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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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76 Wissenschaft als BekundungszusammenhangEs gilt nun noch, diese Stufen und Momente der apriorischenGenesis des Ausdruckszusammenhangs »Wissenschaft« in bereitsbestimmte Perspektiven zu stellen, in die sie - selbst Tendenzenfaktischen, hier forschenden, wissen-schaffenden Lebens- vielleicht notwendig hineingehören. Wir beachten dasPhänomen der Zugespitztheit faktischen Lebens auf die Selbstweltzugleich mit der Möglichkeit, daß diese Zugespitztheitüberall, auch da, wo sie nicht ausdrücklich beachtet ist, amWerke ist. Mit jedem »Irgendwie« der Bekundung und des Bekundetseinsist mitgegeben eine Situation der oder einer Selbstwelt.Das ist für uns eine Anweisung, faktisch hinzusehen, ob diesermerkwürdige Wechselbezug zwischen dem lrgendwie der Bekundungund einer Selbstweltsituation auch bei den Bekundungsgestaltenund -stufen der »Wissenschaft« antreffbar ist.Vergegenwärtigen wir uns die drei konkreten Beispiele:1. die blumige Wiese am Maimorgen und botanisch-wissenschaftlicheAbhandlungen darüber;2. Rembrandtbilder, gegenwärtig im lebendigen aesthetisehenGenuß und kunstgeschichtliche Untersuchung darüber(z. B. über ihr chronologisches Verhältnis);3. eine Choralmesse, der wir beiwohnen, und ein theologisch-dogmatischerTraktat darüber.In dem jeweiligen »darüber« kündigt sich an, daß auch inden wissenschaftlichen Ausdruckszusammenhang etwas vonder nichtwissenschaftlieh sich kundgebenden Lebenswelt eingeht.Dieses identische Etwas steht aber beidemal in einemanderen Bezug zur Selbstwelt und ihrer Situation. Wir stellenlediglich faktisch fest: Es ist mir in der nichtwissenschaftlieh bekundetenLebenswelt »anders zumute« als in dem ebendieseibeneu ausdrückenden Bekundungszusammenhang »Wissenschaft«.Ein verschiedenes Zumute-sein (es ist mir anders zumute)- verschiedene Situationen; in der Verschiedenheit derSituationen doch zugleich eine Gemeinsamkeit, insofern dieTendenzen, die von beiden auslaufen, solche sind, die in diefaktische Welt hineintendieren. Die Zugrichtung des faktischen,§17. Wissenschaft im Bezug zur Selbstwelt 77Lebens bleibt in beiden Situationen identisch dieselbe. Also dazwischenoffenbar ein Prozeß der Situationsumbildung. Also imBezug zu den genannten Stufen: Bereitung des Erfahrungsbodens,Ausformung des Sachgebietes und damit Schaffungkonkreter Logik - ein Wandel der Situation der Selbstwelt. Wiediesen Prozessen streng methodisch nahezukommen ist wasüberhaupt in dem liegt, was wir »Situation« nennen, davo~ wissenwir noch nichts.Faktisch begegnet uns nur bei der rohen Ansicht einer Selbst­Situation, die im Bezug steht zu einem wissenschaftlichenAusdruckszusammenhang: daß da eigentlich von einem Zumuteseingar nicht mehr gesprochen werden kann, ja daß dieSelbstwelt überhaupt keine Rolle mehr spielt. Denn im faktischverstandenen Sinne eines wissenschaftlichen Ausdruckszusammenhangsliegt es, daß er »objektiv gilt«, d. h. situationsmäßiggesehen, daß jeder Bezug zu einer eigenen Selbstwelt nichtmehr besteht und bestehen darf. Wir sprechen davon, daß einwissenschaftlicher Mensch unbedingte Sachlichkeit pflegenmuß, die allerdings nicht ausschließt schärfste Kampfstellungund Kritik, wogegen alles Nivellieren und ironische Verwischenvon Gegensätzen die Wissenschaften jedesmal auf den Hundbringt. Schärfste wissenschaftliche Gegnerschaft und echtestepersönliche Hochschätzung können und müssen in einem wissenschaftlichenSelbstleben in eins lebendig sein. (Etwas, wasseine tiefen Rätsel hat.)All die reichen Bezüge zur Selbstwelt sind unterbrochen: im~ssenschaftlichen Ausdruckszusammenhang ist das lebendige,fließende Leben »irgendwie« erstarrt [oder steht in einer ganzanderen Form des Lebens].Faktische Lebenswelten und ihr Reichtum gehen in den wissenschaftlichenBekundungszusammenhang ein, verlieren aberdo~h . gerade das spezifisch Lebendige und treten aus denMoglichkeiten heraus, um- und selbstweltlich zugänglich zuwerden. Lebenswelten werden durch die Wissenschaft in eineTendenz der Entlebung genommen und damit das faktische Le-

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