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Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag

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Seite 104 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong><br />

ausgesprochen, das ermittelnde Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

an einem Ort angesiedelt sein sollten. 550 Man habe<br />

einen besseren Abgleich zwischen den Sokos Halbmond<br />

und Theo herstellen wollen. 551 Es sei so dann beschlossen<br />

worden, das Polizeipräsidium Mittelfranken mit der zentralen<br />

Sachbearbeitung zu beauftragen. Die BAO Bosporus<br />

habe deshalb den Auftrag bekommen, Koordinierungsmaßnahmen<br />

durchzuführen. 552 Auch die Übernahme der Ermittlungen<br />

durch das BKA sei Gegenstand der Besprechung im<br />

Innenministerium gewesen. Aus Sicht des Zeugen BOIE sei<br />

eine solche Übernahme aber nicht erforderlich, sondern eine<br />

Konzentration in Nürnberg vorzuziehen gewesen. 553<br />

B.4.8.2. Trifft es zu, dass das BKA und das Landesamt<br />

für Verfassungsschutz nicht zu der Dienstbesprechung<br />

geladen worden sind und falls ja, warum nicht?<br />

Es konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob Vertreter des<br />

BKA und das Landesamts für Verfassungsschutz an der<br />

Dienstbesprechung am 17.06.2005 im StMI teilgenommen<br />

haben.<br />

Der Zeuge Pickert gab an, dass das BKA vertreten gewesen<br />

sei. 554<br />

Dem Zeugen Boie war laut eigener Aussage nicht bekannt,<br />

ob BKA und Landesamt für Verfassungsschutz zu dieser Besprechung<br />

eingeladen gewesen seien. 555<br />

B.4.8.3. Wie wurde bei dieser Besprechung die Lage<br />

beurteilt, dass seit dem 09.09.2000 in Bayern fünf Ausländer<br />

mit derselben Waffe getötet worden sind und es<br />

trotz erheblichen ermittlungstaktischen und personellen<br />

Aufwands keine Spuren zu dem Täter oder den Tätern<br />

gegeben hat und welche Konsequenzen sind hieraus gezogen<br />

worden?<br />

Laut Aussage des Zeugen GEIER habe sich nach den beiden<br />

Morden im Jahr 2005 zum Nachteil von Ismail Yasar und<br />

Theodorus Boulgarides der Schwerpunkt der Ermittlungsführung<br />

in der Gesamtserie geändert. Bis dahin habe es<br />

sieben Opfer gegeben, alle männlich, sechs davon türkische<br />

Kleingewerbetreibende ein griechischer, die alle mit<br />

der gleichen Waffe in ihren Geschäften hingerichtet worden<br />

seien. Es habe kein offensichtliches Motiv gegeben, keinerlei<br />

verwertbare Tatortspuren und auch keine Tatbekennung<br />

in irgendeiner Richtung. Die bisherigen Ermittlungen<br />

hätten auch keine direkten Verbindungen zwischen den<br />

Opfern herstellen können. Deshalb habe der Zeuge die nochmalige<br />

Überprüfung aller Altfälle durch die BAO Bosporus<br />

und die nochmalige Kontaktaufnahme zu den SoKos vor Ort<br />

in Hamburg und in Mecklenburg-Vorpommern angeordnet.<br />

Es seien Abfragen bei Europol und Interpol getätigt und die<br />

erste Fallanalyse bei der OFA Bayern in Auftrag gegeben<br />

550 Boie, 09.04.2013, S. 73 ff.<br />

551 Geier, 20.02.2013, S. 17.<br />

552 Geier, 20.02.2013, S. 17.<br />

553 Boie, 09.04.2013, S. 74.<br />

