Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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<strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> von Lebensmittelproduzenten 171<br />
Group on Green Coffee“ bilden. Diese erarbeitet Richtl<strong>in</strong>ien für nachhaltige Kaffeeproduktion.<br />
Das Engagement der Unternehmen hat neben sozial-ökologischen auch<br />
ökonomische Gründe. Da der Weltmarktpreis für Kaffee <strong>in</strong> den letzten Jahren erheblich<br />
gesunken ist <strong>und</strong> kaum die Kosten der Produzenten deckt, hat Nestlé Schwierigkeiten,<br />
qualitativ hochwertigen Kaffee über den <strong>in</strong>ternationalen Handel zu beziehen.<br />
Außerdem führen die zu niedrigen Kaffeepreise unweigerlich zu Preisschwankungen<br />
<strong>und</strong> zukünftigen Preissteigerungen (Nestlé 2002b, S. 15).<br />
5 <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> der Schweizer<br />
Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie: E<strong>in</strong>e situative Betrachtung<br />
Die gewählten Fallstudien verdeutlichen die Unterschiede zwischen den <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong>ansätzen<br />
der kle<strong>in</strong>en, mittelständischen <strong>und</strong> mult<strong>in</strong>ationalen Schweizer<br />
Lebensmittelunternehmen. Daher ist <strong>in</strong> der folgenden Analyse der Profilierungs- <strong>und</strong><br />
Wettbewerbschancen durch <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> e<strong>in</strong>e situative Relativierung<br />
gemäß Unternehmenstyp vorzunehmen.<br />
Kle<strong>in</strong>e Produzenten<br />
Die Napfmilch AG ist e<strong>in</strong> Teil der breit gefächerten <strong>und</strong> heterogenen Regional-<br />
<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> Szene <strong>in</strong> der Schweiz, der Produzenten mit unterschiedlicher Ausrichtung<br />
sowie Organisations- <strong>und</strong> Rechtsform angehören. Das Spektrum „Regionaler Produktorganisationen“<br />
reicht von „landwirtschaftlichen Selbsthilfeprojekten“ bis zu „regionalen<br />
Verbandskonglomeraten“ (Hofer/Stalder 2000, S. 57-86). Geme<strong>in</strong>same Zielsetzungen<br />
regionaler Anbieter s<strong>in</strong>d erstens, die Sicherung bestehender bzw. die Erschließung<br />
von neuen Absatzmärkten <strong>und</strong> zweitens, die Wahrung der Autonomie regionaler Produktionsstrukturen<br />
(Hofer/Stalder 2000, S. 85). Die Kle<strong>in</strong>-Unternehmen verb<strong>in</strong>den<br />
häufig – wie auch das Leitbild von Napfmilch zeigt – regionale Wertschöpfungsziele<br />
mit unternehmensspezifischen Zielen. Sie bedienen alternative Handelskanäle mit ökologischen<br />
<strong>und</strong> regionalen Produkten, s<strong>in</strong>d jedoch <strong>in</strong> vielen Fällen auf e<strong>in</strong>en national<br />
agierenden Absatzpartner angewiesen, da der Verkaufsanteil der Lebensmittelprodukte<br />
<strong>in</strong> der Region häufig nur 1-10% beträgt (Schmid/Sanders/Richters 2003, S. 7-37).<br />
Die Bio-, IP- <strong>und</strong> die vor kurzem entstandenen Regional-Marken des Handels eröffnen<br />
den Kle<strong>in</strong>-Unternehmen Marktchancen <strong>und</strong> ermöglichen ihnen e<strong>in</strong>e flächendeckende<br />
Distribution am nationalen Markt. Kritisch für die Gew<strong>in</strong>nung des Schweizer Detailhandels<br />
als Marktpartner ist jedoch die Bereitstellung e<strong>in</strong>er professionellen Distributions-<br />
<strong>und</strong> Logistik<strong>in</strong>frastruktur (Interview Fraefel/Napfmilch). Napfmilch hat z.B. diese<br />
Hürde durch e<strong>in</strong>e Vertriebspartnerschaft mit Emmi überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> konnte dadurch