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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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158 AnhangAsen anmuten, erfahre ich, wie ich immer dabei bin. Im Sinnedes Fremden liegt gerade das gehemmte, unmittelbar zurückgeworfeneVertrautsein.Es ergibt sich hier eine Konsequenz bestimmter Aufgaben,die Phänomene des Sichselbsthabens in den lebendigsten Gestaltenvon Lebenserfahrungen verstehend zu erforschen. ImNichtsehen und Nichterforschen dieses Phänomengebietes liegendie Wurzeln für die grundverkehrten Ansätze und Richtungender heutigen und früheren Begriffsbildung, z. B. in derAesthetik und vor allem in der Religionsphilosophie, von denScheinproblemen der Theologie und Apologetik ganz zuschweigen.In der üblichen epigonenhaften Philosophie selbst berauschtman sich an Surrogaten für diesen reichen Phänomenkomplex,der nur durch wirkliche Erforschung und Arbeit aufhellbar ist.Man sagt: Jedes Bewußtsein von etwas ist zugleich Bewußtseinseiner selbst. In diesem Satz habe ich zugleich dann das Prinzipdes Bewußtseins und des Lebens: die Identität- das Postulat allerBewußtseins- und Erlebnisphilosophie -, in Wahrheit: eineformale Objektivierung, ein leeres Begriffsschema, um das ichin allen möglichen Variationen herumreden kann, das aber geradeals formales Netzwerk mich verstrickt und am eigentlichenZufassen hindert, das mich nicht einmal frei gibt, um überhaupteinmal die Phänomene zu Gesicht zu bekommen, wasallein schon eine verwickelte Aufgabe ist.Diese ursprüngliche Artikulation des Lebens, das Vertrautseinseiner mit der gelebten Welt und das Ansprechen dieser imSinne der Lebensbewegung selbst wird deutlicher, wenn manim Leben mitgeht, sofern es im Erinnern sich hält. Die Artikulationerfährt eine lebensmäßige Dilatation, Ausweitung. DasErfahrene hat eine lebensmäßige Distanz zum aktuellen Erinnern.Der Bezug zum Erfahrenen hebt sich dadurch und zugleichdamit der im Erfahrungsgehalt selbst liegende Charakterder Vertrautheit. Ich finde mich im Erinnerten selbst irgendwievor, es als solches drückt mich aus, ich selbst dämmere mir aufRekonstrnktion des Schluß teiles 159in einer bestimmten Gestalt. Der erinnerte Zusammenhang istein wenn auchfragmentarischer der Verstehbarkeit.Die erinnerten Begegnisse geben sich selbst als angenehmoder unangenehm, bereichernd, hemmend, halten in sich beschlossendie Rhythmik, mit der ich durch sie hindurchging, inder sie und ich in ihnen existent waren.[Es hängt alles davon ab, daß diese Betrachtungen so verstandenund nachgelebt werden, wie es ihrer Tendenz und ihrem innerenAnspruch gemäß ist. Die Psychologie wird sagen: das istvorsintflutliche Psychologie, da ist ja die Rede von Gedächtnisdispositionen,Empfindungsresiduen, Reaktionszeiten, von derRolle der Vorstellungselemente, der Phantasie in der Erinnerung.]Andererseits darf man sich die Forschung nicht erleichternoder gar verlassen wollen dadurch, daß man argumentiert:Erinnerungen sind Erlebnisse, Erlebnisse sind die eines Ich,also muß ein Ich dabei sein und zwar dasselbe, identische. Esmuß gerade die abwegige Einstellung auf das Ich als Objektvermieden werden. Es ist hier nicht die Rede von Selbstwahrnehmungund Selbstbeobachtung im Sinne der Rückwendungauf eben abgeschlossene Erlebnisse. Gerade daß in den verstandenenPhänomenen keine Rückbeziehung des Ich auf sichselbst notwendig ist, um sich selbst irgendwie lebendig zuhaben, ist ihr Auszeichnendes.Diese Charaktere des mich selbst ausdrückenden Vertrautseins,Zugänglichseins in der ganzen Fülle ihrer inhaltlichenRhythmik bezeichnen zugleich die unabgehobene, im faktischenLeben selbst liegende Motivstelle dafür, wie alle Erfassungder Lebensbezüge des Lebens sich ansprechen lassen mußaus dem Leben selbst und seiner Fülle, seiner Geschichte.Die Geschichte nicht als Quellenkritik und Geschichtsschreibungund Materialsammlung, Antiquitätenladen oder als durchindividualisierte Begriffsbildung beherrschbar gewordene sonstunbeherrschbare empirische Wirklichkeit, sondern als mitlebendesLeben, als Vertrautsein des Lebens mit sich selbst in all

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