Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
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Seite 72 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong><br />
fertagung gekommen, immer getrennt zwischen Links- und<br />
Rechtsextremismus. 275<br />
Es sei aber nicht gesagt worden, wen die Ämter als V-Mann<br />
führen. 276 V-Leute seien grundsätzlich nicht den anderen<br />
Ämtern mitgeteilt worden. 277<br />
Auch der Zeuge HEGLER berichtete, dass es bundesweit<br />
regelmäßig Besprechungen gegeben habe, die sog. A- und<br />
B-Tagungen, Auswerter- und Beschaffertagungen, die in der<br />
Regel einmal jährlich stattgefunden hätten. Zusätzlich habe<br />
es die süddeutsche A- und B-Tagung gegeben, die zweimal<br />
jährlich stattgefunden hätten, an der auch das Thüringer Landesamt<br />
für Verfassungsschutz teilgenommen und man sich<br />
entsprechend austauscht habe. Seit 2001 oder 2002 gebe es<br />
noch extra die Beschaffungsleitertagung. 278 Bei diesen Tagungen<br />
sei über konkrete Dinge gesprochen worden, nicht<br />
nur über ein allgemeines Lagebild. Bei der bundesweiten<br />
Tagung seien die Schwerpunkte der Arbeit des Verfassungsschutzes<br />
festgelegt worden. Auch seien die Ziele für das<br />
nächste Jahr hier abgesprochen worden. 279<br />
c) Zusammenarbeit mit anderen Landesämtern für Verfassungsschutz<br />
Der Zeuge HEGLER beurteilte die Zusammenarbeit zwischen<br />
den einzelnen Landesämtern und auch dem Bundesamt<br />
insgesamt als ganz vernünftig, es könne aber nicht<br />
geleugnet werden, dass es möglicherweise auch Abstimmungsprobleme<br />
im Einzelfall gegeben habe. 280 Z. B. sei<br />
festgestellt worden, dass Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt<br />
an der Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung am<br />
01.03.1997 in München teilgenommen hätten. Damals seien<br />
Bilder gefertigt worden. Thüringen habe hier wohl entsprechende<br />
Erkenntnisse gehabt, die aber nicht nach Bayern<br />
übermittelt worden seien. 281 Das Landesamt für Verfassungsschutz<br />
habe eine ganze Menge von Quellenberichten<br />
aus Thüringen bekommen, in denen sehr oft auch Wohlleben<br />
und andere Personen aufgetaucht seien, speziell auch im<br />
NPD-Zusammenhang, bei Großveranstaltungen in diesem<br />
Bereich. Aber diese drei Personen – Zschäpe, Mundlos,<br />
Böhnhardt – seien nirgends dabei gewesen. 282<br />
Der Zeuge SAGER dagegen war der Ansicht, dass es zum<br />
Landesamt für Verfassungsschutz in Thüringen eigentlich<br />
sehr wenig Kontakt gegeben habe, man habe eher Kontakt<br />
nach Sachsen gehabt. Dort seien mehr bayerische Beamte<br />
hingeschickt worden, die dort versucht hätten, den Verfassungsschutz<br />
aufzubauen. 283<br />
Der Zeuge Wingerter wiederum sagte aus, dass im Thüringer<br />
Landesamt für Verfassungsschutz ehemalige bayeri-<br />
275 Forster, 09.10.2012, S. 55.<br />
276 Forster, 09.10.2012, S. 30.<br />
277 Forster, 09.10.2012, S. 56.<br />
278 Hegler, 23.10.2012, S. 49.<br />
279 Hegler, 23.10.2012, S. 50.<br />
280 Hegler, 23.10.2012, S. 26.<br />
281 Hegler, 23.10.2012, S. 25.<br />
282 Hegler, 23.10.2012, S. 31.<br />
283 Sager, <strong>16</strong>.10.2012, S. 29.<br />
sche Beamte eingesetzt worden seien, die einen sehr engen<br />
persönlichen Kontakt zu ihren bayerischen Kollegen von<br />
früher gehalten hätten. Auf diesem Weg sei das Landesamt<br />
für Verfassungsschutz durchaus daraufhin gewiesen worden,<br />
dass man ein Auge auf den nordbayerischen Raum haben<br />
müsse, da die rechtsradikale Szene in Thüringen radikaler<br />
und extremistischer gewesen sei als in Bayern und versucht<br />
habe, auf Bayern überzugreifen. 284 Der Kontakt sei intensiv<br />
gewesen, man habe sich ausgetauscht. 285 Auch nach Sachsen<br />
seien Beamte aus Bayern geschickt worden, so dass auch<br />
dorthin ein guter Kontakt bestanden habe. 286<br />
d) Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
Mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dessen Beschaffer<br />
ständig im Bundesgebiet unterwegs seien, habe man<br />
sich ebenfalls mehrfach getroffen. Es sei wohl keine Woche<br />
ohne Besuch des Bundesamts für Verfassungsschutz beim<br />
Landesamt für Verfassungsschutz vergangen. In anderen<br />
Bundesländern sei das Landesamt für Verfassungsschutz<br />
immer um den guten Kontakt beneidet worden, den es zu<br />
den anderen Sicherheitsbehörden hatte, so der Zeuge WIN-<br />
GERTER. 287<br />
e) Zusammenarbeit mit MAD<br />
Nach der Einschätzung des Zeugen SEILER sei die Zusammenarbeit<br />
mit dem MAD sehr eng gewesen, und es sei<br />
selbstverständlich gewesen, dass der MAD das Landesamt<br />
für Verfassungsschutz über Initiativen, Beobachtungen, Einsatz<br />
von V-Leuten informiert und auch die Ergebnisse mitgeteilt<br />
habe. 288<br />
Beim MAD habe das Landesamt für Verfassungsschutz laut<br />
Aussage des Zeugen FORSTER einen Verbindungsmann<br />
gehabt, mit dem jeden Monat oder vielleicht sogar noch öfter<br />
mal Gespräche geführt worden seien. Dabei seien Informationen<br />
über bestimmte Personen aus dem bayerischen Bereich<br />
oder bei der Bundeswehr ausgetauscht worden. 289<br />
Dies bestätigte der Zeuge WINGERTER. Mit dem MAD<br />
habe man sich regelmäßig getroffen. Man habe persönliche<br />
Kontakte entwickelt, auch privat. Vertreter des Bundesamts<br />
für Verfassungsschutz hätten auch an den gemeinsamen Besprechungen<br />
mit der Polizei teilgenommen. 290<br />
f) Datenverarbeitung<br />
Der Zeuge HEGLER gab an, das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
führe die Datenbank NADIS, auf die das Landesamt<br />
für Verfassungsschutz Zugriff habe. In dieser Datenbank<br />
würden Personen gespeichert, die im Zusammenhang<br />
284 Wingerter, 09.10.2012, S. 96.<br />
285 Wingerter, 09.10.2012, S. 99.<br />
286 Wingerter, 09.10.2012, S. 105.<br />
287 Wingerter, 09.10.2012, S. 106.<br />
288 Seiler, 18.12.2012, S. 43 (nichtöffentlich).<br />
289 Forster, 09.10.2012, S. 11.<br />
290 Wingerter, 09.10.2012, S. 106.