13.07.2015 Aufrufe

GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

132 Leben als Problemsphäreb) Mannigfaltigkeit der LebenstendenzenDu , er , sie , wir leben immer in einer Richtung (meist so, daß dieRichtung uns gar nicht ausdrücklich bewußt ist; ich kann michausdrücklich in sie hineinstellen; sie kann mich aber auch überfallenoder sich einschleichen oder schlicht da sein, aber so, daßab und zu eine Richtung ausdrücklich uns in Anspruch nimmt,uns anspricht) - momentan in der: die Vorlesung zu »hören«;ich selbst: sie zu halten. Ich gehe ins Kolleg z. B. morgens, nachmittagsarbeite ich zu Hause. Der eine beschäftigt sich mit dieser,der andere mit jener Wissenschaft. Der arbeitet intensiv,selbständig, jener anfängerhaft, rezeptiv mit ständigen Hemmungen.Ich setze mich zu Tisch; spüre Müdigkeit, braucheetwas, das mich aufkratzt; gehe ins Konzert, höre Bach; ein andermalsehe ich mir Bilder an, lese Gedichte; ich gehöre in einereligiöse Gemeinschaft - das »ich gehöre« (latente und doch wacheTendenz) -, an bestimmten Tagen und Stunden bin ich dannbesonders lebendig in ihr lebend; betätige mich in einer akademischenVereinigung; ich treibe Sport, gehe zum Wählen, binpolitisch tätig - »ich halte« mich immer »irgendwo« »auf«. Ichhabe einen bestimmten, wenn auch variablen, sich inhaltlichbald weitenden, bald sich verengenden Umkreis von »Sachen«,die mein Leben zu einer bestimmten Zeit so »in Anspruch nehmen«,zu anderen Zeiten anders, die »in« der Richtung meinesLebens liegen (wirklich »drin« sind). Ich wachse in einen Berufhinein, es kommt eine gewisse Stabilität ins Leben - auch nurein bestimmter Typus von Tendenz. Mein Verkehr mit anderenMenschen erfährt eine bestimmte Selektion, durch Brauch undandere Tendenzen bestimmt.Man hat bestimmte Überzeugungen und Ideen über und vondem, was mir im Leben begegnet, eine gewisse Anschauung desLebens. Es kommt durch besondere Erfahrungen Neues ins Leben.Man wird von Gegensätzen hin- und hergeworfen. Einmalist dieses Leben in den verschiedenen Richtungen und Wirkungsbereichenoder in allen besonders intensiv, impulsiv. ManI!§ 7. Umgrenzung des Begriffs des Lebens 33geht in etwas auf, ist gefangen in etwas (oder be-fangen). Dannwieder geht alles nur so vorbei, man ist dabei nicht eigentlichbeteiligt. Oder wieder: man freut sich am Leben, lebt in großenHoffnungen, gibt sich aus an andere. Es ist eine Lust zu leben.Dann ist's wieder eine Qual. Man leidet am Leben und seinenUnvollkommenheiten; man wird erdrückt von dem, was es täglich»bringt«. Es kommen Stunden der Verzweiflung; man istzurückgestoßen von allem, was sich aufdrängt. Auf jenes mußman verzichten, anderes fällt einem in den Schoß. Menschen,denen man nahe stand, mit denen man in einer gemeinsamenRichtung lebte, werden einem fremd; andere treten in den engerenBezirk des eigenen Lebens. Man spricht sich ihnen gegenüberaus, befreundet, liebt sich. Man wächst selbst in derGemeinschaft mit anderen. Und in all diesem Leben ist manselbst zuweilen für sich selbst da. Man überdenkt sein Tun undLassen, macht Pläne, »richtet (!) sich ein«; ist mit sich nicht zufriedenbezüglich einer Leistung; man beachtet sich selbst, korrigiertund leitet »sich«, sucht sich vorwärts zu bringen; siehtsich selbst in einer Gesellschaft; oder läßt sich einfach gehen,wie's gerade der Augenblick bringt.c) Der Weltcharakter des LebensDas Vielartige also, was im Umkreis und in dem im fortströmendenLeben stets mitgehenden Umkreis von jedem von unsliegt: unsere Umwelt - Landschaften, Gegenden, Städte undWüsten; unsere Mitwelt - Eltern, Geschwister, Bekannte, Vorgesetzte,Lehrer, Schüler, Beamte, Fremde, der Mann da mitder Krücke, die Dame drüben mit dem eleganten Hut, daskleine Mädchen hier mit der Puppe; unsere Selbstwelt - sofernd~s gerade mir so und so begegnet und meinem Leben geradediese meine personale Rhythmik verleiht. In dieser Um-, Mit-,Selbst- (allgemein Um-)Welt leben wir. Unser Leben ist unsereWelt - und selten so, daß wir zusehen sondern immer wennauch ganz unauffällig, versteckt, »dabei' sind«: »gefesselt:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!