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Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM

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146 Michael Bilharz<br />

dukteigenschaften e<strong>in</strong>en höheren Verkaufserfolg von Bio-Lebensmitteln nahe als von<br />

Ökostrom-Produkten.<br />

Preis: Hohe Preissensibilität ermöglicht nur ger<strong>in</strong>ge Preisaufschläge.<br />

Die Abstraktheit e<strong>in</strong>es Produktes ist nicht gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong> Verkaufsh<strong>in</strong>dernis. Aber<br />

es verr<strong>in</strong>gert das Differenzierungspotenzial <strong>und</strong> erhöht die Preisdom<strong>in</strong>anz. Diese erwartbare<br />

Preissensibilität wird verstärkt durch die Tatsache, dass es sich beim Strommarkt<br />

primär um e<strong>in</strong>en Bus<strong>in</strong>ess-to-Bus<strong>in</strong>ess-Markt handelt. Nur 28% des Stromverbrauchs<br />

wird von den Privathaushalten verbraucht (VDEW 2001, S. 1). Die hohe<br />

Preissensibilität lässt sich empirisch bestätigen (Bird et al. 2002, S. 532). Die billigsten<br />

Ökostrom-Anbieter haben mit Abstand die höchsten K<strong>und</strong>enzahlen. Größere Umsatzsteigerungen<br />

gibt es nur bei den „Preisbrechern“ (Lichtblick, NaturEnergie <strong>und</strong> EWS<br />

Schönau). Zwar wird auch das Marktwachstum bei Bio-Lebensmitteln zunehmend von<br />

niedrigeren Verkaufspreisen <strong>in</strong> Lebensmittelketten gegenüber Bioläden getragen.<br />

Trotzdem werden weiterh<strong>in</strong> bei Bio-Lebensmitteln Preisaufschläge von teilweise<br />

100% <strong>und</strong> mehr von den K<strong>und</strong>en toleriert. Selbst Premium-Ökostrom-Produkte kommen<br />

h<strong>in</strong>gegen meist mit e<strong>in</strong>em Aufschlag von max. 30% aus. E<strong>in</strong>e mögliche Erklärung<br />

könnte der unterschiedliche Zahlungszeitpunkt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> unterschiedliches Preisbewusstse<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>. Die Stromrechnung erhält man e<strong>in</strong>mal im Jahr. Anhand des<br />

Verbrauchs von Kilowattst<strong>und</strong>en lässt sich der Preis e<strong>in</strong>fach mit anderen Anbietern<br />

vergleichen. Bei e<strong>in</strong>em normalen Drei-Personen-Haushalt s<strong>in</strong>d dies bei 30% Aufschlag<br />

r<strong>und</strong> 180 Euro im Jahr 3 . Bei Bio-Lebensmitteln werden jedoch im Normalfall ke<strong>in</strong>e<br />

„Jahresmehrverbrauchsrechnungen“ gemacht, sondern Kilo- oder E<strong>in</strong>zelpreise mite<strong>in</strong>ander<br />

verglichen. Diese s<strong>in</strong>d absolut betrachtet viel ger<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> liegen <strong>in</strong> der Größenordnung<br />

von Cents oder wenigen Euros. Würde man h<strong>in</strong>gegen die Kosten auf das Jahr<br />

umrechnen, würde man feststellen, dass der gezahlte Preisaufschlag vermutlich weit<br />

über dem Preisaufschlag von Ökostrom liegt.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Aspekt ist die Konkurrenzsituation. Sowohl für den Lebensmittel- als<br />

auch für den Strommarkt gilt, dass e<strong>in</strong> Produkt um so günstiger angeboten werden<br />

kann, desto weniger ökologische Aspekte berücksichtigt werden (Bsp.: EU-<br />

Zertifizierung versus Demeter-Label). Im Bio-Lebensmittelmarkt werden größtenteils<br />

zertifizierte Produkte vermarktet. Das unterste Preisniveau wird durch das Label mit<br />

den ger<strong>in</strong>gsten Anforderungen bestimmt (= EU-Zertifizierung). Beim Ökostrom-Markt<br />

gibt es h<strong>in</strong>gegen (noch) ke<strong>in</strong>en Labelstandard. Da es zudem mit der Großwasserkraft<br />

e<strong>in</strong>e erneuerbare Energie gibt, die erstens im konventionellen Strommarkt konkurrenzfähig<br />

<strong>und</strong> zweitens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang vorhanden ist, der e<strong>in</strong> Vielfaches der Nachfrage

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