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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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If68 Wissenschaft als Bekundungszusammenhangwir nicht mitverstehen wollen; wenn ja, dann sprechen wir vonspezifisch praktischer Lebenserfahrung.) Er-fahrung als Eingehen,Aneignen; Erfahrenes ist solches im Charakter derVerfügbarkeit, des ausdrücklichen, spontanen, nicht lediglichkonstatierend festgestellten, frei ins Werk gesetzten, oder despassiven, des mir wieder Begegnenkönnens, das passive sich zurVerfügung geben. (Merkwürdiger phänomenaler Zusammenhangvon Motivationen.) Man spricht dann auch von Erfahrungin einem gesteigerten Sinne - religiöse Erfahrung: BetroffenundGetroffensein im innersten Selbst. Das Erfahrene ist dannnicht nur verfügbar, das Selbst »ist« es geradezu selbst.Im faktischen Leben sind die Erfahrungen mannigfaltigdurcheinanderlaufend, bald aus jener Lebenswelt herkommend,bald allS dieser, sich verschlingend, umbildend, verwachsend- unter den Verfügbarkeiten hin und her und darüber hinwegzu anderem laufende Motivationen, in einen Zusammenhangtretend, der bestimmt wird durch den faktischen Ablaufjedes einzelnen faktischen Lebens oder, in der Z ugespitztheit gesehen,im Durchdringungs- und Motivationszusammenhangder Selbstwelt und ihres historischen Ablaufes.Das, was Sie erfahrend jetzt in dieser Vorlesung hören, denBericht von einem Raubmord in Berlin, den Sie nachher vielleichtin der Lesehalle zeitunglesend erfahren, das Abendbrot,das Sie, erfahrend, zu sich nehmen, worüber Sie vielleicht erfahrenderweisesehr befriedigt sind: all dies Erfahrene als solchesnach seinem jeweiligen Was-Charakter steht außer inhaltlichemZusammenhang und doch in einem Zusammenhang,insofern es Erfahrungen sind im einheitlichen Zuge Ihres faktischenLebens.Erfahrungszusammenhang - Verfügbarkeiten: jede für dieandere, und das wieder in verschiedenen Weisen; daraus besonderebetont, bevorzugt. Habitus - Weise des Re-agierens vonpassiv (nicht spontan) wirkenden Tendenzen, die aus den Verfügbarkeitenentwachsen, so oder so. Der Zusammenhang desso Erfahrenen ist, als bestimmt von besonderen Motivationsver-§ 15. Zur Genesis der Wissenschaft 69läufen eines Selbstlebens, ein Durcheinanderstreben und Wiederkehrenvon Tendenzen. Das Erfahrene hat einen merkwürdigenCharakter des Gemischten, des Vielerlei, des Gesprenkelten,doch nicht unter einem mehr oder minder scharfen Hervortreteneines Musters - [ich möchte diesen Aspekt bezeichnenmit der Aufschrift, die Stefan George, der so stark unmittelbarsehen kann, einem seiner Gedichtbände gegeben hat: Der»Teppich« des Lebens].c) Der Erfahrungsboden der WissenschaftDas ist aber noch nicht das, was wir Eifahrungsboden nennen(faktischer Erfahrungszusammenhang eines faktischen Lebens).Um diesen zu erreichen in seiner nackten Gleichartigkeit, mußgleichsam - um im Bilde zu bleiben - der Teppich weggezogenwerden, d. h. es muß sich bereiten ein Zusammenhang, der sichbestimmt aus einer inhaltlichen Zusammengehörigkeit des Erfahrenenals solchen, so daß sich aus diesem Erfahrungsbodenein einheitlicher Sachcharakter herausheben kann, durch densich ein Sachgebiet für eine Wissenschaft bestimmen läßt. DieserProzeß der Bereitung des sacheinheitlichen Erfahrungsbodensist sehr verwickelt und er ist bei jeder Wissenschaft undim Ausgang von jedem faktischen Lebensgebiet von andererStruktur und Stufenfolge der theoretischen Schritte.Diese Bereitung des Erfahrungsbodens, der Prozeß der Beistellungeines möglichen Sachgebietes, kann sich selbst nur vollziehenin der Tendenz der zu etablierenden Wissenschaft selbst,und diese Tendenz ist in ihrem Was und Wie selbst wieder nurmöglich als echt motiviert von der Lebenswelt her, aus der inihrer eigenen Perspektive das reine Sachgebiet sich abhebt.Verfügbarkeiten sind jetzt nicht mehr in der lebendigen innerstenTendenz des Habitus einer Selbstwelt. Es werden die persönlichenBeziehungen zu ihnen abgebrochen. Meine Selbstweltund ihre reichen Bezugsmöglichkeiten rücken von ihnen ab, d. h.der Sinn von verfügbar verarmt und erweitert sich zugleich in

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