Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen
Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen
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2. Der Behandlungsprozess<br />
Die arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong> <strong>Orientierung</strong> ist konzeptioneller Bestandteil <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Re-<br />
habilitation <strong>und</strong> betrifft den gesamten Rehabilitationsprozess von <strong>der</strong> Zuweisung durch die Sozial-<br />
mediz<strong>in</strong>ischen Dienste <strong>der</strong> Rentenversicherung, dem Erkennen <strong>und</strong> <strong>der</strong> differenzierten Diagnostik<br />
beruflicher Problemlagen zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Rehabilitation über die Therapieplanung <strong>und</strong> -durchführung<br />
bis h<strong>in</strong> zur sozialmediz<strong>in</strong>ischen Stellungnahme <strong>und</strong> zu Nachsorgemaßnahmen (DRV, 2007; Hansmeier<br />
& Schliehe, 2009). E<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitationsbehandlung mit arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>r<br />
Schwerpunktsetzung unterscheidet sich damit vom Ablauf her nicht von e<strong>in</strong>er „normalen“ mediz<strong>in</strong>i-<br />
schen Rehabilitation – charakteristisch für die arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong> <strong>Orientierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> medi-<br />
z<strong>in</strong>ischen Rehabilitation ist allerd<strong>in</strong>gs, dass <strong>in</strong> allen Phasen <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Berufs-<br />
kontext des Rehabilitanden gezielt e<strong>in</strong>bezogen wird.<br />
Bereits im Vorfeld <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation kann durch den Sozialmediz<strong>in</strong>ischen Dienst <strong>der</strong><br />
Rentenversicherung e<strong>in</strong>e <strong>berufsbezogene</strong> Problemlage erkannt <strong>und</strong> die gezielte Zuweisung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>richtung veranlasst werden, die e<strong>in</strong> entsprechendes Behandlungsangebot bereit hält. Das Erken-<br />
nen beruflicher Problemlagen (z. B. berufliche Belastungen, <strong>Arbeits</strong>platzprobleme) kann aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Aktenlage ebenso wie durch den E<strong>in</strong>satz von Screen<strong>in</strong>g-Fragebögen (z. B. Würzburger Screen<strong>in</strong>g; vgl.<br />
Kapitel 3.1) erfolgen.<br />
Unabhängig von e<strong>in</strong>er gezielten Zuweisung durch den Sozialmediz<strong>in</strong>ischen Dienst <strong>der</strong> Rentenversi-<br />
cherung ist auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik selbst das frühzeitige Erkennen e<strong>in</strong>es beson<strong>der</strong>en arbeits- <strong>und</strong> berufs-<br />
bezogenen Rehabilitationsbedarfs wichtig. Hierzu dienen zum e<strong>in</strong>en die kl<strong>in</strong>ische Untersuchung <strong>und</strong><br />
die arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong> Anamnese, zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Screen<strong>in</strong>g-Fragebögen für<br />
<strong>berufsbezogene</strong> Problemlagen (vgl. Kapitel 3.1).<br />
Im Anschluss an die Feststellung e<strong>in</strong>er möglichen beruflichen Problemlage muss e<strong>in</strong>e differenzierte<br />
Diagnostik erfolgen, um aus <strong>der</strong> Problemlage e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Behandlungsplan ableiten zu kön-<br />
nen (vgl. hierzu Kapitel 3.2 bis 3.4). Die arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong> Diagnostik erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>en Ab-<br />
gleich des Anfor<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Fähigkeitsprofils des Rehabilitanden. Gegebenenfalls ist e<strong>in</strong>e Belas-<br />
tungserprobung mit diagnostischem Schwerpunkt notwendig, um die persönliche psychische <strong>und</strong><br />
physische Belastungsfähigkeit des Rehabilitanden e<strong>in</strong>zuschätzen. Um die Anfor<strong>der</strong>ungen des <strong>in</strong>divi-<br />
duellen <strong>Arbeits</strong>platzes objektivieren zu können, s<strong>in</strong>d <strong>Arbeits</strong>platzbeschreibungen hilfreich (z. B. über<br />
„Berufenet“ <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>agentur, über den Arbeitgeber, über die Berufsgenossenschaft). Durch Kon-<br />
takte, etwa zum Betriebs- <strong>und</strong> Hausarzt des Rehabilitanden, können – unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
Regelungen zum Sozialdatenschutz – notwendige Informationen über den <strong>Arbeits</strong>platz <strong>und</strong> Vorbe-<br />
f<strong>und</strong>e ergänzt werden. Weiterer wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Diagnostik ist <strong>der</strong> Abgleich <strong>der</strong> subjektiven<br />
Angaben des Rehabilitanden mit objektivierbaren Bef<strong>und</strong>en (z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>er EFL-Diagnostik<br />
vgl. Kapitel 3.2). Auch die arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Behandlungserwartungen des Rehabilitan-<br />
den <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Motivation, sich mit arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Fragestellungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />
setzen, müssen zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Rehabilitation erfasst werden.<br />
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