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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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34 Leben als Problemsphäregestoßen«, »genießend«, »entsagend«. »Wir begegnen immerirgendwie«. Unser Leben ist die Welt, in der wir leben, in diehinein und je innerhalb welcher die Lebenstendenzen laufen.Und unser Leben ist nur als Leben, insofern es in einer Weltlebt.Das Leben begegnet in jedem Moment seines Ablaufs einemanderen Weltstück oder »ist es«. Das Leben ist etwas, das nichterst noch etwas zu suchen brauchte - daß es zuvor leer wäre unddann erst eine Welt suchen müßte, sich mit ihr zu erfüllen -,sondern es lebt immer irgendwie in seiner Welt. So ist das Leben,wie wir es aus ihm selbst und in ihm selbst stehend erfahren,»erjagen«. Das ist für jeden verständlich - in verschiedenemAusmaß. Der wilde Indianer, der von einer erfolgreichenJagd heimkehrt und seinen Stammesgenossen erzählt, wird vonihnen verstanden. Jeder Mensch trägt in sich einen Fonds vonVerständlichkeiten und unmittelbaren Zugänglichkeiten. Es gibtfür bestimmte Gruppen von Menschen gewisse jedem in gleicherWeise zugängliche Weltstücke: die Gebrauchsgegenständedes täglichen Lebens, Verkehrsmittel, »öffentliche« Einrichtungen(die »Öffentlichkeit« - »der Markt« des Lebens), gewissejedem zugängliche Zweckzusammenhänge: Schule, Parlamentusf. So lebt jeder in seiner lebendigen Gegenwart. So lebten dieMenschen früher - das lassen wir uns erzählen von der Geschichte.Es gab früher vielleicht andere Berufe, die Menschendachten ganz anders. Dieses Leben ist nun einmal so. Das Leben- so unvollkommen es ist, so gewiß es nie voll befriedigt,fragmentarisch bleibt und nach Vollendung ausschaut; auchdieses Suchen und Letzte-Erfüllung-finden-wollen, das »Entwerfen«von Welt- und Lebensanschauungen (das Zusammenschauenin ein Ganzes und Einziges), die das Leben deutensollen, sind Schöpfungen des Lebens, des Lebens eines bedeutendenMenschen - Propheten -, der lebt in der besonderen Tendenz,eine Gesamtschau über das Leben zu bekommen und sieanderen zu verkünden - Anschauungen, die selbst vielgestaltigsind und als Überzeugungen in das Leben vieler anderer einge-§ 7. Umgrenzung des Begriffs des Lebens 35hen. Dasselbe gilt von der Kunst - die Werke zeitgenössischerKünstler und die von früheren sind uns zugänglich, wir könnenin ihnen leben, ebenso wie wir aufgehen können in einerhistorisch überlieferten Religion. Das Leben erfährt gewissebestimmte Ausprägungen und Charakterisierungen und Stellungenseiner zu ihm selbst. Kunstwerke, Wissenschaften, Maschinen,religiöse Gegenstände - sie alle sind im Leben.Es gibt auch Wissenschaften von diesem Leben. Menschen,die in der Tendenz leben, das vergangene Leben in all seinerVielgestaltigkeit seines Gewordenseins zu erforschen - die Geschichtswissenschaft.Es gibt Wissenschaften, die bestimmteSeiten unserer Umwelt, in der wir leben, spazieren gehen, diewir in unsere Dienste stellen, (Luft, Licht, Wärme, Wasserfälle,das Holz der Wälder, Kohlen, Pflanzen, Tiere, uns selbst usf.)systematisch erforschen als Naturwissenschaften, Wissenschaftenvom wirtschaftlichen Leben. In all diesen Wissenschaftenleben die Menschen und zwar systematisch erkennend: das, wasnaiv-praktisch erlebt wird, in einer bestimmten Hinsicht auf einehöhere Stufe heben. 2 Sogar vom Menschen selbst, der das Lebenlebt, gibt es und will es eine Wissenschaft geben: vom Psychischen.Das Leben wird gelebt, insofern die Lebenden in ihmaufgehen in irgendeiner Richtung.Das Leben genügt sich selbst auch dort, wo es in Unvollkommenheiten,in Ungenügendheiten leben muß. Es lebt in sichund seinen antreffbaren Möglichkeiten. Es dreht sich nie aussich selbst heraus und was es lebt und was ihm auf seinen verschiedenenWegen begegnet, hat Lebenscharakter, ist im Lebenselbst da: mein Schreibtisch, Sie als Hörer, die Bibliothek,Sätze der Physik, geschichtliche Urkunden, Texte, Preisverhältnisse,wirtschaftliche Konjunkturen, politische Konstellationen,Kunstwerke, Kirchen, religiöse Veranstaltungen, Gott. So istnun einmal das Leben, so gibt es sich. Es wirkt sich aus in seinerjeweiligen Welt- das >Leben an sich

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