Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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122 Frank-Mart<strong>in</strong> Belz/Kathar<strong>in</strong>a Sammer/Rita Pant<br />
� Die Planungsphase selbst verursacht ke<strong>in</strong>e wesentlichen negativen ökologische<br />
Effekte. Allerd<strong>in</strong>gs werden <strong>in</strong> diesem Stadium Ausmaß <strong>und</strong> Art der negativen ökologischen<br />
Effekte während der Bau-, Verwendungs- <strong>und</strong> Post-Verwendungsphase<br />
wesentlich bee<strong>in</strong>flusst.<br />
� In der Bauphase ist darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass im Gegensatz zur Modernisierung<br />
von Altbauten die Erstellung neuer Gebäude mit Bodenverbrauch verb<strong>und</strong>en ist.<br />
Bezüglich der Ökologie ist es e<strong>in</strong>e zentrale Frage, ob es sich um e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhaus<br />
auf der grünen Wiese ohne Anschluss an den öffentlichen Verkehr handelt<br />
oder um e<strong>in</strong>e Wohnsiedlung <strong>in</strong> gut erschlossenem Gebiet. Ersteres ist mit e<strong>in</strong>em<br />
vergleichsweise hohen Flächenverbrauch verb<strong>und</strong>en (<strong>in</strong>klusive Zufahrtswege) <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong>duziert <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> hohes Maß an motorisiertem Individualverkehr, während<br />
letzteres aus ökologischer Sicht besser zu beurteilen ist. In dicht besiedelten Ländern<br />
wie der Schweiz ist Boden e<strong>in</strong>e knapp werdende Ressource. Zudem fallen<br />
beim Bauprozess alkalische Abwässer an, die neben Zementrückständen auch zahlreiche<br />
Schadstoffe be<strong>in</strong>halten <strong>und</strong> die Böden sowie das Gr<strong>und</strong>wasser gefährden.<br />
� Auf der Stufe der Nutzung s<strong>in</strong>d die direkten <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkten Umwelte<strong>in</strong>wirkungen<br />
besonders hoch. Während der Nutzung e<strong>in</strong>es Gebäudes wird <strong>in</strong> etwa zehnmal soviel<br />
Energie verbraucht wie bei der Erstellung. Die entscheidende Größe für den<br />
Energieverbrauch während der Nutzungsphase ist die Raumwärme. Neben dem<br />
Nutzerverhalten hängt der Energieverbrauch entscheidend vom Stand der Technik<br />
ab. Seit Mitte der 1970er Jahre s<strong>in</strong>d erhebliche Fortschritte <strong>in</strong> der Wärmedämmung<br />
<strong>und</strong> Isolation erzielt worden, die zu e<strong>in</strong>er Erhöhung der Energieeffizienz führten.<br />
Dieser Aspekt gew<strong>in</strong>nt auch <strong>in</strong> der Altbausanierung zunehmend an Bedeutung,<br />
kann doch hier die ökologische Schadschöpfung durch spezifische Baumaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>gedämmt werden. Die nachweislich erzielten Energieeffizienzvorteile aufgr<strong>und</strong><br />
verbesserter Baumaterialien werden jedoch durch e<strong>in</strong>e Änderung des Wohn- <strong>und</strong><br />
Nutzerverhaltens, dem sog. Rebo<strong>und</strong>-Effekt (über-)kompensiert: Der gesamte Energieverbrauch<br />
im Wohnbereich ist seit den 1970er Jahren nicht gesunken, sondern<br />
sogar leicht angestiegen aufgr<strong>und</strong> der Zunahme an Komfortansprüchen <strong>und</strong><br />
Wohnfläche pro Kopf. E<strong>in</strong>e zweite wichtige Umweltbelastung auf der Stufe Nutzung/Betrieb<br />
ist der hohe Frisch- bzw. Tr<strong>in</strong>kwasserverbrauch der Privathaushalte.<br />
� Auf der letzten Stufe der Wiederverwertung/Entsorgung besteht das ökologische<br />
Kernproblem <strong>in</strong> den großen Abfallmengen: In der Schweiz entstehen jährlich r<strong>und</strong><br />
7 Mio. Tonnen Bauabfälle, die wiederzuverwerten bzw. zu entsorgen s<strong>in</strong>d. Dies<br />
entspricht r<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Tonne Bauabfall pro Kopf <strong>und</strong> Jahr. Teilweise werden die mit