Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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<strong>Nachhaltigkeits</strong>-Werbung im Wandel 79<br />
näher ause<strong>in</strong>ander zu setzen. Sie s<strong>in</strong>d generell eher skeptisch gegenüber der Werbung<br />
e<strong>in</strong>gestellt <strong>und</strong> erwarten, dass sie <strong>in</strong>formativ <strong>und</strong> glaubwürdig ist. Die zweite Gruppe<br />
ist zwar offen gegenüber sozial-ökologischen Anliegen, aber nur bed<strong>in</strong>gt bereit, dafür<br />
Zeit <strong>und</strong> Mühe auf sich zu nehmen. Sie s<strong>in</strong>d offener gegenüber Werbung <strong>und</strong> erwarten,<br />
dass sie nicht nur <strong>in</strong>formiert, sondern auch animiert. Die dritte Gruppe kann wenig<br />
mit sozial-ökologischen Argumenten anfangen <strong>und</strong> schätzt den Informationsnutzen<br />
sehr niedrig e<strong>in</strong>. Es ist davon auszugehen, dass diese Gruppen von e<strong>in</strong>fach gestalteten<br />
Schwarz-Weiß-Anzeigen <strong>und</strong> langen Textpassagen eher abgeschreckt als angesprochen<br />
werden.<br />
Je nachdem, welche Zielgruppen angesprochen werden sollen, ist der Informationsoder<br />
Animationsnutzen stärker zu gewichten: In diesem Zusammenhang kann man<br />
zwischen sachlich-argumentativer, emotional-argumentativer <strong>und</strong> re<strong>in</strong> emotionaler<br />
Werbung unterscheiden (Lichtl 1999, S. 53-57). Sachlich-argumentative Werbung basiert<br />
primär auf Textargumentationen <strong>und</strong> erwartet vom Empfänger e<strong>in</strong>e rationale<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Informationen. Emotional-argumentative Werbung verwendet<br />
emotionale Stilmittel wie bspw. schöne Naturbilder, assoziative Wörter <strong>und</strong><br />
Headl<strong>in</strong>es, um positive Gefühle beim Rezipienten auszulösen. Die zentralen Werbebotschaften<br />
bleiben zwar sachlich-argumentativ, werden aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en emotionalisierenden<br />
Kontext e<strong>in</strong>gebettet. Re<strong>in</strong> emotionale Werbung, sog. „Ecota<strong>in</strong>ment“, welches<br />
sich aus „Ecology“ <strong>und</strong> „Enterta<strong>in</strong>ment“ ableitet, geht <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht am weitesten<br />
<strong>und</strong> vermittelt die Botschaften emotional unter Verzicht auf sachliche Argumente<br />
(Lichtl 1999, S. 57). Informativ-argumentative Werbung eignet sich <strong>in</strong>sbesondere, um<br />
die Zielgruppe der sozial-ökologisch Aktiven anzusprechen. Emotional-argumentative<br />
Werbung richtet sich an die sozial-ökologisch Aktivierbaren, während radikalemotionale<br />
Werbung möglicherweise auch die sozial-ökologisch Passiven anspricht<br />
<strong>und</strong> Verhaltensveränderungen bewirkt (Belz 2001, S. 87-90). E<strong>in</strong>e solche Zuordnung<br />
ist idealtypisch <strong>und</strong> beruht auf e<strong>in</strong>er statischen Betrachtung. Die Tonalität der <strong>Nachhaltigkeits</strong>-Werbung<br />
kann sich im Zeitablauf erheblich ändern: So hat bspw. e<strong>in</strong>e Inhaltsanalyse<br />
von ausgewählten Publikumszeitschriften (Stern, Manager Magaz<strong>in</strong>, Natur,<br />
Brigitte, ADAC, Hörzu, Spiegel) im Zeitraum von 1985 bis 1991 e<strong>in</strong>e deutliche<br />
H<strong>in</strong>wendung zu e<strong>in</strong>er stärker emotionalen Werbung ergeben (Meffert/Kirchgeorg<br />
1998, S. 318-319). Es liegt die Vermutung nahe, dass die <strong>Nachhaltigkeits</strong>-Werbung<br />
e<strong>in</strong>e Art Lebenszyklus durchläuft <strong>und</strong> – ähnlich wie die herkömmliche Werbung –<br />
immer weniger Text, dafür aber um so mehr Bilder <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e zunehmend erlebnisbetonte<br />
Ansprache der Konsumenten verwendet (Kroeber-Riel 1993, S. 8-9). Diese Annahme<br />
wird im nächsten Kapitel am Beispiel von Bio- <strong>und</strong> Fair Trade-Produkten im