31.10.2013 Views

Latgalistikys kongresu materiali, III. 2011. - Latvijas Universitāte

Latgalistikys kongresu materiali, III. 2011. - Latvijas Universitāte

Latgalistikys kongresu materiali, III. 2011. - Latvijas Universitāte

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Deutschland übersiedelten. Die letztgenannte Gruppe ist am größten und<br />

dabei besonders heterogen. Meine Untersuchung wurde vor allem unter<br />

den Mitgliedern dieser Gruppe geführt.<br />

Geschichte der Gemeinschaft<br />

Die Mennoniten, die sich nach ihrem geistigen Führer Menno Simons<br />

nennen, entstanden als ein Zweig der Reformationsbewegung im<br />

16. Jahrhundert. Diese Glaubensrichtung war unter anderem gegen die<br />

Kindertaufe, Kriegsdienst und Gewalt gerichtet. Da die Mennoniten harten<br />

Verfolgungen ausgesetzt wurden, waren sie gezwungen, mehrmals umzusiedeln.<br />

Eines der Zentren des Mennonitentums bildete sich in den Niederlanden.<br />

Dann flüchteten sie nach Ostfriesland und Schleswig-Holstein.<br />

In der Folgezeit strömten viele dieser Flüchtlinge in das Weichseldelta, ins<br />

Gebiet von Danzig. Dort lebte etwa zweieinhalb Jahrhunderte eine große<br />

Gruppe Mennoniten. Im Raum des Weichseldeltas übernahmen sie als<br />

Umgangsprache die Mundart ihrer Nachbarn, eine der niederpreussischen<br />

Mundarten Plautdietsch (Найдич 2003: 233; Nieuweboer 2000: 118).<br />

Als Russlandmennoniten (russlanddeutsche Mennoniten) werden die<br />

Nachkommen der Mennoniten bezeichnet, die ab Ende des 18. Jahrhunderts<br />

aus dem westpreußischen Weichseldelta nach Südrussland in das Gebiet<br />

der heutigen Ukraine auswanderten und sich später in verschiedenen<br />

Migrationswellen auch nach Kanada, Süd- und Mittelamerika ausgebreitet<br />

haben. So bezeichnet man als Russlandmennoniten alle Menschen mit<br />

plautdietschem Hintergrund, obwohl viele von ihnen mit Russland nichts<br />

direkt zu tun haben, z. B. die großen mennonitischen Gemeinden in Nordund<br />

Südamerika.<br />

Plautdietsch vor und nach der Aussiedlung:<br />

wie „fremd“ ist die Mundart in der alten und neuen Umgebung?<br />

Zu Beginn beschreibe ich kurz die Sprachsituation in den mennonitischen<br />

Dörfern in Sibirien vor dem Auswandern der Mennoniten nach<br />

Deutschland.<br />

Bekanntlich ist es gerade den Mennoniten unter allen Russlanddeutschen<br />

in höchstem Maße gelungen, ihre traditionelle Sprache zu bewahren.<br />

Darauf wirkten sich die kompakte Ansiedlung, der geschlossene Charakter<br />

der Gemeinden, Endogamie — Heirat nur innerhalb der Gruppe — und die<br />

Rolle der Sprache als Merkmal der ethnisch-konfessionellen Zugehörigkeit<br />

aus. In der Fremd- und Selbstbeschreibung während der Sowjetzeit galten<br />

die Mennoniten aufgrund ihrer traditionellen Lebensweise als die „echtesten<br />

Deutschen“. Auch der aktive Gebrauch des Plautdietschen wurde oft so<br />

begründet: „Wir sind Deutsche, deshalb müssen wir Deutsch sprechen“.<br />

7

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!