554 Pickert, 19.02.2013, S. 114.<br />

555 Boie, 09.04.2013, S. 74.<br />

worden. Als weiterer Schwerpunkt sei festgelegt worden,<br />

Verbindungen zwischen den Opfern zu ermitteln. Dabei<br />

seien unter anderem eine gemeinsame Herkunft aus Regionen<br />

der Türkei, gleiche politische oder ethnische Ausrichtung,<br />

gleiche Militärdienstableistung sowie geschäftliche<br />

Beziehungen und gemeinsame Lieferanten umfangreich<br />

überprüft worden. Keine dieser Überprüfungen habe zu einer<br />

Übereinstimmung bei allen Opfern geführt. Es habe lediglich<br />

partielle Übereinstimmungen gegeben. Um ein Motiv<br />

zu finden, seien auch Finanzermittlungen mit dem Schwerpunkt,<br />

die finanzielle Situation aller Opfer zu beleuchten,<br />

um möglicherweise finanzielle Beziehungen zwischen den<br />

Opfern aufzudecken, eingeleitet worden. Die langwierigen<br />

Ermittlungen hätten aber zu keinem motivgebenden Ansatz<br />

für diese Tötungen geführt. 556<br />

B.4.8.4. Haben das BKA und/oder der Bundesnachrichtendienst<br />

(BND) die BAO „Bosporus“ im Jahr 2006 zu<br />

einer Tagung über Rechtsextremismus eingeladen und<br />

haben Mitarbeiter der BAO daran teilgenommen und<br />

falls nein, warum nicht?<br />

Unterlagen über eine Einladung zu bzw. Teilnahme an einer<br />

Tagung über Rechtsextremismus im Jahr 2006, ausgehend<br />

von BND und/oder BKA, existieren nach heutiger Auskunft<br />

des PP Mittelfranken dort nicht. Allerdings ist beim PP Mittelfranken<br />

ein Eintrag in EPSWeb vorhanden, wonach die<br />

BND-Verbindungsstelle damals anfragte, ob eine Teilnahme<br />

seitens der BAO Bosporus an einer Besprechung mit BKA<br />

und BND am 22.03.2006 beim BND in Pullach erfolge.<br />

Ausweislich dieses EPSWeb-Eintrages ist als Thema der<br />

Besprechung die Mordserie genannt, der Begriff „Rechtsextremismus“<br />

findet sich nicht. Den Änderungsprotokollen<br />

im EPSWeb zufolge war ursprünglich die Teilnahme des<br />

BAO-Angehörigen KHK Hausch geplant, die dann aus nicht<br />

mehr nachvollziehbaren Gründen jedoch nicht erfolgte. 557<br />

Zudem weist das EPSWeb ein Treffen von Angehörigen der<br />

BAO Bosporus mit dem BND („Informationsaustausch“)<br />

am 17.02.2006 aus. 558 Darüber hinaus sind beim PP Mittelfranken<br />

keine Teilnahmen bzw. Einladungen zu Besprechungen<br />

in diesem Sinne bekannt.<br />

B.4.9. Waren die Ermittlungsverfahren auch Gegenstand<br />

der IMK oder ihrer Arbeitskreise im Jahr 2005 und falls<br />

ja, mit welchen genauen Besprechungsinhalten und Ergebnissen?<br />

Die Ermittlungsverfahren waren nicht im Jahr 2005, sondern<br />

im Jahr 2006 Gegenstand der IMK, die vom 05.05.2006 bis<br />

06.05.2006 in Garmisch-Partenkirchen auf der Zugspitze<br />

stattfand.<br />

Der Zeuge Mähler gab an, dass im Rahmen einer Innenministerkonferenz<br />

bei dem Kamingespräch entschieden<br />

worden sei, dass es keine Zusammenführung beim BKA<br />

556 Geier, 20.02.2013, S. 5 ff.<br />

557 Akte 8/BY-6/3 Anlagen/1 Aktenordner des PP Mittelfranken zu BY-6,<br />

S. 58.<br />

558 Akte 8/BY-6/3 Anlagen/1 Aktenordner des PP Mittelfranken zu BY-6,<br />

S. 55.

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