Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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Strom hat ke<strong>in</strong>e Vitam<strong>in</strong>e 147<br />
der heutigen Ökostrom-K<strong>und</strong>en darstellt 4 , orientiert sich das unterste am konventionellen<br />
Preisniveau. Konsequenterweise werben Ökostrom-Anbieter damit, dass Strom aus<br />
erneuerbaren Energien nicht teuer se<strong>in</strong> müsste: „Sparen Sie sich Atomstrom. Und sparen<br />
Sie dabei Geld“ (Lichtblick 2002). Die Stiftung Warentest überschrieb ihren Ökostrom-Anbieter-Test<br />
mit „Grün, gut, günstig“ (Stiftung Warentest 2001). Der günstige<br />
Preis erhöht die potenzielle K<strong>und</strong>enzahl bei „grau-grünen“ Anbietern, während er für<br />
Premium-Anbieter die Marktsituation erschwert. Möglicherweise ist beim Ökostrom<br />
auch e<strong>in</strong>e stärkere Staatsorientierung vorhanden, die e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Preisbereitschaft<br />
beim K<strong>und</strong>en für <strong>in</strong>dividuelle Aufschläge nach sich zieht. So existieren <strong>in</strong> allen Ländern<br />
Förderprogramme, die e<strong>in</strong>e Nachfrage nach teureren erneuerbaren Energien auch<br />
jenseits der Nachfrage von Endverbrauchern garantieren (Kap. 4).<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf den Preis gibt es demnach ebenfalls gr<strong>und</strong>legende Unterschiede. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist deren Wirkungsrichtung auf das K<strong>und</strong>enpotenzial nicht e<strong>in</strong>deutig. Ger<strong>in</strong>gere<br />
relative Preisaufschläge legen aber längerfristig e<strong>in</strong> höheres K<strong>und</strong>enpotenzial von<br />
Ökostrom-Produkten nahe. Die Preisentwicklung selbst ist dabei u.a. abhängig von<br />
den Anforderungen <strong>und</strong> der Akzeptanz e<strong>in</strong>es Ökostrom-Labels.<br />
Kommunikation: Hohe Werbeanstrengungen s<strong>in</strong>d nötig.<br />
Zwei Erklärungsprobleme können im H<strong>in</strong>blick auf die Kommunikationsanstrengungen<br />
für Ökostrom unterschieden werden:<br />
� Wie kommt der Ökostrom zum K<strong>und</strong>en?<br />
� Warum ist Ökostrom besser als konventioneller Strom?<br />
Beim ersten Aspekt liegt der Unterschied zu Bio-Lebensmitteln auf der Hand. Die Gegenständlichkeit<br />
von Lebensmitteln ist e<strong>in</strong> zentraler Kommunikations-Vorteil gegenüber<br />
Ökostrom. Beim zweiten Erklärungsaspekt ist es s<strong>in</strong>nvoll, zwei Ebenen im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die K<strong>und</strong>enbedürfnisse zu unterscheiden: „Umweltstandard der Stromlieferung“<br />
<strong>und</strong> „Förderwirkung“ (Markard/Timpe 2000, S. 204). Im e<strong>in</strong>en Fall genügt es<br />
den K<strong>und</strong>en, die <strong>in</strong>dividuelle Ökobilanz zu optimieren (Bilharz 2003, S. 31). Dies be<strong>in</strong>haltet,<br />
dass ihre verbrauchte Strommenge mit erneuerbaren Energien erzeugt wird.<br />
Da es bereits e<strong>in</strong> großes Angebot an erneuerbaren Energien jenseits der Nische gibt<br />
(v.a. Großwasserkraft), lassen sich somit ohne Änderungen <strong>in</strong> der Produktionsstruktur<br />
e<strong>in</strong>e große Anzahl von K<strong>und</strong>en mit Ökostrom-Angeboten versorgen, die die Optimierung<br />
der <strong>in</strong>dividuellen Ökobilanz anstreben. Diesen genügt der H<strong>in</strong>weis „Strom aus<br />
erneuerbaren Energien“. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d derartige Angebote e<strong>in</strong>em hohen Rechtfertigungsdruck<br />
gegenüber Anspruchsgruppen, <strong>in</strong>sbesondere Umweltschutzverbänden,