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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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214 Anhang BDer Anspruch der modernen Psychologie geht nicht nur, wiewir sahen, auf die Begründung der Geschichtsforschung, sondernauf die des Erkennens und damit jeder Wissenschaft überhaupt.Denn es sei ja jedes Erkennen psychisches Geschehen.Die einen Gegner lehnten diesen Anspruch radikal ab, andereließen die Psychologie als Propädeutik der Philosophie zu. DerKampf gegen den »Psychologismus« wurde überspannt. Dieneukantische Philosophie bewegt sich in Konstruktionen, ohneüber das wirkliche Erkennen etwas festzustellen, indem sie esals bekannt voraussetzt und ihre Kenntnis davon einfach derVulgärpsychologie entnimmt. So herrscht auf beiden SeitenVerwirrung.Um die Gründe dieser Verwirrung zu finden und sie zu überwinden,müssen wir den faktischen Tendenzen der heutigenPsychologie näher nachgehen. Dann haben wir zu untersuchen,ob diese Tendenzen und Motive echt sind, wenn sie es nichtsind, welche dann die wahrhaft echten Motive und Tendenzensind, und durch welche methodischen Mittel sie zu einer Wissenschaftgestaltet werden können. So können wir dann dasProblem der theoretisch-wissenschaftlichen Behandlung derSelbstwelt zu lösen versuchen.-Wir müssen noch einiges aus der Geschichte der neuestenPsychologie nachtragen.William James und der jüngere 1. St. MiLZ verließen die Assoziationspsychologieund erkannten, daß es im Psychischen höhereKomplexe gebe mit eigener Qualität, die nicht aus einer Summierungder Qualitäten der Elemente abgeleitet werden kann.So kam Mill in seiner »Logik« zu einer »psychischen Chemie«.­Spencer baute -Aristotelische Tendenzen in moderner Form wiederbelebend- die Psychologie in die Biologie ein (Milieubestimmungusw.). - Taine zog die psychopathischen Erscheinungenzur Erklärung des normalen Seelenlebens heran.-In der modernen Psychologie zeigt sich das Bestreben, sichdie Elemente des Psychischen selbst zu geben und sie nicht ausder Metaphysik u. ä. zu übernehmen. Von hier aus kam man aufErgänzungen 215eine beschreibende Psychologie als Grundlage der erklärenden(F. Brentano in den 70-er, Dilthey in den 90~er Jahren, klassischeDurchführung bei Th. Lipps). Maßgebend war das Bestreben,jede Konstruktion fernzuhalten, doch ka.m man zu keinerprinzipiellen Klarheit über das Verhältnis der beschreibendenzur erklärenden Psychologie. Man unterschied die Analyse derBestandteile (Beschreibung) und die der Bedingungen (Erklärung)des Seelenlebens. Nach Ebbinghaus ist das Psychischeein gesetzlicher Zusammenhang, dessen Gesetze wir erkennenwollen zur Befriedigung unseres Kausalitätsbedürfnisses. Allerdingstrennt besonders Wundt physische und psychische Kausalität.Im Hintergrund wirkt bei allen dann doch noch die so sehrbekämpfte Assoziationspsychologie fort. (Di e Assoziationsgesetzewie: »das faktische Zusammentreffen zweier Empfindungenbewirkt, daß beim Wiederauftreten der ersten die zweiteregelmäßig ihr folgt«, ist ein typisches Kausalgesetz.)-Welche Tendenzen liegen also der neusten Psychologie faktischzu Grunde?1) Die bewußte Tendenz auf Fernhaltung der Metaphysik,die berüchtigt ist. Die Psychologie will ein in sich gegründetesSachgebiet.2) Daneben aber eine zweite Tendenz: die psychischen Gesetzesind nicht unmittelbar gegeben, sondern zu erschließen.Bedingungen müssen hypothetisch angesetzt werden und darausdann das faktische Geschehen erklärt werden.Man braucht auch Elemente des Geschehens, in denen sichdas Gesetzliche festsetzt, zwischen denen die gesetzlich bestimmtenVorgänge sich abspielen. - Diese Elemente werdenverschieden angesetzt. Früher waren es einfac he Vorstellungen,dann Empfindungen, jetzt unauflösliche, komplexere Einheiten.Prinzipiell richtig sind die Ideen des E,lements und derKausalität (mit dem Prinzip: causa aequat effectum).Hieraus ergibt sich nun die psychologische Methodik: Es sinddie Bedingungen herauszustellen, unter denen gewisse Regelmäßigkeitendes Geschehens zu konstatieren sind. Zu diesem

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