Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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<strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> – e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Perspektive 57<br />
vielfach Kampagnen bekannter Marken kennen <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong> Markenbewusstse<strong>in</strong> entwickelt<br />
haben. Bei fehlenden Kommunikationsmedien können zentral zugängliche<br />
Internet-Kiosksysteme oder Produktdemostrationsveranstaltungen <strong>in</strong>teressante Kommunikations<strong>in</strong>strumente<br />
darstellen. Allerd<strong>in</strong>gs ist bei der Botschaftsgestaltung der<br />
Entwicklung von Produktbeschreibungen <strong>und</strong> Bedienungsanleitungen zu berücksichtigen,<br />
dass aufgr<strong>und</strong> des ger<strong>in</strong>gen Bildungsgrades e<strong>in</strong> hoher Anteil dieser Bevölkerungsgruppen<br />
nur über ger<strong>in</strong>ge Lesefähigkeiten verfügt. Bei fehlender Transaktionsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Hochpreisstrategien setzt sich Markenbekanntheit <strong>und</strong> Markenpräferenz<br />
jedoch nicht <strong>in</strong> reales Kaufverhalten um. Insgesamt gilt auch für den Bereich der<br />
Kommunikation gegenüber diesen Zielgruppen, dass die Wirkungsweise der Botschaftsgestaltung<br />
<strong>und</strong> Medienauswahl auf spezifischen Marktforschungsdaten aufbauen<br />
sollte, die z.T. unerwartete Ergebnisse über die Verhaltensweisen armer Bevölkerungsschichten<br />
offenbaren.<br />
5 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />
Die skizzierten Ausführungen zeigen, dass sich im <strong>in</strong>ternationalen <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> neue<br />
Herausforderungen zur Berücksichtigung von <strong>Nachhaltigkeits</strong>anforderungen stellen<br />
<strong>und</strong> zunehmend e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> klassischen <strong>Market<strong>in</strong>g</strong>ansätzen vernachlässigte Zielgruppe <strong>in</strong><br />
den Mittelpunkt der Diskussion gerückt wird. Bisher haben ansche<strong>in</strong>end tradierte<br />
Denkmuster <strong>in</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> die leichter zu erschließenden Wachstumsmärkte<br />
<strong>in</strong> Industrieländern verh<strong>in</strong>dert, dass armen Bevölkerungssegmenten e<strong>in</strong>e<br />
gebührende Bedeutung zuerkannt wurde. Dabei darf nicht verkannt werden, dass privatwirtschaftliche<br />
Konzepte des <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> bei der Zielgruppe armer<br />
Menschen auch nur e<strong>in</strong>e begrenzte Reichweite entwickeln können <strong>und</strong> durch Ansätze<br />
des Sozial-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> von gesellschaftlichen <strong>und</strong> staatlichen Institutionen unterstützt<br />
bzw. ergänzt werden müssen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist die Forderung zu erheben, dass vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der <strong>Nachhaltigkeits</strong>anforderungen<br />
die Managementlehre (Müller-Christ, Hülsmann 2003, S. 271-272)<br />
<strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> die <strong>Market<strong>in</strong>g</strong>wissenschaft sowie <strong>Market<strong>in</strong>g</strong>praxis im Speziellen <strong>in</strong> der<br />
Zukunft aufgefordert ist, sich mit der bisher weitgehend vernachlässigten Zielgruppe<br />
der Mehrheit der armen Weltbevölkerung verstärkt ause<strong>in</strong>ander zusetzen. Nicht nur<br />
zur Erfüllung der sozialen <strong>und</strong> ökologischen <strong>Nachhaltigkeits</strong>anforderungen, sondern<br />
auch aus e<strong>in</strong>er ökonomischen Sicht s<strong>in</strong>d Unternehmen aufgefordert, das Zukunftspotenzial<br />
des vernachlässigten Teils unserer Weltbevölkerung zu erkennen. Während die<br />
Erhöhung der Lebensqualität von armen Bevölkerungssegmenten dem Anspruch nach<br />
<strong>in</strong>tragenerativer Gerechtigkeit entspricht, so ist jedoch nicht zu verkennen, dass ange-