Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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6 Frank-Mart<strong>in</strong> Belz/Michael Bilharz<br />
nissen, Ökologie <strong>und</strong> Sozialem. E<strong>in</strong> derart verstandenes <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> liegt e<strong>in</strong> umfassendes<br />
Verständnis der Nachhaltigkeit im S<strong>in</strong>ne der Br<strong>und</strong>tland-Kommission zugr<strong>und</strong>e.<br />
Daher wird bewusst der Begriff des <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> verwendet <strong>in</strong> Abgrenzung<br />
zum nachhaltigen <strong>Market<strong>in</strong>g</strong>, welches auf die „nachhaltige“ Wirkung der <strong>Market<strong>in</strong>g</strong><strong>in</strong>strumente<br />
abhebt, ohne sozial-ökologische Problemlagen explizit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
So def<strong>in</strong>iert bspw. Christian Belz vom Institut für <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> Handel der Universität<br />
St. Gallen (IMH-HSG):<br />
„Nachhaltiges <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> ... ist gleichzeitig konstruktives <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> bewirkt den langfristig<br />
überdurchschnittlichen Erfolg von Unternehmen ... ist wirksam <strong>und</strong> tragfähig ... stützt sich auf<br />
e<strong>in</strong>e zeitliche Abfolge von Maßnahmen <strong>und</strong> ihren Wirkungen, so dass neue Maßnahmen auf<br />
früheren Aktivitäten aufbauen, sie verstärken <strong>und</strong> erweitern ... fördert klare Positionen von Unternehmen,<br />
entwickelt die Beziehungen zum K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zu weiteren Partnern im Markt. Neue<br />
Lösungen wachsen aus dem Bestehenden heraus. Wichtig s<strong>in</strong>d Verlässlichkeit, Kont<strong>in</strong>uität,<br />
Sorgfalt <strong>und</strong> Vertrauen“ (Belz, C. 2001, S. 3).<br />
Aus dieser Def<strong>in</strong>ition wird deutlich, dass die Idee der Nachhaltigkeit lediglich im Analogieschluss<br />
verwendet <strong>und</strong> vor allem auf die Kont<strong>in</strong>uität der Maßnahmen <strong>und</strong> Dauerhaftigkeit<br />
der K<strong>und</strong>enbeziehungen abgehoben wird. E<strong>in</strong> derart verstandenes nachhaltiges<br />
<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> orientiert sich ausschließlich am wirtschaftlichen Erfolg (Belz, C. 2001,<br />
S. 5). Für das <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong>, wie es hier verstanden werden soll, ist nicht<br />
alle<strong>in</strong> der wirtschaftliche Erfolg ausschlaggebend, sondern auch der ökologische <strong>und</strong><br />
soziale.<br />
Des Weiteren ist <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> zu unterscheiden vom <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> für<br />
Nachhaltigkeit, d.h. vom <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> für ökologische <strong>und</strong> soziale Ideen (Schoenheit<br />
1990, S. 208-209; Meffert/Kirchgeorg 1998, S. 274). Ersteres betreiben primär kommerzielle,<br />
auf Gew<strong>in</strong>n ausgerichtete Organisationen, wobei die erfolgreiche Vermarktung<br />
von nachhaltigen Produkten <strong>und</strong> Leistungen im Vordergr<strong>und</strong> steht. Letzteres setzen<br />
meist nicht-kommerzielle Organisationen mit dem Ziel e<strong>in</strong>, ökologische <strong>und</strong> soziale<br />
Ideen erfolgreich zu vermitteln. <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> wird als Sozialtechnologie verstanden<br />
<strong>und</strong> von kommerziellen auf nicht-kommerzielle Organisationen übertragen (Kotler/Zaltman<br />
1971; Kotler 1975). In diesem Zusammenhang spricht man von der Ausweitung<br />
des <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> (Kotler/Levy 1969). Dabei geht es u.a. um die Sensibilisierung<br />
der Bevölkerung für ökologische <strong>und</strong> soziale Problembereiche, die Vermittlung entsprechenden<br />
Wissens sowie das Aufzeigen von sozial-ökologischen Handlungsoptionen<br />
auf <strong>in</strong>dividueller <strong>und</strong> kollektiver Ebene. Die e<strong>in</strong>fache Gegenüberstellung von<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> für Nachhaltigkeit ist analytisch s<strong>in</strong>nvoll,<br />
lässt sich aber empirisch nicht ohne weiteres aufrechterhalten: E<strong>in</strong>erseits betreiben