Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
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Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Seite 129<br />
B.6.3. Welche Erkenntnisse haben die Ermittlungsbehörden<br />
jeweils daraus gewonnen?<br />
Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden, die durch die Ermittlungsmaßnahmen<br />
gewonnen wurden, ergeben sich nach<br />
Aktenlage nicht.<br />
Auch der Zeuge MÄHLER sagte aus, dass sich aus den verdeckten<br />
Ermittlungen keine relevanten Informationen für die<br />
Aufklärung der Tötungsdelikte gewinnen lassen konnten. 800<br />
B.6.4. Gab es im Zusammenhang mit Maßnahmen im<br />
Umfeld der Angehörigen Beschwerden über diese Ermittlungsmethoden<br />
und das Verhalten der Ermittler und<br />
falls ja, wie wurde diesen nachgegangen?<br />
Dem Untersuchungsausschuss sind hierzu verschiedene Publikationen<br />
der Angehörigen der Opfer bekannt. Die Akten<br />
liefern jedoch keine Informationen, dass es Beschwerden der<br />
Angehörigen im Zusammenhang mit den Ermittlungsmaßnahmen<br />
gegeben hat.<br />
Auf die Frage nach dem Umgang mit den Angehörigen,<br />
wies der Zeuge BOIE, der im Mordfall Kilic der zuständige<br />
Staatsanwalt war, darauf hin, dass ihm in den entsprechenden<br />
Jahren niemals etwaige Klagen oder Beschwerden zu Ohren<br />
gekommen seien. Insbesondere der Leiter der Mordkommission<br />
Wilfling habe sich teils “väterlich” um die Angehörigen<br />
gekümmert, so der Zeuge wörtlich. 801<br />
Der Zeuge HEGER verneinte, dass es seinerzeit Beschwerden<br />
gegeben habe und es seien auch keine bei ihm vorgebracht<br />
worden. 802<br />
B.6.5. Auf welcher Grundlage erfolgte die Einschätzung<br />
des StMI, es sei „naheliegend, die Drahtzieher des Verbrechens<br />
im Bereich der organisierten Kriminalität zu<br />
suchen“ und im Umfeld der Opfer sei die Polizei auf<br />
eine „Mauer des Schweigens“ gestoßen (vgl. SZ vom<br />
26.04.2006)?<br />
In der SZ vom 27.04.2006, wird der damals stellvertretende<br />
Sprecher des StMI mit den Worten zitiert, dass man „bei<br />
den Ermittlungen im Umfeld der Opfer auf eine Mauer des<br />
Schweigens gestoßen“ sei.<br />
Der Zeuge Dr. Beckstein wurde vom Untersuchungsausschuss<br />
dieser Presseartikel vorgehalten und bestätigte<br />
diese Äußerung seines Hauses. Er erklärte hierzu, dass diese<br />
Aussage sicher nicht glücklich gewesen sei. 803 Der Zeuge<br />
billigte zu, dass man bei dieser Wortwahl an eine Omertà<br />
denken könne und dies hier nicht der Fall gewesen sei, da alle<br />
Angehörigen korrekt ausgesagt hätten.<br />
800 Mähler, 06.03.2013 S.10 ff.<br />
801 Boie, 09.04.2013, S.81.<br />
802 Heger, 05.06.2013, S.18.<br />
803 Dr. Beckstein, 11.06.2013, S. 60.<br />
Insbesondere bestätigte keiner der polizeilichen Ermittler,<br />
die der Untersuchungsausschuss als Zeugen vernommen hat,<br />
eine „Mauer des Schweigens bei den Angehörigen der Opfer“.<br />
B.7. Welche Aktivitäten haben welche bayerischen Sicherheits-<br />
und Strafverfolgungsbehörden sowie die jeweils<br />
vorgesetzten Dienststellen und die Staatsregierung<br />
seit dem 04.11.2011 entwickelt?<br />
Laut Aktenlage wurde die gefundene Pistole Ceska 83 kriminaltechnisch<br />
durch das BKA untersucht und festgestellt, dass<br />
die Waffe ebenfalls in den Mordfällen zum Nachteil acht<br />
türkisch- und einem griechischstämmigen Mitbürger verwendet<br />
worden ist. 804 Weitere Erkenntnisse des Generalbundesanwalts<br />
sind der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth nicht<br />
bekannt gemacht worden. 805 Einzelheiten zu den geführten<br />
Aktivitäten sind in den Akten nicht ersichtlich.<br />
B.7.1. Wann sind die Ermittlungen wegen der fünf ungeklärten<br />
Mordfälle in Bayern wieder aufgenommen worden<br />
und sind die früheren SoKo’s bzw. BAOen wieder<br />
reaktiviert worden?<br />
Das Verfahren wurde mit Stand vom 11.11.2011 von der Generalbundesanwaltschaft<br />
eingeleitet und ab diesem Zeitpunkt<br />
ist die „BAO Trio, Regionaler Einzelabschnitt Bayern“ für<br />
die weiteren Ermittlungen in Bayern zuständig gewesen. 806<br />
Der Zeuge HÄNSSLER bestätigte, dass er ab 11.11.2011<br />
Leiter der Zentralen Sachbearbeiter bei der dann neu gegründeten<br />
„BAO Trio“ vom BKA mit dem regionalen Einsatzabschnitt<br />
Bayern gewesen sei und die Ermittlungen damit<br />
wieder aufgenommen worden seien. Ab 01.09.2012 habe er<br />
dann in Nürnberg die Mordkommission 2, die sich bisher mit<br />
dem Tagesgeschäft befasste, übernommen. 807<br />
B.7.2. Wie wurde die Zusammenarbeit zwischen den bayerischen<br />
Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden und<br />
dem GBA und der beim BKA neu geschaffenen BAO<br />
„Trio“ neu organisiert?<br />
Laut Aktenlage hat der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof<br />
ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und dem<br />
BKA gem. § 4 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BKAG einen Auftrag<br />
erteilt hat. Die BKA-Abteilung polizeilicher Staatsschutz<br />
nimmt die polizeilichen Aufgaben in Zusammenarbeit mit<br />
den Landeskriminalämtern wahr. Die Einrichtung der BAO<br />
„Trio“ erfolgte durch das BKA. 808<br />
804 Akte 01/05, StMI- Gz.II-9914/2001,Schreiben des Leitenden Oberstaatsanwalt<br />
vom 23.11.2011, S.1.<br />
805 Akte 01/05, StMI- Gz.II-9914/2001,Schreiben vom Generalbundesanwalt<br />
in Nürnberg vom <strong>16</strong>.01.2012<br />
806 Akte 01/05, StMI- Gz.II-9914/2001, BLKA SG 321_Benachrichtigung<br />
gem. § 4 Abs.3 BKA-Gesetz_Fax vom 11.11.2011, S.1<br />
807 Hänßler, 05.02.2013, S. 111.<br />
808 Akte 01/05, StMI- Gz.II-9914/2001, BLKA SG 321_Benachrichtigung<br />
gem. § 4 Abs.3BKA-Gesetz_Fax vom 11.11.2011, S.1