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Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag

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Seite 1<strong>16</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong><br />

Datentöpfen gerastert worden seien, um festzustellen, ob<br />

eine dieser Personen an einem oder mehreren Tatorten zur<br />

jeweiligen tatrelevanten Zeit zugegen gewesen sei. In einem<br />

zweiten Schritt seien aus der Liste dieser 682 Personen<br />

anhand des Serientäterprofils der 2. OFA <strong>16</strong>1 Personen herausgefiltert<br />

worden. Diese seien dann als Ermittlungsspur<br />

angelegt worden, anschließend büromäßig in Bezug auf ein<br />

Alibi überprüft worden. Bei neun dieser Personen hätten<br />

dann persönliche bzw. telefonische Ansprachen und Kontaktaufnahmen<br />

stattgefunden, die als sog. Gefährderansprachen<br />

bezeichnet worden seien. Keine dieser neun Personen<br />

sei an irgendeinem Tatort zugegen gewesen. 666 Die Abarbeitung<br />

dieser <strong>16</strong>1 Personen habe bis etwa Anfang 2008 gedauert.<br />

667<br />

B.4.12.11. Trifft es zu, dass auf der vom BayLfV übermittelten<br />

Namensliste auch „Mandy Struck“ genannt war,<br />

die zeitweise Beate Zschäpe ihre Identität überlassen<br />

hatte, und dass diese Person nicht überprüft worden ist<br />

und falls ja, warum nicht?<br />

Der Zeuge Geier gab an, dass der Name „Mandy Struck“<br />

aus der Liste herausgefiltert worden sei, wie alle weiblichen<br />

Personen und ebenso diejenigen, die nicht ins Altersschema<br />

von 18 bis 35 gepasst hätten. 668<br />

Der Zeuge Hirschmann antwortete auf die Frage, warum<br />

Mandy Struck nicht überprüft wurde, obwohl ihr Name auf<br />

der Liste mit den 682 Namen stand, dass zum damaligen<br />

Zeitpunkt niemand bei der Polizei etwas Genaues zur Person<br />

Mandy Struck gewusst habe und die Liste nur nach männlichen<br />

Personen gerastert worden sei, weil das Profil nach der<br />

zweiten Analyse von einem männlichen Täter ausgegangen<br />

sei. 669<br />

B.4.12.12. Welche Erkenntnisse lagen bis zum 04.07.2012<br />

im Zusammenhang mit dem Untersuchungsauftrag über<br />

die Personen vor, deren Daten von der BAO „Bosporus“<br />

im Juli 2006 angefordert worden sind?<br />

Der Zeuge GEIER hat angegeben, dass die BAO Bosporus<br />

im Juli 2006 zunächst die Erkenntnisse des Landesamts für<br />

Verfassungsschutz zu den diesem im Zeitraum 1995 bis 2000<br />

bekannten Rechtsextremisten in Bayern angefordert habe.<br />

Das BayLfV habe der BAO mitgeteilt, dass es sich dabei<br />

um ca. 3.500 Personen handle und eine Übermittlung der<br />

entsprechenden Erkenntnisse aus Daten- und Quellenschutzgründen<br />

nicht zulässig sei. Nach zahlreichen Telefonaten und<br />

persönlichen Gesprächen habe die BAO Bosporus auf die in<br />

dem Schreiben von KHK Pfister vom 28.12.2006 konkretisierte<br />

Anforderung vom Landesamt für Verfassungsschutz<br />

eine Antwort in Form einer Liste mit 682 Namen, Vornamen<br />

und Geburtsdaten erhalten. 670 Erkenntnisse zu dieser Liste<br />

sind Gegenstand der Fragen Nr. 4.12.10 und 4.12.13.<br />

B.4.12.13. Welche Erkenntnisse lagen bis zum 04.07.2012<br />

