Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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78 Frank-Mart<strong>in</strong> Belz/Daria Ditze<br />
arbeit hergestellt werden, kann vom K<strong>und</strong>en kaum oder nur zu prohibitiv hohen Kosten<br />
überprüft werden (Vertrauenseigenschaft). E<strong>in</strong> Produkt mit komb<strong>in</strong>ierten Eigenschaftstypen<br />
ist bspw. e<strong>in</strong> frisches Bio-Brot mit knuspriger Kruste (Sucheigenschaft),<br />
das gut schmeckt (Erfahrungseigenschaft) <strong>und</strong> aus biologisch angebautem Getreide<br />
hergestellt wurde (Vertrauenseigenschaft) (Kaas/Busch 1996, S. 244). Bestehen die<br />
sozial-ökologischen Produkteigenschaften aus Erfahrungs- <strong>und</strong>/oder Vertrauenseigenschaften,<br />
erhöhen sich für den Nachfrager die Informations- <strong>und</strong> Kontrollkosten. Die<br />
Überprüfbarkeit ist bei sozial-ökologischen Sucheigenschaften am größten, nimmt bei<br />
sozial-ökologischen Erfahrungseigenschaften ab <strong>und</strong> ist bei sozial-ökologischen Vertrauenseigenschaften<br />
nur noch durch zusätzliche Maßnahmen von Anbietern oder Dritten<br />
wie bspw. durch den Staat oder durch Verbraucherorganisationen möglich.<br />
Sozial-ökologische Merkmale führen also je nach Produkteigenschaften zu unterschiedlich<br />
großer Unsicherheit bei den K<strong>und</strong>en, die zum Nichtkauf e<strong>in</strong>es sozialökologischen<br />
Produktes führen kann (Bänsch 1990, 375-376; Hüser 1993, S. 269).<br />
Daraus folgt, dass die Vermittlung von sachbezogenen Informationen e<strong>in</strong>e große Rolle<br />
bei der Werbung für nachhaltige Produkte spielt. Dies kommt <strong>in</strong> Werbeanzeigen zum<br />
Ausdruck, die schlicht gestaltet s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> längere erläuternde Textpassagen mit H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen<br />
zu sozial-ökologischen Themen enthalten. E<strong>in</strong>e solche <strong>in</strong>formationslastige<br />
Werbung mag zwar <strong>in</strong> hohem Maß glaubwürdig se<strong>in</strong>, ist jedoch wenig animierend.<br />
Hier kommt das „Informationsparadoxon“ zum Tragen: Konsumenten können<br />
Informationen erst dann richtig bewerten, wenn sie den Inhalt kennen; werden sie<br />
aber nicht durch e<strong>in</strong>fache Signale animiert, nehmen sie die <strong>in</strong> der Werbung enthaltenen<br />
Informationen nicht auf (Kaas 1990b, S. 497). Mit anderen Worten: Werbung bef<strong>in</strong>det<br />
sich im Spannungsfeld von Information <strong>und</strong> Animation. Dies gilt für Werbung im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
<strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeits</strong>-Werbung im Besonderen (Hüser/Mühlenkamp 1992,<br />
S. 151-152). Dabei ist zu beachten, dass die Konsumenten es mit der <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<br />
Werbung genauer nehmen <strong>und</strong> diese besonders argwöhnisch betrachten. Dies ist damit<br />
zu begründen, dass es sich bei Ökologie <strong>und</strong> Nachhaltigkeit um ernsthafte Themen<br />
handelt <strong>und</strong> dass Öko-/<strong>Nachhaltigkeits</strong>-Produkte <strong>in</strong> der Regel mehr kosten (Katz 2002,<br />
S. 276).<br />
Der Informations- <strong>und</strong> Animationsnutzen der Werbung wird nicht von allen Personen<br />
gleich beurteilt. Es gibt personenspezifische Unterschiede <strong>in</strong> der Nachfrage nach Werbung<br />
(Kaas 1990b, S. 496). Im Kontext der <strong>Nachhaltigkeits</strong>-Werbung ist es s<strong>in</strong>nvoll,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Annäherung zwischen drei verschiedenen Gruppen zu unterscheiden:<br />
Sozial-ökologische Aktive, Aktivierbare <strong>und</strong> Passive (Beitrag Belz). Die erste Gruppe<br />
ist <strong>in</strong> hohem Maß für sozial-ökologische Anliegen sensibilisiert <strong>und</strong> bereit, sich damit