Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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Aktive Verantwortungsübernahme von Unternehmen 249<br />
Unternehmen der ersten St<strong>und</strong>e (Wüstenhagen/Bilharz 2004, S. 12). E<strong>in</strong> anderes Beispiel<br />
ist die schweizerische Genossenschaft Mobility CarShar<strong>in</strong>g, die 1997 aus der<br />
Fusion von AutoTeilet <strong>und</strong> ShareCom entstanden ist (Belz 2002, S. 21-22). Mobility<br />
CarShar<strong>in</strong>g verfügt über e<strong>in</strong>e Flotte von 1700 Fahrzeugen, die an 1000 Standorten <strong>in</strong><br />
der Schweiz verteilt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> genutzt werden können. Mit über 60.000 K<strong>und</strong>en im Jahr<br />
2004 ist Mobility weltweit die größte Car Shar<strong>in</strong>g Organisation. Mobility CarShar<strong>in</strong>g<br />
baut Brücken zum öffentlichen Verkehr <strong>und</strong> ermöglicht komb<strong>in</strong>ierte Mobilität. Es beruht<br />
auf der Idee des Nutzens statt Besitzens <strong>und</strong> möchte die Mobilitätslandschaft <strong>in</strong><br />
der Schweiz nachhaltig verändern. Weitere Firmen, die erfolgreich ausschließlich<br />
nachhaltig positionierte Produkte herstellen <strong>und</strong> vertreiben s<strong>in</strong>d z.B. die Schweizer<br />
Firma Held, welche Produkte für das umweltschonende Waschen <strong>und</strong> Putzen produziert<br />
oder der ökologische Supermarkt Vatter <strong>in</strong> Bern: „Wir treten täglich den Tatbeweis<br />
an, dass die Schonung unserer Lebensgr<strong>und</strong>lagen nicht mit Verzicht verb<strong>und</strong>en<br />
ist, sondern im Gegenteil e<strong>in</strong> Plus an Lebensqualität bedeutet“ (Vatter 2004). Ganz<br />
anders positioniert ist die Firma Freitag, die Taschen aus Recycl<strong>in</strong>gmaterial herstellt,<br />
welche zehn Jahre nach Gründung der Firma schon zum Kultobjekt avanciert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />
globale Verbreitung gef<strong>und</strong>en haben. Hauptausgangsmaterial s<strong>in</strong>d gebrauchte Lastwagenplanen,<br />
was jede Tasche <strong>in</strong>dividuell aussehen lässt. Hier wird mit e<strong>in</strong>em jugendlichen,<br />
kreativen, hedonistischen Lifestyle <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> gemacht. Der Umweltschutz ist<br />
der Firma zwar wichtig, aber er wird nicht als Argument im Verkauf e<strong>in</strong>gesetzt, weil<br />
bewusst ke<strong>in</strong>e „Verzichtsphilosophie“, sondern Lebenslust mit dem Produkt verb<strong>und</strong>en<br />
se<strong>in</strong> soll.<br />
Förderung von nachhaltigem Konsum<br />
Das Angebot von sozial-ökologischen Produkten ist e<strong>in</strong>e notwendige, aber noch ke<strong>in</strong>e<br />
h<strong>in</strong>reichende Bed<strong>in</strong>gung für die erfolgreiche Vermarktung. Wird das Produkt zu e<strong>in</strong>em<br />
relativ hohen Preis verkauft, wenig beworben <strong>und</strong> ist es schwer erhältlich, dann trägt<br />
das nicht zur Förderung e<strong>in</strong>es nachhaltigen Konsums bei. E<strong>in</strong> solches Beispiel ist das<br />
Drei-Liter-Auto von Volkswagen, der VW Lupo 3L TDI, von dem lediglich e<strong>in</strong>ige<br />
Tausend Exemplare jährlich verkauft werden <strong>und</strong> der somit auf e<strong>in</strong>e Nische beschränkt<br />
bleibt. E<strong>in</strong> zentraler Gr<strong>und</strong> dafür dürfte <strong>in</strong> dem vergleichsweise hohen Anschaffungspreis<br />
liegen. In Me<strong>in</strong>ungsumfragen bezeugen die Befragten zwar e<strong>in</strong>e höhere Preisbereitschaft,<br />
aber häufig besteht e<strong>in</strong>e wesentliche Diskrepanz zwischen dem Sozial-/<br />
Umweltbewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> entsprechendem Verhalten (Balderjahn 2004, S. 152-170).<br />
Tatsächlich ist die Bereitschaft, für sozial-ökologische Produkte mehr zu bezahlen,<br />
sehr ger<strong>in</strong>g (Balderjahn 2003, S. 387-404; Umweltb<strong>und</strong>esamt 2002, S. 81). E<strong>in</strong> Lö-