Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis - TUM
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Migros: <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> zwischen Tradition <strong>und</strong> Innovation 199<br />
Hildesheimer: Wir haben bisher nicht explizit zwischen Food <strong>und</strong> Non-Food unterschieden.<br />
Vor kurzem hat Migros den Verhaltenskodex für Non-Food-Produkte e<strong>in</strong>geführt.<br />
Produzenten, die diesem Kodex, der unter anderem etwa den Verzicht auf K<strong>in</strong>derarbeit<br />
enthält, nicht nachkommen, werden von der Liste gestrichen. Ist dies auch<br />
e<strong>in</strong> Element der Philosophie, das ganze, breite Produktsortiment auch im Non-Food-<br />
Bereich mit sozial-ökologischen Standards anzuheben?<br />
Borsani: Unsere Politik lautet: Wir wollen, dass die Konsument<strong>in</strong> <strong>und</strong> der Konsument<br />
überall <strong>in</strong>s Migros-Regal greifen können <strong>und</strong> e<strong>in</strong> gutes Gewissen dabei haben. Das<br />
bedeutet doch, dass alle, d.h. auch Non-Food-Produkte <strong>in</strong> der Migros e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>imalen<br />
Standard <strong>in</strong> ökologischer <strong>und</strong> sozialer H<strong>in</strong>sicht entsprechen müssen. Das ist e<strong>in</strong>e Art<br />
E<strong>in</strong>trittspforte <strong>in</strong> die Migros. Konkret bedeutet dies z.B. Eurepgap-Standards im Food-<br />
Bereich (Anhang 3) oder Verhaltenskodex Migros im Non-Food-Bereich (Anhang 4).<br />
Wir wollen gr<strong>und</strong>sätzlich bestehende Lieferantenbeziehungen erhalten. Wir wollen die<br />
Lieferanten durch Beratung <strong>und</strong> Information auf den Standard des Kodex br<strong>in</strong>gen.<br />
Wenn wir aber sehen, dass e<strong>in</strong> Lieferant nicht mitmacht <strong>und</strong> diese Standards nicht<br />
fristgerecht umsetzt, wird ihm <strong>in</strong> letzter Konsequenz gekündigt.<br />
4 Strategisches <strong>und</strong> operatives <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<strong>Market<strong>in</strong>g</strong><br />
Hildesheimer: Das Unternehmen Migros hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit ökologische <strong>und</strong><br />
soziale Ansprüche, nimmt se<strong>in</strong>e Verantwortung <strong>in</strong>tegral wahr. Aber <strong>in</strong>teressiert denn<br />
das die Konsument<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Konsumenten? Kann e<strong>in</strong> solches Engagement für das<br />
<strong>Market<strong>in</strong>g</strong> nutzbar gemacht werden? Aus der Wissenschaft ist bekannt, dass primär für<br />
Produkte <strong>Market<strong>in</strong>g</strong> betrieben werden kann, weniger für Haltungen.<br />
Borsani: Wir gehen da e<strong>in</strong>en anderen Weg. Migros ist immerh<strong>in</strong> die angesehenste <strong>und</strong><br />
bekannteste Marke der Schweiz. Durch unser breites Engagement für Mensch, Tier<br />
<strong>und</strong> Natur laden wir diese Marke Migros auf. Schließlich geht es auch darum, dafür zu<br />
sorgen, dass die Konsumenten weiterh<strong>in</strong> bei uns e<strong>in</strong>kaufen, weil sie uns als verantwortungsvoll<br />
wahrnehmen.<br />
Hildesheimer: Unterstützt Migros sie dabei? Denken Sie an den viel zitierten „Labelsalat“.<br />
Migros wurde vorgeworfen, dass die Vielzahl unterschiedlicher Labels – ich<br />
glaube, es s<strong>in</strong>d 11 Stück – statt Transparenz zu schaffen nur Verwirrung stiften <strong>und</strong> die<br />
Motivation der an sich verantwortungsbewussten Käufer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Käufer eher verr<strong>in</strong>gern<br />
würden.