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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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218 Anhang BErgänzung 9Die abgewehrten Tendenzen sind nicht zufällig. Das Abscheidensteht im Zusammenhang mit der Sicht des Phänomensselbst. Ich muß das Phänomen schon haben, ehe ich »gegensehen«kann. Trotzdem hat das »nicht« der Abscheidungeine produktive Bedeutung, denn dadurch realisiert man erstdie spezifisch phänomenologische Situation. Die Langsamkeitund Schwierigkeit dieser Methode können keinen Einwandgegen den Sinn der Phänomenologie bilden. So evident dieerfaßten Phänomene sind, so schwer ist die Stufenfolge desWeges aufzufinden, der zu ihrer Sicht führt und so schwer ist erzu beschreiben und auszudrücken. - Das phänomenologischSichtige darf nicht umgedeutet werden in das phänomenologischeGegebene. Z. B. erfasse ich als Phänomenologe dasUnabgehobene und hebe es eben dadurch ab, obwohl es imPhänomen unabgehoben liegt. Ich darf mich nicht wundern,daß ich die unabgehobene Bedeutsamkeit nicht »sehe«. Dassinnmäßig Notwendige, aber Unabgehobene, daher nichtSichtige ist zu unterscheiden von dem phänomenologisch Sichtigen.(Das sind schon phänomenologische Betrachtungen, sie dienenuns aber hier nicht als Begründungsgrundlage; wir stoßenauf sie in unseren Deskriptionen, aber wir setzen sie nicht alsgültig voraus für und vor unserer Beschreibung.)Auf welche Weise kommen wir nun zum Sinn des Wirklichkeitsbewußtseins?Dadurch, daß wir fragen, ob in der faktischenErfahrung mögliche Modifikationen liegen, die auf ihnhinweisen.Ich kann in der faktischen Erfahrung besinnlich nachdenken,das Erfahrene mir zu Bewußtsein bringen. Ich kann darüber berichten,mit einem anderen mich darüber unterhalten. - DieKenntnisnahme und Kenntnisgabe sind bestimmte Modifikationender faktischen Erfahrung -, die aber nicht aus der faktischenErfahrung herausfallen; sie bleiben im Stil des Erfah-Ergänzungen 219rens. Das zur Kenntnis Genommene sind nicht Sachverhalte,sondern Bedeutsamkeitsverhalte.--[Es sei hier ein Hinweis auf die Grundmaximen der phänomenologischenMethode eingeschaltet, ehe wir das schwierige Problemder Bedeutsamkeit weiter behandeln:1) Das phänomenologisch Herausgestellte, Dargestellte,Niedergeschriebene etc. ist abgehoben formuliert, - dagegen istdas, was ausgedrückt wird, phänomenal in seinem Zusammenhangnicht (immer) gewußt, nicht Korrelat eines Wissens.2) Phänomenologische Gegebenheiten, die wir herausheben,dürfen nicht umgedeutet werden in Ausdrücke, als entstündensie erst dadurch, daß man sie ausdrückt. PhänomenologischVorgefundenes ist nicht Produkt, Resultat, phänomenologischerEinstellung, sondern nur die »Gesehenheit« ist die Schuld derphänomenologischen Einstellung.3) Alles muß in seinem lebendigen Zusammenhang betrachtetwerden, d. h. man muß die ganzen Situationen vor sichhaben (nicht »Schreibtischphänomene«) - (Selbst bei der »logischen«Frage des »impersonalen Urteils« - »es regnet« - istdurch den Wasgehalt des Urteils eine ganz bestimmte Situationvorgeschrieben).4) Eine ständige Erneuerung und Verlebendigung des Sehensist notwendig. Im Fortgang der Betrachtung muß das Phänomenimmer lebendig gehalten werden. - Diese Forderungscheint trivial, wird aber von der gegenwärtigen Philosophie oftverletzt. Man kann nicht durch »Erdachtes« »Grundlegungen«schaffen. Die Gegenstände der Philosophie müssen in ihrerSelbstgegebenheit gesehen werden. Es gibt keine Beweise inder Phänomenologie, da sie doch stets beschreibt. _Hier erhebt sich das Schwierige (noch nie behandelte) Problemder phänomenologischen Begriffsbildung.5) Bei dem ständig sich neu zur Gegebenheit Bringen ist esdann auch notwendig, immer von neuem zu sehen und »gegenzusehen«.Aus dem positiven Haben des Phänomens müssen wirAbscheidungen vollziehen, das Gesehene immer schärfer abhe-

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