Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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Mobiltelefone im Spannungsfeld von sozial-ökologischen Problemen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbedürfnissen 223<br />
keit von m<strong>in</strong>destens 65% vorweisen. Zusätzlich müssen die Hersteller ihre Produkte<br />
kostenlos zurücknehmen. E<strong>in</strong>e frühzeitige Adaption dieser Direktiven würde e<strong>in</strong>em<br />
„first-mover advantage“ mit relativ ger<strong>in</strong>gem Risiko entsprechen. Möglicherweise<br />
könnte das damit gewonnene Image auch dann noch aufrecht erhalten werden, wenn<br />
andere Hersteller <strong>und</strong> Anbieter diese Direktiven umsetzen müssen. Allerd<strong>in</strong>gs muss<br />
angesichts der bei den K<strong>und</strong>en festgestellten Dom<strong>in</strong>anz der Problematik durch elektromagnetische<br />
Strahlungen darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass auch e<strong>in</strong>e vorgezogene<br />
Schadstofffreiheit <strong>und</strong> Recyclebarkeit nicht e<strong>in</strong>en niedrigen SAR-Wert ersetzen kann.<br />
Wenn e<strong>in</strong> Handy z.B. über ke<strong>in</strong>e toxischen Inhaltsstoffe verfügt, wie etwa Blei oder<br />
Halogene, dafür aber gleichzeitig über e<strong>in</strong>en überdurchschnittlichen hohen SAR-Wert,<br />
so gerät das Merkmal Schadstoffarmut <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Sie ist daher als alle<strong>in</strong>iges<br />
Merkmal nur bed<strong>in</strong>gt geeignet, um sich von der Konkurrenz zu differenzieren <strong>und</strong> dem<br />
K<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>en Mehrwert zu generieren.<br />
Motivallianzen lassen sich auch h<strong>in</strong>sichtlich der sozialen Probleme von Handys ausmachen.<br />
Die Befragung zeigt, dass die K<strong>und</strong>en für die zunehmende Verschuldung Jugendlicher<br />
sensibilisiert s<strong>in</strong>d. Viele Provider bieten bereits Prepaid-Abonnements an,<br />
welche dem K<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Überprüfung der Kosten ermöglichen. Es ist aber<br />
durchaus denkbar, diese Kostenkontrolle auf Postpaid-Abonnements auszudehnen. So<br />
könnte der Anbieter dem K<strong>und</strong>en mittels e<strong>in</strong>er Kurzmitteilung (SMS) bekannt geben,<br />
wann er für mehr als e<strong>in</strong>en gewissen im Voraus festgelegten Betrag telefoniert hat.<br />
Dies würde auch diesen K<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Kostenkontrolle ermöglichen <strong>und</strong> so<br />
e<strong>in</strong>en Mehrwert stiften. Für die Telekommunikationsanbieter ergibt sich h<strong>in</strong>gegen das<br />
Dilemma, dass e<strong>in</strong>e effektive Kostenkontrolle bei den K<strong>und</strong>en zu ger<strong>in</strong>geren Umsätzen<br />
führt. Dies kann verh<strong>in</strong>dert werden, wenn es gel<strong>in</strong>gt, das Engagement für Kostentransparenz<br />
zur K<strong>und</strong>enakquise zu nutzen, <strong>und</strong>/oder das Engagement zum Transparenz-Standard<br />
für die Branche wird.<br />
5 Fazit<br />
Die Schnittmenge zwischen den sozial-ökologischen Problemen <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>enwünschen<br />
sche<strong>in</strong>t im Vergleich zu anderen Bedürfnisfeldern wie etwa Ernährung (Beiträge<br />
Leitner, Skoppek/Karstens <strong>und</strong> Borsani/Hildesheimer) relativ kle<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>. Konsumenten<br />
s<strong>in</strong>d nicht oder nur <strong>in</strong> beschränktem Ausmaß bereit, Mehrkosten für e<strong>in</strong> Öko-<br />
Handy auf sich zu nehmen. Sozial-ökologische Belange stellen ke<strong>in</strong> (zentrales) Kaufkriterium<br />
dar. Der Mobilfunkmarkt ist geprägt durch ständige technologische Innovationen<br />
<strong>und</strong> sehr kurze Produktlebenszyklen. Noch ist ke<strong>in</strong>e Marktsättigung erreicht, so