Offiziere a.D. - Karlheinz-everts.de

227
Möglichkeit gab, sich gut zu kleiden, auch wirklich
von ihr.
Sie mußte ja lügen und sie litt selbst am meisten
darunter. Tausend Mal gelobte sie sich Besserung,
aber wenn der Sinnestaumel dann wieder über sie
kam, war es vorbei mit allen Schwüren und Gelöbnissen,
dann unterlag sie doch wieder, wie jeder, der
von einer wilden Leidenschaft, dem Spiel, dem Morphium,
oder etwas ähnlichem, ergriffen ist.
Sie unterlag.
Bei ihrem Geständnis überkam auch ihn jetzt wieder
das Gefühl des Unrechts. Er als früherer Offizier durfte
Ellen als Tochter eines alten Offiziers a. D. nicht küssen
und liebkosen. Aber schnell verscheuchte er seine Bedenken:
wenn er es nicht tat, dann tat es morgen vielleicht
ein anderer, und sie saß ja nicht auf seinem Schoß,
weil sie dafür bezahlt werden wollte, sondern weil sie
ihn liebte. Und wenn man jedes junge Mädchen, von
dem man geliebt wird, mit Rücksicht auf die Eltern
zurückweisen und ihr Moral predigen wollte, du großer
Gott, das hieß denn doch wirklich zu tugendhaft sein.
Elmholz hob die Flasche, um sich noch ein Glas
Sekt einzuschenken, aber sie war leer. Gleichzeitig sah
er nach der Uhr: „Wie denkst du, Ellen, wollen wir
noch eine Flasche Sekt trinken?”