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Studie Kaisersesch 2030 - Leader Vulkaneifel

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Zukunftsfeld Generationen - Leitthema Medizinische Versorgung<br />

1. WARUM MEDIZINISCHE<br />

GRUNDVERSORGUNG?<br />

Das medizinische Versorgungsangebot<br />

mit Allgemeinmedizinern (Hausärzten),<br />

Fach- und Zahnärzten sowie Apotheken,<br />

Massage- und Therapiepraxen ist<br />

wesentlicher Bestandteil der sozialen<br />

Grundversorgungsinfrastruktur einer<br />

Gemeinde und hat somit maßgeblichen<br />

Einfluss auf deren Wohnqualität<br />

und Attraktivität.<br />

Aktuell und vor allem für die nächsten<br />

Jahre sind zwei - gegenläufige -<br />

Trends erkennbar, die sich maßgeblich<br />

auf die medizinische Versorgungssituation<br />

in ländlichen Räumen auswirken<br />

werden. Altersbedingten Praxenaufgaben<br />

und einem damit verbundenen<br />

rückläufigen Ärzteangebot auf der<br />

einen Seite, steht eine steigende medizinische<br />

Versorgungsnachfrage<br />

durch den demografischen Wandel auf<br />

der anderen gegenüber. Die intensive<br />

aktuelle politische Diskussion zu "Ärztemangel"<br />

und "medizinischer Unterversorgung"<br />

in ländlichen Gebieten<br />

und der entsprechende Plan von Herrn<br />

Bundesgesundheitsminister Rösler zur<br />

Einführung einer "Landarztquote" belegen<br />

die Brisanz des Themas.<br />

Entsprechend der Wirkung des medizinischen<br />

Versorgungsangebotes auf<br />

die Wohnqualität einer Gemeinde und<br />

damit auf Wanderungsverhalten und<br />

demografische Entwicklung muss hier<br />

auch auf kommunaler Ebene so früh<br />

wie möglich gegengesteuert werden.<br />

Rückläufige Zahl der Hausärzte in<br />

ländlichen Regionen<br />

Zwar hat die generelle Zahl der Praxisärzte<br />

in den letzten zehn Jahren<br />

in Deutschland weiter zugenommen<br />

(2008: 120.500 Praxisärzte 2000:<br />

114.500), allerdings sind hier unterschiedliche<br />

Entwicklungen zwischen<br />

den einzelnen Ärztegruppen feststell-<br />

DIE BEDEUTUNG MEDIZINISCHER GRUNDVERSORGUNG<br />

• Ein qualitativ hochwertiges medizinisches Grundversorgungsangebot ist<br />

ein wichtiger Standortfaktor für die Wohnqualität einer Gemeinde<br />

• Die Vielfalt und Qualität von Ärzten, Fachärzten, Therapiepraxen sowie<br />

medizinischen Dienstleistungen gewinnt in einer zunehmend gesundheitsorientierten<br />

und -bewussten Gesellschaft auch bei Wohnstandortentscheidungen<br />

immer mehr an Bedeutung<br />

• Junge Familien legen im Sinne der Gesundheit und Sicherheit ihrer Kinder<br />

großen Wert auf Nähe und schnelle Erreichbarkeit eines entsprechenden medizinischen<br />

Versorgungsangebotes<br />

• Der demografische Wandel und immer mehr ältere Menschen mit differenzierten<br />

Krankheitsbildern machen ein angepasstes medizinisches Versorgungs-<br />

und Pflegeangebot erforderlich, um älteren Mitbürgern das Altern in<br />

der Gemeinde zu ermöglichen und um als Wohnstandort für diese Gruppen<br />

attraktiv zu sein<br />

• Das Medizinische Versorgungsangebot hat damit starken Einfluss auf<br />

Attraktivität und Zukunftsfähigkeit einer Gemeinde und ist ein weiterer<br />

Demografiefaktor<br />

Abb. 67: Warum ist Medizinische Grundversorgung wichtig?, Quelle: Eigene Darstellung Kernplan<br />

bar. Während in einigen Fachdisziplinen<br />

(z. B. Pathologen) die Zahl der<br />

Praxisärzte gestiegen ist, ist die Zahl<br />

der Allgemeinmediziner deutschlandweit<br />

bereits in diesem Zeitraum um ca.<br />

2.000 Praxisärzte von etwa 60.000 auf<br />

58.000 zurückgegangen. Quelle: Rheinzei-<br />

tung; Artikel vom 01.04 2010 und 06.04 2010<br />

Dabei ist zusätzlich ein räumliches<br />

Ungleichgewicht erkennbar. So geht<br />

der Schwund der Hausärzte vor allem<br />

zu Lasten ländlicher Regionen<br />

in Deutschland. In der Abbildung 67<br />

des Bundesamtes für Bauwesen und<br />

Raumordnung wird deutlich, dass sich<br />

die Zahl der Allgemeinärzte zwischen<br />

2002 und 2007 vor allem in wirtschaftsstarken<br />

Ballungsräumen und<br />

deren Umland (München, Stuttgart,<br />

Frankfurt, Hamburg) positiv (rote Einfärbung)<br />

entwickelt hat. Während dessen<br />

haben vor allem strukturschwache<br />

und ländliche Räume (insbesondere<br />

Ostdeutschland, aber auch das nördliche<br />

Hessen, Hunsrück und Eifel) im<br />

gleichen Zeitraum stark rückläufige<br />

Arztzahlen von -4 %, bis teils über -8<br />

% verzeichnet. Quelle: BBR 2009, Indikatorblatt<br />

Ärztliche Versorgung<br />

Die Ursache hierfür liegt vor allem in<br />

altersbedingten Praxenaufgaben.<br />

Auch der Berufsstand der Ärzte unterliegt<br />

der Alterung der Gesellschaft. Waren<br />

1993 erst 8,8 % (ca. 9.000) aller<br />

Vertragsärzte 60 Jahre und älter stieg<br />

dieser Anteil in nur 15 Jahren bis 2008<br />

auf 18,1 % (ca. 21 830 Vertragsärzte<br />

älter als 60). Vor allem in ländlichen<br />

Räumen kann nach dem Ausscheiden<br />

des Praxisinhabers häufig kein Nachfolger<br />

gefunden werden. Quelle: Kassen-<br />

ärztliche Bundesvereinigung 2008<br />

Die Gründe hierfür sind vielfältig:<br />

• Erschwerte Arbeitsbedingungen<br />

und Arbeitsorganisation<br />

durch hohe Patientenzahl und<br />

weite Fahrtradien (Hausbesuche,<br />

Notfalldienste, etc.)<br />

• Dadurch bedingte Einschränkungen<br />

der Lebensqualität (Arbeitszeiten,<br />

Urlaub, etc.)<br />

• Oftmals niedrigere Honorare<br />

auf dem Land aufgrund hoher Zahl<br />

an Patienten<br />

<strong>Kaisersesch</strong> <strong>2030</strong> - Initiative Zukunft www.kernplan.de<br />

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