Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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Von der Öko-Werbung zur <strong>Nachhaltigkeits</strong>-Kommunikation 65<br />
nach dem auf Abraham L<strong>in</strong>coln (1809-1865) zurückgehenden Motto „When I do good,<br />
I feel good“. Fremdachtungsnutzen bezieht sich auf die Anerkennung durch umweltorientierte<br />
Bezugsgruppen. Es ist ke<strong>in</strong>esfalls akademische Spitzf<strong>in</strong>digkeit, dezidiert<br />
zwischen e<strong>in</strong>em kollektiven ökologischen Nutzen <strong>und</strong> den verschiedenen Arten des<br />
<strong>in</strong>dividuellen ökologisch bed<strong>in</strong>gten Nutzens zu unterscheiden, sondern e<strong>in</strong>e Erfolgsvoraussetzung<br />
der <strong>Nachhaltigkeits</strong>-Kommunikation. Der kollektive Nutzen e<strong>in</strong>er geschützten<br />
Umwelt ist zwar e<strong>in</strong>e wesentliche Folge aber nicht der wirkliche Gr<strong>und</strong> ökologischen<br />
Handelns. Nur wenn <strong>in</strong>dividueller Nutzen mit dem kollektiven e<strong>in</strong>hergeht,<br />
ist e<strong>in</strong> bewusstes ökologisches Verhalten zu erwarten.<br />
Neue Chancen <strong>und</strong> Risiken entstehen für die <strong>Nachhaltigkeits</strong>-Kommunikation durch<br />
die zusätzliche Berücksichtigung der sozialen Dimension. Zu den entsprechenden sozialen<br />
Themen gehören etwa Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Produktion <strong>und</strong> bei Zulieferern<br />
entlang der gesamten, oftmals globalen Wertschöpfungskette, aber auch freiwillige,<br />
über die Kernleistung h<strong>in</strong>ausgehende Aktivitäten, mit denen sich e<strong>in</strong> Unternehmen<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „Good Corporate Citizenship“ für die sozialen Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />
bzw. die Entwicklung des sozialen Kapitals am jeweiligen Standort e<strong>in</strong>setzt (z.B. Habisch<br />
2003; Schrader 2003). Beispiele für Letzteres s<strong>in</strong>d etwa Bildungs- <strong>und</strong> Breitensport-Sponsor<strong>in</strong>g<br />
oder e<strong>in</strong>e darüber h<strong>in</strong>ausgehende dauerhafte Zusammenarbeit von<br />
Unternehmen mit sozialen E<strong>in</strong>richtungen. Problematisch ist bei der sozialen Dimension,<br />
dass hier im Gegensatz zu den zuvor genannten ökologischen Eigenschaften kaum<br />
von positiven Wirkungen auf den Gebrauchswert von Gütern oder auf die Kosten des<br />
Konsums ausgegangen werden kann. Zwar ist zu vermuten, dass etwa <strong>in</strong> Fabriken mit<br />
angenehmen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> motivierten Mitarbeitern Produkte mit höherer<br />
Qualität hergestellt werden, als etwa <strong>in</strong> sog. Sweatshops, <strong>in</strong> denen die Produktion teilweise<br />
unter Inkaufnahme von Menschenrechtsverletzungen stattf<strong>in</strong>det. Es bleibt aber<br />
offen, wie stark dieser Zusammenhang ist <strong>und</strong> ob er Konsumenten vermittelt werden<br />
kann. Von daher beschränkt sich der <strong>in</strong>dividuelle Vorteil der Berücksichtigung sozialer<br />
Aspekte bei der Kaufentscheidung auf Selbst- <strong>und</strong> Fremdachtungsnutzen. Dieser<br />
Aspekt darf jedoch nicht zu ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschätzt werden: In Umfragen rangiert etwa die<br />
Vermeidung von K<strong>in</strong>derarbeit regelmäßig deutlich vor Umweltfragen, wenn Konsumenten<br />
nach ihren Forderungen <strong>in</strong> Bezug auf das gesellschaftlich verantwortliche<br />
Verhalten von Unternehmen gefragt werden (z.B. imug 1997, S. 57; imug 2003, S. 3).<br />
Zudem handelt es sich bei der auf den Massenmarkt gerichteten Thematisierung der<br />
sozialen Dimension des unternehmerischen Handelns um e<strong>in</strong>en – im Vergleich zum<br />
Umweltthema – relativ neuen Bereich. Im Neuigkeitswert liegt e<strong>in</strong> spezifischer Kommunikationsvorteil,<br />
denn er erhöht die Aufmerksamkeit auf Seiten der Konsumenten