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Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM

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Strom hat ke<strong>in</strong>e Vitam<strong>in</strong>e 149<br />

onsanstrengungen notwendig <strong>und</strong> die Netzgeb<strong>und</strong>enheit von Strom verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>en<br />

Verkauf analog zum Wochenmarkt. Allerd<strong>in</strong>gs hat man beim Stromhandel aufgr<strong>und</strong><br />

der Netzgeb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> der historisch gewachsenen monopolistischen Struktur die<br />

besondere Situation, dass man mit relativ ger<strong>in</strong>gem Mehraufwand sämtliche K<strong>und</strong>en<br />

erreichen kann. Da fast jeder Energieversorger e<strong>in</strong> spezielles Ökostrom-Angebot im<br />

Portfolio hat, kann man davon ausgehen, dass die flächendeckende K<strong>und</strong>enansprache<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> rudimentärer Form tatsächlich geschieht.<br />

Doch die Netzbetreiber s<strong>in</strong>d im Stromsektor die zentralen Gatekeeper. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wurde 1990/91 <strong>in</strong> Deutschland das Strome<strong>in</strong>speisungsgesetz (StrEG) verabschiedet,<br />

um den Betreibern von erneuerbaren Energieanlagen überhaupt erst die Möglichkeit<br />

zu geben, Strom verkaufen zu können (Wüstenhagen/Bilharz 2004, S. 14).<br />

Auch nach der Liberalisierung der Strommärkte stellen die – gewollten oder ungewollten<br />

– Beh<strong>in</strong>derungen durch die Netzbetreiber sowohl bei konventionellen als auch bei<br />

Ökostrom-Händlern e<strong>in</strong> zentrales Wettbewerbsh<strong>in</strong>dernis dar. Es ist die Logik der dezentralen<br />

Energieversorgung, die den ökonomischen Interessen der traditionellen<br />

Stromversorger, die gleichzeitig auch Netzbetreiber s<strong>in</strong>d, gr<strong>und</strong>sätzlich widerspricht.<br />

Neue erneuerbare Energien führen im Normalfall zu e<strong>in</strong>er dezentralen Produktion.<br />

Ausnahmen davon stellen Offshore-W<strong>in</strong>danlagen <strong>und</strong> solarthermische Kraftwerke dar.<br />

Die dezentrale Produktion von erneuerbaren Energien geht e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren<br />

Kapitalbedarf pro Kraftwerk, d.h. die Markte<strong>in</strong>trittsbarrieren s<strong>in</strong>d wesentlich niedriger<br />

<strong>und</strong> die potenzielle Konkurrenz entsprechend größer. Auf die Netzbetreiber<br />

kommen neue Anforderungen aufgr<strong>und</strong> der durch unterschiedliche Witterungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

verursachten Angebotsschwankungen (Volatilität) h<strong>in</strong>zu. Das unternehmerische<br />

Interesse an neuen erneuerbaren Energien ist dementsprechend bei den meisten<br />

traditionellen Stromversorgern eher nebensächlich bis negativ. Folgerichtig werden<br />

Projekte <strong>in</strong> diesem Bereich aus dem Werbeetat f<strong>in</strong>anziert. 5<br />

Im Lebensmittelsektor h<strong>in</strong>gegen gilt der Handel als Gatekeeper. Dies hat lange Zeit<br />

e<strong>in</strong> stärkeres Wachstum im Bio-Sektor verh<strong>in</strong>dert. Inzwischen hat sich dies v.a. <strong>in</strong> der<br />

Schweiz, aber auch <strong>in</strong> Deutschland gr<strong>und</strong>legend gewandelt, weil sich autonome Distributionskanäle<br />

als erfolgreich erwiesen <strong>und</strong> die Gatekeeper-Stellung des konventionellen<br />

Handels unterlaufen konnten. Der Handel hat darauf nicht nur mit eigenen Bio-<br />

Sortimenten reagiert (z.B. „Füllhorn“ (Rewe), „Naturk<strong>in</strong>d“ (Tengelmann)), sondern<br />

nutzt diese auch proaktiv zur Differenzierung <strong>und</strong> zur Gew<strong>in</strong>nsteigerung im Wettbewerb<br />

(Beitrag Belz/Ditze <strong>und</strong> Leitner). Im Gegensatz zum Stromsektor besteht hier<br />

ke<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>sätzlicher Interessenskonflikt beim Gatekeeper, da durch das Bio-Sortiment

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