Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
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Seite 100 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong><br />
zielführend und nicht erfolgversprechend zu leisten. Auf eine<br />
Beauftragung wurde daher verzichtet…“ 524<br />
Der Versuch einer biometrischen Gesichtserkennung sei laut<br />
dem Zeugen GEIER fehlgeschlagen. 525<br />
Laut dem Zeugen GEIER seien Untersuchungen in Nürnberger<br />
Fachgeschäften nach Elektronikteilen durchgeführt<br />
worden, da ein Zünder verwendet worden sei, der in Modellbaubereichen<br />
Verwendung finde. Aber auch diese Spur habe<br />
keine neuen Hinweise erbracht. Eine Verbindung zwischen<br />
den beiden Taten habe anhand objektiver Beweise nicht<br />
hergestellt, aber auch nicht ausgeschlossen werden können.<br />
Deshalb sei der ständige Abgleich aller Tatortspuren durchgeführt<br />
und auch bei allen folgenden Taten wieder vorgenommen<br />
worden. Man habe weiterhin engen Kontakt zu den<br />
Kölner Kollegen gehalten. 526<br />
B.4. Welche Aktivitäten haben welche bayerischen Sicherheits-<br />
und Strafverfolgungsbehörden sowie die vorgesetzten<br />
Dienststellen und die Staatsregierung nach den<br />
Mordanschlägen vom 09.06.2005 in Nürnberg (Opfer:<br />
Ismail Yasar) und vom 15.06.2005 in München (Opfer:<br />
Theodorus Boulgarides) und den weiteren Mordanschlägen<br />
vom 04.04.2006 in Dortmund, vom 06.04.2006<br />
in Kassel und vom 25.04.2007 in Heilbronn entwickelt?<br />
Aus den dem Untersuchungsausschuss vorliegenden Akten<br />
ergibt sich folgendes:<br />
Nach den Fällen 6 und 7 übernahm die BAO Bosporus am<br />
01.07.05 die zentrale Koordination, die Sonderkommissionen<br />
Halbmond (Nürnberg) und Theo (München) wurden in<br />
den folgenden Monaten in die BAO integriert.<br />
Die daran anknüpfenden organisatorischen Fragen wurden<br />
auf politischer Ebene mit der Einrichtung einer Steuerungsgruppe<br />
gelöst, die sich aus den Leitern aller beteiligten Einheiten<br />
zusammensetzte und die strategisch-taktische Ermittlungsausrichtung<br />
einvernehmlich festlegte. Zu diesem Zeitpunkt<br />
der Mordserie ermittelten fünf Staatsanwaltschaften<br />
und sechs Polizeieinheiten aus fünf verschiedenen Bundesländern.<br />
In allen Fällen wurden von den regionalen Mord- bzw. Sonderkommissionen<br />
die bei Mordfällen üblichen umfassenden<br />
Standardermittlungen durchgeführt.<br />
Mit Fortsetzung der Serie im April 2006 in Dortmund und<br />
Kassel waren die Ermittlungseinheiten von fünf Bundesländern<br />
und des BKA zu koordinieren.<br />
Dazu wurde eine Steuerungsgruppe vereinbart, die aus Leitungsbeamten<br />
der beteiligten Länder und des BKA bestand<br />
und die Ermittlungsstrategie bestimmte.<br />
524 Akte Nr. 8/BY-2/3_Anlagen/1. Teillieferung/4. Führungsakte Nr. 20<br />
der BAO Bosporus_Protokolle Steuerungsgruppe (Band 1).<br />
525 Geier, 20.02.2013, S. 7.<br />
526 Geier, 20.02.2013, S. 7.<br />
Vorsitzender der Steuerungsgruppe war der Leiter der BAO<br />
Bosporus, alle Länder blieben für ihre Fälle zuständig und es<br />
gab keine Unterstellungsverhältnisse.<br />
Zusätzlich eingerichtet wurde bei der BAO eine Geschäftsstelle<br />
für die Steuerungsgruppe.<br />
Die fünf bayerischen Taten wurden von der Staatsanwaltschaft<br />
Nürnberg-Fürth, die übrigen von den örtlich zuständigen<br />
Staatsanwaltschaften bearbeitet.<br />
Maßnahmen und Beschlüsse, die sich auf die Gesamtserie<br />
oder zumindest mehrere Taten beziehen, wurden zentral von<br />
der StA Nürnberg-Fürth übernommen. Gleiches galt für die<br />
Festlegungen zur Öffentlichkeitsarbeit. Der sachleitende<br />
OStA Dr. Kimmel nahm regelmäßig an den Besprechungen<br />
der Steuerungsgruppe und, einmal wöchentlich, auch an<br />
denen der BAO teil.<br />
Im Zeitraum 2005 bis April 2007 beliefen sich die polizeilichen<br />
Gesamtkosten auf rund 300.000 Euro.<br />
Alle bayerischen Verbänden ordneten Mitarbeiter zur BAO<br />
Bosporus ab, teilweise über Monate und Jahre.<br />
Mit zunehmender Ermittlungsdauer wurden neben der Hypothesenbildung<br />
auch Schwerpunkte in Bereichen gesetzt,<br />
die im Rahmen standardisierter Mordermittlungen nicht<br />
zwangsläufig einzubeziehen sind.<br />
Dazu gehörten die verdeckte Informationserhebung durch<br />
Verdeckte Ermittler und Vertrauenspersonen ebenso wie<br />
die umfassenden Finanzermittlungen zu den Opfern, ihrem<br />
Umfeld und ihren Geschäften und die Analyse von Massendaten.<br />
Aufgrund der Opfernationalitäten fand ein Großteil der Ermittlungen<br />
im Bereich der türkischen bzw. türkischstämmigen<br />
Bevölkerung in Deutschland statt.<br />
Die Ermittlungen zu den Opfern wurden zentral koordiniert,<br />
aber teilweise dezentral geführt und erbrachten im Ergebnis<br />
keine möglichen Motive oder Klärungsansätze.<br />
Nachdem sich Tatwaffe und Schalldämpfereinsatz als zwei<br />
der wenigen feststehenden Fakten darstellten und gerade mit<br />
Blick auf die Serientätertheorie nicht auszuschließen war,<br />
dass der Täter eine legale Waffe benutzt, wurden zunächst<br />
für Bayern und später für das gesamte Bundesgebiet alle legalen<br />
Pistolen des Herstellers Ceska, Typ 83, festgestellt und<br />
nach bestimmten Merkmalen überprüft.<br />
Die Erhebung bei den bayerischen Ordnungsbehörden gestaltete<br />
sich problematisch, da teilweise noch mit Karteikarten<br />
gearbeitet wurde und Informationen ungenau bzw.<br />
unvollständig waren. So war die Eingrenzung der zu überprüfenden<br />
Waffen anhand der vorliegenden Informationen<br />
nicht möglich, da die Daten teilweise ungeprüft und unbesehen<br />
von den Antragstellern übernommen worden waren<br />
und Angaben zu Typ, Kaliber und den Verbleib der Waffe