Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
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Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Seite 91<br />
oder Hinweisen auf Personen mit Kleidung, wie sie typischerweise<br />
von Rechtsextremisten getragen wird, gefehlt. 461<br />
Mordfall Kilic/Mordkommission 5<br />
Zwei Zeuginnen hätten in Tatortnähe zwei Radfahrer beobachtet.<br />
Eine Zeugin hätte die Radfahrer zum Tatort hinfahren,<br />
die andere die Radfahrer wegfahren sehen. Die Zeuginnen<br />
hätten die Radfahrer als dunkel gekleidet beschrieben. Einer<br />
habe einen Rucksack getragen und hätte wie ein Kurierfahrer<br />
gewirkt. Die Gesichter der Radfahrer hätten die Zeuginnen<br />
nicht erkannt, so der Zeuge WILFLING. 462 Man habe damals<br />
auch eine Sofortfahndung nach den Radfahrern eingeleitet.<br />
Nach dem jetzigen Erkenntnisstand müsse man davon ausgehen,<br />
dass es sich bei den Radfahrern um die Täter gehandelt<br />
habe. 463 Zum damaligen Zeitpunkt hätte man aber aus<br />
dem Hinweis auf die beiden Radfahrer keinen Hinweis auf<br />
eine bestimmte Tätergruppierung ziehen können. 464<br />
Am Tatort habe man Projektile des Kalibers 765 sichergestellt.<br />
Ansonsten habe es aber keine auswertbaren Spuren am<br />
Tatort gegeben. 465<br />
Alle Hinweise, die man im Verlauf der Ermittlungen von<br />
Zeugen bekommen habe, seien ausnahmslos von türkischstämmigen<br />
Personen gekommen und hätten auf türkischstämmige<br />
Personen hingewiesen. Kein Einziger hätte dabei<br />
einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Taten vermutet.<br />
Nur ein Zeuge hätte als Täter einen „Türkenhasser“ vermutet,<br />
habe dabei aber einen Täter aus dem Bereich der PKK<br />
gemeint, so der Zeuge Wilfling. 466<br />
Der Zeuge DATHE sagte hierzu aus, dass man auf Anfragen<br />
des Innenministeriums nach einem etwaigen rechtsextremistischen<br />
Hintergrund der Taten, immer die Antwort bekommen<br />
hab, dass es dafür keine Anhaltspunkte gebe. Ausgeschlossen<br />
habe man einen solchen Hintergrund aber nie. 467<br />
B.3.5. Trifft es zu, dass im September 2001 in München<br />
eine Besprechung zwischen den in Nürnberg und München<br />
ermittelnden Polizeibeamten, der StA Nürnberg-<br />
Fürth, Vertretern des BKA und des StMI stattgefunden<br />
hat und falls ja, wer hat daran teilgenommen, welche<br />
Inhalte wurden besprochen und welche Absprachen<br />
über die Ermittlungsmaßnahmen sind hierbei getroffen<br />
worden?<br />
Die Besprechung fand am 12.09.2001 nicht in München,<br />
sondern in Nürnberg beim Polizeipräsidium Mittelfranken<br />
statt.<br />
461 Kienel, 05.02.2013, S. 82.<br />
462 Wilfling, 19.02.2013, S. 5.<br />
463 Wilfling, 19.02.2013, S. 6.<br />
464 Wilfling, 19.02.2013, S. 14.<br />
465 Wilfling, 19.02.2013, S. 6.<br />
466 Wilfling, 19.02.2013, S. 11.<br />
467 Dathe, 23.04.2013, S. 37.<br />
Zu der Besprechung wurde mit Fernschreiben vom<br />
04.09.2001 durch das Polizeipräsidium Mittelfranken eingeladen.<br />
Das Fernschreiben ging laut Verteiler an das Bayerische<br />
Staatsministerium des Innern, das Bayerische Landeskriminalamt,<br />
das Polizeipräsidium München, das Polizeipräsidium<br />
Mittelfranken, die Kriminaldirektion Nürnberg, das<br />
Landeskriminalamt Hamburg und an das Bundeskriminalamt.<br />
468<br />
Folgende Themen sollten laut Einladungsschreiben gesprochen<br />
werden:<br />
• Abgleichen des Ermittlungsstandes,<br />
• Weiteres Ermittlungsvorgehen,<br />
• Absprachen über die Koordinierung der Sachbearbeitungen<br />
und der Pressearbeit. 469<br />
Laut Anwesenheitsliste nahmen 24 Beamte von folgenden<br />
Dienststellen an dieser Besprechung teil: 470<br />
• Bayerisches Staatsministerium des Innern,<br />
• Bundeskriminalamt,<br />
• Bayerisches Landeskriminalamt,<br />
• Landeskriminalamt Hamburg,<br />
• Polizeipräsidium Mittelfranken,<br />
• Polizeipräsidium München,<br />
• Kriminaldirektion Nürnberg,<br />
• Staatsanwaltschaft München I,<br />
• Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth.<br />
Ein Protokoll der Besprechung befindet sich nicht in den<br />
Akten.<br />
Der Zeuge BOIE gab an, dass die Besprechung dem Informationsaustausch<br />
über bisherige Ermittlungsergebnisse<br />
und der Festlegung des organisatorischen Rahmens der<br />
Ermittlungen gedient habe. Der Informationsaustausch sei<br />
umfassend gewesen. Bei der ersten und dritten Mordtat sei<br />
jeweils eine zweite Schusswaffe verwendet worden. Die Ermittlungen<br />
in den drei vorangegangenen Mordfällen hätten<br />
keine konkreten Verdachtsmomente ergeben. Jedoch sei<br />
berichtet worden, dass es in allen vorangegangenen Fällen<br />
gewisse Hinweise auf Verbindungen des Opfers zur Rauschgiftkriminalität<br />
gegeben habe. Eine Verstrickung der Opfer<br />
in Rauschgiftgeschäfte sei als ein möglicher Hintergrund<br />
der Tat angesehen worden, den es abzuklären gegolten habe.<br />
Was den organisatorischen Rahmen betraf, habe es laut dem<br />
Zeuge BOIE unterschiedliche Positionen gegeben. Eine<br />
große Mehrheit der Anwesenden habe sich für eine Koordinierungslösung<br />
ausgesprochen, bei der die einzelnen Dienststellen<br />
von Polizei und Staatsanwaltschaft selbstständig<br />
weiterermitteln und die Ermittlungsergebnisse zusammengeführt<br />
werden. Eine Minderheit habe eine sofortige Konzentration<br />
der Ermittlungen in allen Fällen auf den Ebenen<br />
von Polizei und Staatsanwaltschaft befürwortet. Es sei dann<br />
468 Akte Nr. 8 (DVD)/ohne Beschluss/STMI_Akten/2_Anlagen/1. Übersendung/2.<br />
IC5-11<strong>16</strong>.14-227_Mord Kilic, Bl. 0010 f.<br />
469 a.a.O.<br />
470 Akte Nr. 8 (DVD)/ohne Beschluss/STMI_Akten/2_Anlagen/1. Übersendung/2.<br />
IC5-11<strong>16</strong>.14-227_Mord Kilic, Bl. 0022 ff.