Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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204 Fausta Borsani/Gabi Hildesheimer<br />
Borsani: Wir haben das Glück, e<strong>in</strong>e Eigen<strong>in</strong>dustrie zu haben, das heißt, sobald Migros<br />
als Ganzes überzeugt war, das Projekt durchzuführen, konnte man loslegen <strong>und</strong> anders<br />
e<strong>in</strong>kaufen. Das wird bei den Lieferanten von Produkten, die wir nicht selbst herstellen,<br />
langwieriger se<strong>in</strong>.<br />
Hildesheimer: In der Schweiz hat sich nun auch Coop entschlossen, Palmöl aus nachhaltiger<br />
Produktion e<strong>in</strong>zusetzen. Und die Idee wird weiter <strong>in</strong> die Welt h<strong>in</strong>aus getragen:<br />
Zusammen mit dem WWF wurde e<strong>in</strong> „R<strong>und</strong>er Tisch“ mit vielen betroffenen Akteuren<br />
<strong>in</strong>itiiert. Man versucht analog zur <strong>in</strong>tegrierten Produktion (IP) diesmal die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
auf dem <strong>in</strong>ternationalen Parkett zu bee<strong>in</strong>flussen. Hat dieser „R<strong>und</strong>e Tisch“<br />
schon etwas bewirken können?<br />
Borsani: Zusammen mit dem WWF <strong>und</strong> anderen wichtigen Akteuren der Palmöl<strong>in</strong>dustrie<br />
hat Migros im August 2003 e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Konferenz zum Thema Palmöl organisiert.<br />
Deren Ziel war die Förderung der Produktion <strong>und</strong> Nachfrage von nachhaltigem<br />
Palmöl. In diesem Fall wurde für die nachhaltige Gew<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong>es wichtigen<br />
Rohstoffes e<strong>in</strong> Lösungsprozess e<strong>in</strong>geleitet, an dem wirklich alle <strong>in</strong>teressierten <strong>und</strong> betroffenen<br />
Parteien teilnahmen. Nun werden weitere konkrete Schritte folgen. Als<br />
nächstes s<strong>in</strong>d die Formulierung <strong>und</strong> die Umsetzung geme<strong>in</strong>samer Regeln geplant. Diese<br />
Regeln werden ökologische <strong>und</strong> soziale Aspekte e<strong>in</strong>schließen, wie auch die geeigneten<br />
Gebiete für Neupflanzungen def<strong>in</strong>ieren, damit der natürliche Tropenwald <strong>in</strong>takt<br />
bleibt. Das Beispiel hat gezeigt, dass e<strong>in</strong>e nachhaltige Produktion von Palmöl möglich<br />
ist. Die Migros-Kriterien für nachhaltiges Palmöl sowie die Erfahrungen, welche wir<br />
gemacht haben, werden hierzu e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag liefern.<br />
Hildesheimer: Und was sagen die K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en? Kann Migros <strong>in</strong> Bereichen<br />
aktiv se<strong>in</strong>, wo diese von sich aus gar ke<strong>in</strong>e Bedürfnisse haben? Kann Migros hier aufklären<br />
<strong>und</strong> letztlich sogar neue Bedürfnisse schaffen? Oder konkret gefragt: Gehen Sie<br />
davon aus, dass die Investitionen <strong>in</strong> das Palmöl-Projekt rentabel werden, weil mehr<br />
entsprechende Margar<strong>in</strong>e verkauft wird?<br />
Borsani: Natürlich muss Migros immer e<strong>in</strong>en Schritt voraus denken, gerade weil sie<br />
auf <strong>in</strong>ternationalen Märkten aktiv ist <strong>und</strong> sie sehr sensibilisiert ist auf Probleme, die<br />
mit der Beschaffung zusammenhängen. Unsere Kommunikation beschränkt sich deswegen<br />
nicht auf klassische Werbung. Wir br<strong>in</strong>gen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>berichte <strong>in</strong> unseren Eigenmedien,<br />
<strong>in</strong>formieren Medienschaffende umfassend <strong>und</strong> ohne zu beschönigen über<br />
Probleme <strong>und</strong> Lösungsansätze, über Fortschritte <strong>und</strong> Rückschläge. Es ist bei diesen<br />
Projekten nicht wichtig, mehr Margar<strong>in</strong>e zu verkaufen, obwohl wir sicher die nachhaltigste<br />
Margar<strong>in</strong>e auf dem Markt haben (lacht), sondern die Marke Migros aufzuladen: