Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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176 Kathar<strong>in</strong>a E. Leitner<br />
6 Chancen <strong>und</strong> Risiken im Vergleich<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Erfolgsfaktor für kle<strong>in</strong>e, mittelständische sowie mult<strong>in</strong>ationale Unternehmen<br />
ist die Listung der sozial-ökologischen Produkte im Detailhandel. Dabei haben<br />
zahlreiche Pull-Anreize e<strong>in</strong>e sehr große Bedeutung für den Erfolg e<strong>in</strong>er Marke<br />
beim Handel (Feige 1996, S. 192-204). Push-Anreize haben h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />
Wirkung (mit Ausnahme mittelständischer Unternehmen). Das heißt, bei Verwendung<br />
e<strong>in</strong>er Markenstrategie ist nach der Listung im Lebensmittelhandel <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie der<br />
Konsument durch <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> vom Mehrwert der sozial-ökologischen<br />
Produkte zu überzeugen. Für kle<strong>in</strong>e, aber auch mittelständische Lebensmittelunternehmen<br />
mit beschränkten Ressourcen ist die direkte Kommunikation e<strong>in</strong> zentrales<br />
<strong>Market<strong>in</strong>g</strong><strong>in</strong>strument, das Glaubwürdigkeit vermittelt. Außerdem s<strong>in</strong>d Innovativität <strong>in</strong><br />
der Produktentwicklung, Professionalität <strong>in</strong> der <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong>kommunikation<br />
<strong>und</strong> Zusammenarbeit mit Marktpartnern möglicherweise ausschlaggebend<br />
für die erfolgreiche Lancierung von Produkten im Detailhandel. Mult<strong>in</strong>ationale<br />
Hersteller, die zwar über hohe <strong>Market<strong>in</strong>g</strong>kompetenz <strong>und</strong> -ressourcen verfügen, haben<br />
h<strong>in</strong>gegen unter Umständen Probleme, das Vertrauen der Konsumenten zu gew<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d zur Verm<strong>in</strong>derung von Glaubwürdigkeitsdefiziten auf Partnerschaften mit<br />
NGOs oder auf unabhängige Berichterstattung durch „neue Kommunikatoren“ angewiesen<br />
(Beitrag Schrader).<br />
Ger<strong>in</strong>ges Profilierungspotenzial für Markenartikelhersteller besteht <strong>in</strong> aktuellen Wettbewerbsfeldern<br />
(z.B. ökologische Anbauweise <strong>und</strong> Tierhaltung) <strong>und</strong> <strong>in</strong> qualitätsorientierten<br />
Märkten mit renommierten, professionell geführten sozial-ökologischen<br />
Handelsmarken (z.B. Österreich, Schweiz), da der Detailhandel wenig an der Unterstützung<br />
von Konkurrenzprodukten <strong>in</strong>teressiert ist. Im Schweizer Markt können mittelständische<br />
<strong>und</strong> mult<strong>in</strong>ationale Unternehmen auch kaum von der Erschließung neuer<br />
sozial-ökologischer Wettbewerbsfelder profitieren, da für die beiden dom<strong>in</strong>ierenden<br />
Detailhandelsunternehmen Coop <strong>und</strong> Migros „Umwelt“ <strong>und</strong> „Soziales“ hohe strategische<br />
Relevanz hat, <strong>und</strong> sie bereits e<strong>in</strong>e Vielfalt an sozial-ökologischen Handelsmarken<br />
<strong>und</strong> -programmen <strong>in</strong> unterschiedlichen Wettbewerbsfeldern entwickelt haben (Beitrag<br />
Hildesheimer/Borsani). Kle<strong>in</strong>e Unternehmen haben h<strong>in</strong>gegen unter Umständen die<br />
Möglichkeit, alternative Handelskanäle aufzubauen, vorhandene Vertriebswege verstärkt<br />
zu nutzen <strong>und</strong> Nischenprodukte weiterh<strong>in</strong> im Detailhandel zu platzieren (z.B.<br />
regional erzeugte Delikatessen).