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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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216 Anhang BZwecke muß man die Bedingungen isolieren und variieren, umdie Tragweite jeder einzelnen zu erfahren. Daher kommt man:1) zum Experiment; d. h. zur objektiv normierten Variation derBeobachtungsbedingungen. Das Experiment ist nicht notwendigmessend. 2) zur Idee der Messung »psychischer Größen«(»Psychophysik« von Fechner begründet). Die Ideen »psychischesMaß«, »Intensität« usw. bleiben aber noch ungeklärt. -3) zur Statistik; d. h. zu einer Klassifizierung und Zählung zahlreicherbeobachteter Fälle und zur Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnungauf dieses MateriaL--Es fragt sich nun: sind diese angegebenen faktischen Tendenzender heutigen Psychologie echt motiviert?Die moderne Naturwissenschaft hat die Psychologie stark beeinflußt,von ihr hat die Psychologie ihre Methode übernommen.Das Bestreben der Psychologie, sich ein objektives Gegenstandsgebietherauszuheben, ist berechtigt. Aber dieses Motivwird unecht, wird veifälscht dadurch, daß die naturwissenschaftlicheMethode auf das psychische Gebiet übertragen wird.Damit wird gerade das Grundmotiv der modernen Naturwissenschaftübersehen, dem diese ihre Größe verdankt, nämlichsich den Sinn ihres Gegenstandsgebietes und ihrer Methodeaus dem Sinn der Erfahrungswelt vorgeben zu lassen. Das hatgerade die Psychologie für sich, für ihr eigenes Sachgebiet nichtgetan. Sie hat nicht gefragt, welche Motive ihr aus ihrer eigenengenuinen Erfahrungswelt erwachsen. Sie hat die radikale Fragenach dem Grundsinn ihrer Erfahrungswelt nicht erhoben.-*Ergänzungen 217für die allgemeinste Gattung; als ob der Prozeß der Formalisierungbestimmte Stufen der Theoretisierung voraussetze. Husserlhat den fundamentalen Unterschied zwischen Generalisierungund Formalisierung aufgewiesen (»Logische Untersuchungen«,1. Band, Schlußkapitel, »Ideen«, § 13)1. - Dagegen ist das Etwasals Unbestimmtes in einem Bedeutungszusammenhang denkbarerfüllt, geladen mit Leben, so daß es einen drohenden, beängstigendenCharakter annehmen kann. - Die faktische Lebenserfahrunggeht also auf in Bedeutsarnkeitszusammenhängen.Existenz ohne Bedeutsamkeit hat gar nicht die Möglichkeitder Motivierung. Existenz als das, was »voll bestimmt« ist, andem »nichts unbestimmt ist« (d. h. Existenz im Sinne des Existentialurteils,so, wie es die Marburger Schule versteht), kannniemals im faktischen Leben auftreten. - Doch können theoretischeZusammenhänge in einer gewissen Umbildung ins Umweltlichedoch wieder in das faktische Leben eintreten. - Dieelektrodynamischen Gesetze können z. B. einen bestimmtenPhysiker enorm interessieren, in Anspruch nehmen, in seinemfaktischen Leben eine bedeutsame Rolle spielen. Damit gehensie aber eben in einen Bedeutsamkeitszusammenhang ein.Darin zeigt sich wieder die Schrankenlosigkeit der Herrschaftdes faktischen Erlebens, dem deshalb, weil es auf nichts »zugeschnitten«ist, alles und jedes zugänglich werden kann. Um die»Bedeutsamkeit« näher zu charakterisieren, können wir nichtanders verfahren, als Alles von ihr abscheiden, was sie nicht ist.*Ergänzung 8Das formale Etwas ist Korrelat des Prozesses der Formalisierung.Dieser Prozeß ist absolut frei, nicht gebunden an eine bestimmteStufe der Theoretisierung. Die Logik hielt ihn zumeist1 Husserl, Logische Untersuchungen. Erster Theil: Prolegomena zur reinenLogik. Halle 1900, 11. Kap.: Die Idee der reinen Logik.Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischenPhilosophie. Erstes Buch. Halle 1913, § 13.

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