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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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4 Historische Überschaub) Die Frage des AnfangsWo soll in der prinzipiellen Aufhellung der nur andeutungsweiseberührten Fragen der Anfang gemacht werden? Washeißt »anfangen« in einer Wissenschaft und gar in der prätendiertenUrwissenschaft? Und all das auf die Phänomenologiebezügliche Fragen soll selbst phänomenologisches sein undphänomenologisch erledigt werden. Wozu aber diese künstlichenUmwege, die an berüchtigte Praktiken der sogenanntenErkenntnistheorie erinnern, die ständig das Messer schleift,ohne je zum Schneiden zu kommen? Bringen wir in den Sinnvon Anfang nicht das Bild eines Einsetzens an einem Punkt undFortgangs in einer Linie? Da wir nun selbst in der Linie stehen,kann es nicht gelingen, von einem außerhalb ihrer an den erstenPunkt sich zu setzen. Schwierigkeiten nur aus der Objektivierungdes Anfangs in der objektiven Zeit und an einem objektiviertengegenständlichen Was gelegen!Reflektieren wir doch nicht über das Anfangen, sondern fangenfaktisch an! Aber wie? Läßt sich eine echte wissenschaftlicheMethode einfach aufgreifen, als etwas von dem Gegenstandscharakterder Wissenschaft Abgelöstes, als ein technisches Mittel,Handwerkszeug, das man sich aneignet, dessen Gebrauchman einübt und nun frisch drauflos Phänomenologie treibt?c) Das Problem der MethodeMan beachtet auf phänomenologischer Seite - oder sagen wir:bei solchen, die sich so nennen - nicht, daß echte Methode immernur - wie Husserl das eindringlich zum Bewußtsein gebrachthat - dem Grundcharakter eines bestimmten Gegenstandsgebietesund seiner Problematik entwächst. Aber - das istdoch nur die eine Seite? Was heißt: die Methode erwächst einerbestimmten Problematik einer Gegenstandsregion? Was heißtProblem? Liegen denn Probleme einfach nur in dem betreffendenGegenstandsgebiet gleichsam am Wege, daß man sie aufgreiftund nach ihnen die Methode gestaltet! Oder erwachsen§ 1. Voranzeige der Phänomenologie 5die Probleme nicht selbst erst, und zwar in der Weise der Fragestellung,in der Methode, bezogen auf das betreffende Gegenstandsgebiet?Also stehen wir bei der genau umgekehrten Sachlage.. ...Die Methodik entwächst der ProblematIk und dIese Ist emeMethode der Grundfragestellung mit Bezug auf ein zu bearbeitendesGegenstandsgebiet. Und dieses? Liegt das einfach schlichtda, so daß man nur Fragen in es hineinzusenden braucht? Ist esschlecht und recht gegeben, vorgegeben? Was heißt »gegeben«,»Gegebenheit« - dieses Zauberwort der Phänomenologie undder »Stein des Anstoßes« bei den anderen.Es soll aber in der Phänomenologie nicht wuchern: die »Unmethodedes Ahndens und der Begeisterung«, auch nicht »dieWillkür des prophetischen Redens«2, aber ebensowenig hausbackeneBürgerlichkeit und Allüren des wissenschaftlichenTagelöhners, sondern echtes, ursprüngliches, lebendiges, sichständig neu bis auf den Grund aufwühlendes, nie ruhendesProblembewußtsein - echte Wissenschaft, die unserer Zeit unddem 19. Jahrhundert verlorenging, die man nicht einer neu anbrechendenZeit andernonstrieren kann, sondern die neu gelebtwerden will. Eine Angelegenheit lebendigen, persönlichenSeins und Schaffens (~Radikalismus).In der Idee der Ursprungswissenschaft und ihres echten Vollzugsist gelegen die Forderung des absoluten Radikalismus desFragens und der Kritik. Gerade das echte historische Verstehen,das der Phänomenologie erwächst und ihr eine neue Schätzungund Auswertung der Geistesgeschichte, ein neues Sehen ihrerermöglicht, muß sie rücksichtslos machen gegen deren Leistungen,in dem Sinne, daß sie sich nichts unvermittelt und ungeprüftaus ihr vorgeben (suggerieren) läßt. Das gilt noch mehrvon der Philosophie der jeweilig »zufälligen« Gegenwart.2 G. W. F. Hegel, Phänomenologie des Geistes. Hg. J. Schulze .. In: Werke.Vollständige Ausgabe durch einen Verein von Freunden des Verewlgten. Bd. 2.Berlin 1832, S. 38.

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