammenhang,eine Führungsweise. Das Phänomenführt im Verwachsensein mit, Herkommen von und Hingehenzu anderen.Der adäquate 24 Erfassungs- und Auffassungssinn ist dadurchmotiviert als alternierender Ausdruckszusammenhang. Alternierenist dabei nur ein formaler Ausdruck und besagt imErnstfalle mehr als ein Permutations- und Variationsmöglichkeitenvon Dingen durchlaufendes Umgruppieren. Die alternativenBeziehungen sind Bezüge und zeigen damit den ganzenReichtum dieser Komplikation.Dieses Vermeiden isolierender Zerstückelung und Entäußerungdes Gefaßten in einem Objektbegriff ist noch viel dringlicherim jetzigen Phänomenzusammenhang. Die Unmöglichkeit,ein Abgehobenes isoliert zur adäquaten Erfassung zu bringen,ist nicht so sehr ein Mangel als - sofern sie echt verstanden24 =f Abklatsch, Nachzeichnung, sondern die durch die Phänomene und ihreErfaßbarkeit selbst vorgezeichnete Genuinität, die sehr weit von einer Adäquationim Sinne des Nachbildens weg sein und trotzdem dem Phänomen in seinerLebendigkeit am nächsten sein kann. Was heißt da überhaupt >>nah«, »fern«,»weg"?
164 AnhangAist - eine entscheidende reiche Möglichkeit phänomenologischmethodischenVerfahrens.ad 1. 25Beginnen wir mit der ersten Abhebung, dem Phänomen desMich-selbst-habens und zwar in der Weise des ersten Schrittesphänomenologischer Methode, der kritischen Destruktion derObjektivierungseinschlüsse. Unter diesen werden verstandennicht nur die gerade momentan, bei der ersten Vernahme desPhänomens vorfindlichen, sondern auch die möglichen, derabgleitenden Objektivierung des faktischen Lebens sich nahelegenden.Das Michselbsthaben, das unabgehobene in lebendigen Lebenserfahrungen,ist nicht: ein über die Erfahrung und das Erfahrenereflektierendes, aus ihr heraustretendes zum Objektmachendes Ich, so daß dabei das Ich als Ich, als seiner Gegenstandsregionzugehörig, als von ihrer Art seiend erkannt würde.Es ist nicht eine Einstellung in Ordnungsbeziehungen, in welchemBeziehungssystem das Ich durch Einordnung endgültigwürde so daß im Sinne des Ordnens nichts mehr darüber aussagba;wäre. Das gilt sowohl vom Ich als leerem Beziehungspunktals auch vom Ich als konkreter Mannigfaltigkeit von Objektbestimmungen.Denn im letzteren Falle könnte es sich nurum ein Gefüge von mannigfaltigen Regionen und deren Beziehungs-und Ordnungsmöglichkeiten handeln. Das Michselbsthabenist kein Ansetzen zu Ordnungsbestimmungen; es liegtnicht in dieser Tendenzrichtung.Das Michselbsthaben in lebendiger Lebenserfahrung ist noch25 Vertrautheitscharakter -:Einfügbarkeit in die jeweilig auch erinnerte Lebensbewegung - Mitgehenkönnen- Loslassen der Aktivität; das Selbst seinerseits in diesem Aspekt.Vgl. Manuskript "Zum Grundaspekt des Selbstlebens