Studie Kaisersesch 2030 - Leader Vulkaneifel
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Zukunftsfeld Wohn- und Standortqualität - Leitthema Siedlung<br />
die Kommunen führen. Die zahlreichen<br />
Neubaugebiete der vergangenen 30<br />
Jahre verursachen vor allem in ländlich<br />
geprägten Kommunen bereits heute zu<br />
enormen Infrastrukturfolgekosten für<br />
Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen<br />
an Straßen und technischer Erschließungsinfrastruktur.<br />
Wie in Abbildung 145 am Beispiel des<br />
Refina-Projektes Segeberg dargestellt,<br />
verursacht ein Meter Erschließungsstraße<br />
für Wohn- oder Gewerbebaugebiete<br />
neben den einmaligen Herstellungskosten<br />
ab dem 10. Jahr kommunale<br />
Folgekosten für Betrieb, Instandsetzung<br />
und Unterhaltung von jährlich<br />
etwa 120 € pro Meter. Diese steigen<br />
mit der Zeit weiter an und liegen ab<br />
dem 20. Jahr nach Erstellung schon<br />
bei etwa 240 € jährlich pro Meter.<br />
Dies macht die Wirkung der zunächst<br />
bei Erstellung (wenn noch die Verkaufserlöse<br />
für Grundstücke im Vordergrund<br />
stehen) noch wenig berücksichtigten<br />
langfristigen Folgekosten<br />
technischer Infrastruktur deutlich. Quelle:<br />
http://refina.segeberg.de; 06.09.2010<br />
Hier muss auch der häufig noch bestehende<br />
Fehl-Glaube überwunden<br />
werden, dass mit zusätzlichen Neubauangeboten<br />
neue Einwohner,<br />
vor allem junge Familien, angelockt<br />
und gewonnen und dies somit ein Instrument<br />
zur Bewältigung des demografischen<br />
Wandels sein kann. Bei gesamtregional<br />
abnehmenden Einwohnerzahlen<br />
können auch Baugebiete<br />
keine neuen Einwohner machen. Deren<br />
bedarfsferne großflächige Ausweisung<br />
in Stagnations- oder Schrumpfungsräumen<br />
führt genau gegensätzlich zu<br />
langsamen Abverkaufs- und Aufsiedlungsgeschwindigkeiten<br />
und damit<br />
zu frühzeitigen und langfristigen finanziellen<br />
Investitionsdefiziten. Die<br />
finanzielle Wirkungsempfindlichkeit<br />
von Neubaugebietsplanungen und der<br />
nicht zwangsläufige Erfolg einer sol-<br />
Abb. 146: Einnahmen-Ausgabenentwicklung einer klassischen Angebotsplanung für ein Baugebiet mit 10 Jahren<br />
Aufsiedlungsdauer am Bsp. der Stadt Gießen Quelle: Refina-Forschungsvorhaben Gießen-Wetzlar 2008/09<br />
chen Investition in Regionen mit Nachfragerückgängen<br />
verdeutlichen die<br />
beiden Abbildungen 146 & 147, die<br />
für zwei unterschiedliche Siedlungserweiterungen<br />
die Herstellungskosten<br />
im Vergleich zu den Unterhaltungskosten<br />
betrachten. Im ersten Fallbeispiel<br />
(Abbildung 146) erfolgt die Erschließung<br />
eines „klassischen“ Neubaugebietes<br />
mit ca. 20 Baustellen<br />
(Angebotsplanung). Die einmaligen<br />
Erschließungskosten in Höhe von 1,5<br />
Mio. Euro zahlen sich bei einer realistischen<br />
Aufsiedlungsdauer (= Dauer, bis<br />
das Neubaugebiet belegt ist) von zehn<br />
Jahren für die Kommune erst sehr spät<br />
aus. Die kommunalen Erschließungs-<br />
und Unterhaltungskosten amortisieren<br />
sich durch die Einnahmen (Grundstückserlöse,<br />
Steuern, ...) erst nach 24<br />
Jahren. Demgegenüber stellt sich wie<br />
im Fallbeispiel 2 eine kleine an der<br />
tatsächlichen Baulandnachfrage orientierte<br />
Maßnahme zur innerörtlichen<br />
Nachverdichtung für die Kommune<br />
oft kurzfristiger als positive Investition<br />
dar (siehe Abbildung 147). Im Beispiel<br />
werden wenige Neubaustellen<br />
Abb. 147: Einnahmen-Ausgabenentwicklung einer innerörtlichen Nachverdichtungsmaßnahme mit 2 Jahren<br />
Aufsiedlungsdauer am Bsp. der Stadt Gießen Quelle: Refina-Forschungsvorhaben Gießen-Wetzlar 2008/09<br />
<strong>Kaisersesch</strong> <strong>2030</strong> - Initiative Zukunft www.kernplan.de<br />
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