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Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM

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150 Michael Bilharz<br />

lediglich die Produktvielfalt erhöht wird, aber nicht gr<strong>und</strong>legend neue Anforderungen<br />

gestellt werden.<br />

Unter der Perspektive der Distribution zeichnet der Vergleich zwar ebenfalls e<strong>in</strong> ambivalentes<br />

Bild. Der gr<strong>und</strong>legendere Interessenskonflikt bei den Gatekeepern im<br />

Stromsektor legt aber auch hier e<strong>in</strong>e vorsichtigere Marktschätzung als beim Lebensmittelsektor<br />

nahe. Dies kann sich ändern, wenn der Interessenskonflikt durch staatliche<br />

Regelungen aufgelöst wird. So erreichten <strong>in</strong> Holland <strong>in</strong>nerhalb von zwei Jahren Ökostrom-Angebote<br />

e<strong>in</strong>en Marktanteil von r<strong>und</strong> 30% bei Haushaltsk<strong>und</strong>en, weil jene u.a.<br />

von der Ökosteuer befreit wurden <strong>und</strong> dadurch <strong>in</strong> etwa auf dem Preisniveau konventioneller<br />

Angebote lagen (Sambeek/Thuijl 2003). Damit wird aber die Marktabschätzung<br />

<strong>und</strong> -entwicklung auf e<strong>in</strong>e politische Ebene verlagert <strong>und</strong> es stellt sich die Frage,<br />

wie Unternehmen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es transformativen <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> hierauf E<strong>in</strong>fluss üben<br />

können.<br />

4 Ökostrom-Markt: „Anders als andere“<br />

Bio-Lebensmittel <strong>und</strong> Ökostrom: Der Vergleich h<strong>in</strong>kt<br />

Sowohl im Lebensmittel- als auch im Strommarkt fallen zentrale soziale <strong>und</strong> ökologische<br />

Probleme auf den Stufen der Rohstoffgew<strong>in</strong>nung <strong>und</strong> der Produktion an. Die<br />

Wahrnehmung des Zusatznutzens der Öko-Varianten durch den K<strong>und</strong>en ist h<strong>in</strong>gegen<br />

der kritische Faktor für das Marktpotenzial. So fördert der zugeschriebene Ges<strong>und</strong>heitsnutzen<br />

den Absatz von Bio-Lebensmitteln, während der Mangel an vergleichbaren<br />

Motivallianzen vermutlich e<strong>in</strong> wichtiges H<strong>in</strong>dernis für die Vermarktung von Ökostrom<br />

darstellt. Da Ökostrom der direkte Zusatznutzen (mit Ausnahme des guten Gewissens)<br />

fehlt, geht der Bezug von Ökostrom nicht über den Status e<strong>in</strong>er „Spende für<br />

erneuerbare Energien“ h<strong>in</strong>aus. Es ist e<strong>in</strong> äußerst abstraktes Produkt, das e<strong>in</strong>en hohen<br />

Erklärungsaufwand erfordert. Die bisher auf dem Markt bef<strong>in</strong>dlichen Angebote lassen<br />

ke<strong>in</strong> Potenzial für Prestige oder Statuseffekte erkennen (im Gegensatz z.B. zum Besitz<br />

von Photovoltaik-Anlagen; Hübner/Felser 2001, S. 25). E<strong>in</strong>e Ausnahme könnten hierbei<br />

Gewerbek<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>, die mit dem Bezug von Ökostrom werben können, wie erste<br />

Beispiele <strong>in</strong> Deutschland (z.B. Rittersport, Deutsche Post) <strong>und</strong> der Schweiz (z.B.<br />

Swisscom) zeigen. Allerd<strong>in</strong>gs dürfte hier ebenfalls der Preis e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielen.<br />

Die Unterschiede zu Bio-Lebensmitteln s<strong>in</strong>d demnach zu groß, als dass man aus<br />

deren Marktentwicklung f<strong>und</strong>ierte Rückschlüsse für die Marktentwicklung von Ökostrom<br />

ziehen könnte. Es wird deutlich, dass die Vermarktung von Ökostrom vor e<strong>in</strong>er

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