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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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246 Anhang BDer Plan der Vorlesung war, in Stichworten angedeutet, so:Die Wissenschaft von der Selbstwelt ist eine Form der Objektivierung;sie kommt daher aus dem Leben und weist auf ein Ursprungsgebiet zurück. (Hiermit ist aber nur ein Problem desUrsprungsgebietes angedeutet. Das Theoretische weist nichtzurück auf das Ursprungsgebiet überhaupt.)-Wir faßten die Psychologie als die heute bestehende Wissenschaftdieses Namens. Aber es fragt sich, ob diese Psychologietypisch ist für die Psychologie überhaupt. Das Problem der Verbindungvon Philosophie und Psychologie spinnt sich immerwieder an. So hat z. B. der Vermögensbegriff in der Psychologieeine eigentümliche Verschlungenheit mit der Frage nach derUnsterblichkeit der Seele. Das Problem der Psychologie mußradikal gefaßt werden. Von da aus muß sich erst entscheiden,ob es eine selbständige Psychologie gibt.-15. Radikale Fassung des psychologischen Problems:das Problem des »Sich-seLbst-Habens«Man muß in der Geistesgeschichte der Menschheit die Geschichteder menschlichen Seele und ihrer Erkenntnis aufsuchen.Wir stoßen immer wieder in der Geschichte auf bedeutendeVersuche, die Selbstwelt zu erfassen. Immer wiederfolgt ihnen ein Abgleiten in die Richtung der Objektivierung. -Die Geschichte der Philosophie ist umzugestalten, sie ist nichtbloß aufzufassen als Sinngenese der (objektivierenden) Wissenschaft,sondern man muß auch phänomenologisch-kritischnachforschen, wo es gelingt, Ursprüngliches auszudrückenund wo von da aus wieder Abbiegungen ins Objektivierendestattfinden. Eine derartige Geistesgeschichte ist das wahreOrganon des Verstehens des menschlichen Lebens. Darin liegtder tiefere Sinn der Hegelsehen Philosophie. Es besteht einprinzipieller Zusammenhang zwischen der Geschichte unddem Ursprungsproblem des Lebens. In der Geschichte liegtNachschrift des Schlußteiles 247der wahre »Leitfaden« für phänomenologische Untersuchun­gen.-Es ist eine Notwendigkeit den Begriff des Erlebens ursprünglichzu bestimmen. Wir können uns nicht beruhigen bei der Alternative:Objekte - Erlebnisse; oder bei jenem Gemisch vonAusdrucks- und Objektbegriffen, die in der Psychologie infolgedes »psy~hophysischen Zusammenhangs« üblich sind. Auchdas genügt nicht, alle Erlebnisse als »ichbezogen« anzusehenund das »Ich« in ihnen unmittelbar für vorfindbar zu halten. Jenes»reine Ich«, jener »Ichpunkt« läuft nur leer mit, leistetnichts zur Erfassung der Erlebnisse, ist ungeeignet zur Rolledes Selbst. Muß überhaupt das »Ich« in jedem Erlebnis vorfindbarsein? Gibt es nicht auch »exzentrische« Erlebnisse? (Mankönnte ja daran denken, Erlebnisse als ichbezogen zu »definieren«.Aber in der Phänomenologie gibt es keine Definitionen.)Das »reine Ich« leistet nichts für die Erkenntnis des lebendigenZusammenhangs der Erlebnisse. Wie aber soll man den Zusammenhangzwischen den Erlebnissen auffinden? Wie die Beziehungzwischen Erleben und Leben? Fallen Leben und Erlebenzusammen? Besagen sie Verschiedenes?-Unser Ausgangspunkt ist auch hier wieder das faktische Leben.Wenn ich mein Leben »betrachte«, mich an ein Erlebniserinnere, dann lebe ich in dem, was ich erlebt habe, und in demErlebnischarakter, den ich erlebt habe, habe ich mich seLbst _und zwar viel konkreter, als ich »mich« habe, wenn ich aufmein leeres »Ich« (künstlich) eingestellt bin. - (Es ist möglich,daß Natorp in seiner »Allgemeinen Psychologie« dies meint,wenn er sagt, die Psychologie beschäftige sich nur mit dem Inhaltdes Erlebens, nicht aber mit dem »Ich« oder der Beziehungvon »Ich« zum »Inhalt«; vgl. Natorp, Allgemeine Psychologie I,Kap. HF - Die Genesis des Ursprungsverstehens geht nun so vor2 P. Natorp, Allgemeine Psychologie nach kritischer Methode. Erstes Buch:Objekt und Methode der Psychologie. Tübingen 1912,2. Kap.: Das Bewußtsein,die Bewußtheit und das Ich.

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