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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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102 Bereitung des Eifahrungsbodensgefragt ist, wie Selbstwelterfahrungen faktisch entstehen - etwaim kindlichen Seelenleben oder gar in der phylogenetischenStammesentwicklung, was überhaupt eine widersinnige Frageist -, welches die günstigen und hemmenden Faktoren sind, diesolche Erfahrungen faktisch auslösen. Diese faktisch-entwicklungsgeschichtlicheBetrachtung setzt ja schon voraus, daß wirum den Sinn von Selbstwelterfahrung wissen, wissen, was damitgemeint ist; sonst bewegte sich ja die Fragestellung imDunklen. Abgesehen davon ist diese Betrachtung methodischeine solche des hypothetischen Ansetzens eines vermutlichen sound so Gewesenseins, während wir verstehen wollen den Sinnvon Selbstwelterfahren, überhaupt abgehobenem Erfahren -Frage nach dem Sinn. So ist auch die Frage, wie es. zur Abhebungkommt, eine sinngenetische; welche Möglichkeiten desSinnes von Abhebungen und besonderen Erfahrungsweisen imSinne der faktisch vollen unabgehobenen Lebenserfahrung liegen,die uns unmittelbar zugänglich ist, die wir selbst sind und diewir selbst faktisch leben. Unsere Frage: Gewinnung der Grunderfahrungder Selbstwelt und die daran schließenden weiterenFragen (Punkte 1-5) führen zurück auf Gewinnung der faktischunabgehobenen Lebenserfahrung überhaupt.§ 24. Der Bedeutsamkeitscharakter des konkretenLebenserfahmngszusammenhangsa) Die faktisch unabgehobene LebenserfahrungUm also den Sinn von möglicher Abhebung einer Erfahrungsweiseüberhaupt und Abhebung einer besonderen Grunderfahrungzu verstehen, muß die unabgehobene faktische Lebenserfahrungzur vollen Anschauung gebracht werden. Denn insofernsich zeigen wird, daß die aufzuweisenden Grunderfahrungenletzte Phänomene sind, lassen sie sich auch nicht weiter erklärenund sie widerstreben einer Erklärung (jede theoretische Frage ist§ 24. Zur Bedeutsamkeit der Lebenseifahrung 103abgeschnitten, sogar widersinnig!!). Sie werden aber gerade vollsichtig in ihrer phänomenalen Fülle, wenn sie selbst gegen einenmöglichst hellen Hintergrund gehalten werden.Wir sehen uns die volle faktische Lebenserfahrung an undheben bestimmte Seiten an ihr heraus, oder besser, wir lassensie in ihr, lassen nur stärkeres Licht fallen auf sie - also einenganz konkreten Lebenserfahrungszusammenhang, den wir auffrischer Tat ertappen, den wir aber nicht einschüchtern oder anstarren,sondern verstehend ihm nachgehen. Und zwar sehenwir hin auf das, was wir gerade erfahren. Wir denken nichts undwissen nichts von Umwelt, Mitwelt, Selbstwelt. Wir leben faktischin einem Was. Keine besonders ausgefallene Lebenserfahrung- ad hoc zurechtgemacht - greifen wir unmittelbar auf!Ohne Scheu vor Trivialitäten!Ich komme nach der Vorlesung aus dem Universitätsgebäude;drüben sehe ich einen Bekannten mich grüßen; ich erwidereden Gruß; beim Colosseum 1 vorbeikommend höre ich Musikesfällt mir ein, daß ich heute abend ins Theater will daß ichdas und das noch erledigen will, daß ich nicht zu spät kommendarf; zwischendurch kommt mir, daß ich an einer Stelle derVorlesung die Formulierung nicht so herausbrachte, daß sie dasGesehene adäquat wiedergab; im Weitergehen lebe ich in dem,was ich zuvor noch erledigen will; dabei sehe ich Menschen undgehe an einer Straßenecke in einen Zigarrenladen, kaufe mirSchweizerstumpen, höre den Herrn hinterm Ladentisch sehrlebhaft vom letzten Fußballwettspiel erzählen' , was er erzählt ,interessiert mich, mich nicht, wie er erzählt; während ich einpacke,sehe ich nur, wie er immer lebhafter und begeisterterwird über die glänzenden Leistungen eines Läufers.Was erfahre ich? Trivialitäten, Alltäglichkeiten - aber daskümmert uns nicht, wir könnten auch Gewichtiges erfahren. Vorallem, was ich erfahre, existiert wirklich: der Bekannte grüßtwirklich; die Musik spielt wirklich; es fällt mir wirklich ein; die1 [Ein zu dieser Zeit in Freiburg bestehendes Variete und Kaffeehaus.]

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