Offiziere a.D. - Karlheinz-everts.de

263
ihm voller Teilnahme entgegen, und als er ihre Hand
immer noch festhielt, strich sie wie liebkosend und tröstend
über sein dichtes, weiches Haar.
Sie sprach kein Wort, aber ihm war, als gäbe eine
gute Frau ihm die besten Segenswünsche für sein späteres
Leben, das er nun heute begonnen hatte, mit
auf den Weg. Seit langer Zeit gedachte er jetzt wieder
der Mutter, die er in den allerfrühesten Jahren verloren
hatte, die hätte nicht gütiger gegen ihn sein können,
als diese Frau es war, die er heute zum ersten und
wohl auch zum letzten Mal in seinem Leben sah.
Dann stand er wieder draußen im Freien. Er
merkte es nicht, daß die Sonne mit wahrhaft vernichtender
Glut zur Erde herniederbrannte, er sah es nicht,
daß die Blumen in den kleinen Vorgärten, daß die
Bäume des Tiergartens ihre Blüten und Blätter traurig
herniederhängen ließen. Ihm war, als sei ein neuer
Frühling angebrochen und als wäre die Welt noch
nie so schön gewesen, wie in diesem Augenblick.
„Nun, Herr von Rhaden, wie war es?” fragte der
Portier, als Rhaden mit schnellen Schritten glückstrahlend
an ihm vorübereilte.
In der Freude seines Herzens hätte er den beinahe
vergessen. Nun griff er in die Tasche und holte zwei
Taler hervor. „Hier Martens! Anstatt eines Ge-