im Zusammenhang mit dem Untersuchungsauftrag über<br />

die Personen vor, die in der Liste mit 682 Personen enthalten<br />

waren?<br />

Die konkreten Erkenntnisse, die die BAO Bosporus zu<br />

der vom Landesamt für Verfassungsschutz übermittelten<br />

Liste mit 682 Personen gewonnen hat, werden in Frage Nr.<br />

4.12.10. dargestellt. Im Folgenden wird daher auf die nach<br />

Auffliegen des NSU-Trios erlangten Erkenntnisse der bayerischen<br />

Sicherheitsbehörden eingegangen.<br />

Das BKA hat im Rahmen der Ermittlungen des Generalbundesanwalts<br />

nach Auffliegen des NSU-Trios zunächst eine sogenannte<br />

„100er-Liste“ erstellt. Diese Liste enthält 100 Personen<br />

und ist unterteilt in die Kategorien Täter (Böhnhardt<br />

und Mundlos), Beschuldigte (13 Personen) und Personen mit<br />

nachgewiesenen Kontakten zu Tätern oder Beschuldigten<br />

des Ermittlungsverfahrens (87 Personen). 671 Später wurde<br />

diese Liste um zwei Kategorien und 29 Personen erweitert.<br />

In die Kategorie „Personen, die im Rahmen der Ermittlungen<br />

überprüft wurden und die Erkenntnisse aus dem Phänomenbereich<br />

PMK -rechts- aufgewiesen haben“ wurden 17 Personen<br />

und in die Kategorie „Personen, die aus nachrichtendienstlicher<br />

Perspektive wegen örtlichem und zeitlichem Zusammenhang<br />

sowie Szenezugehörigkeit für etwaige Bezüge<br />

zum Trio oder weiteren Beschuldigten in Betracht kommen“<br />

weitere 12 Personen aufgenommen. 672<br />

Zwei Personen sind sowohl auf der vom BayLfV im Jahr<br />

2007 übermittelten „682er-Liste“ als auch auf der „100er-“<br />

und „129er-Liste“ des BKA: Mandy Struck in der Kategorie<br />

„Beschuldigte“ und Matthias Fischer in der Kategorie „Personen<br />

mit nachgewiesenen Kontakten zu Tätern oder Beschuldigten<br />

des Ermittlungsverfahrens“. 673<br />

Darüber hinaus wurde im Rahmen der Ermittlungen des<br />

Generalbundesanwalts nach Auffliegen des NSU-Trios bekannt,<br />

dass im Jahr 1998 bei der Durchsuchung vor dem Untertauchen<br />

des Trios zwei sogenannte „Garagenlisten“ von<br />

Uwe Mundlos aufgefunden worden waren. Diese enthält<br />

mehrere Personen und Gaststätten aus Bayern. Eine Person<br />

ist sowohl auf beiden „Garagenlisten“ mit Telefonnummer<br />

als auch auf der vom BayLfV übermittelten „682er-Liste“<br />

enthalten: Matthias Fischer. 674<br />

B.4.13. Trifft es zu, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

auf die Bitte der BAO „Bosporus“ vom 17.02.2006,<br />

einen Ansprechpartner zu benennen, nie geantwortet<br />

hat?<br />

Der Zeuge GEIER konnte sich zwar nicht daran erinnern,<br />

wann die BAO Bosporus das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

mit der Bitte um Nennung eines Ansprechpartners<br />

666 Geier, 20.02.2013, S. 15.<br />

667 Geier, 20.02.2013, S. 50.<br />

668 Geier, 20.02.2013, S. 15.<br />

669 Hirschmann, 19.03.2013, S. 78.<br />

670 Geier, 20.02.2013, S. 14.<br />

671 Akte Nr. 101 (VS-Vertraulich).<br />

672 Akte Nr. 366 (VS-Vertraulich).<br />

673 Akte Nr. 366, Bl. 1 (VS-Vertraulich).<br />

674 Akte Nr. 307, Bl. 156 (VS-NfD).

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