Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Seite 87<br />
Als Beispiel für die Ermittlungsmaßnahmen in der Familie<br />
nannte der Zeuge TKÜ-Maßnahmen bei der Witwe und dem<br />
Schwager des Mordopfers. 408<br />
Der Zeuge Störzer erklärte, dass ein eigener Ermittlungsweg<br />
in Richtung Rechtsextremismus nicht verfolgt<br />
worden sei. Dies habe den einfachen Grund, dass es genügend<br />
Spuren gegeben habe, bei denen auch Hinweise und<br />
Anhaltspunkte vorhanden gewesen seien. 409<br />
Man habe sich in den ersten Tagen darauf konzentriert, so<br />
schnell wie möglich in Schlüchtern und in Friedberg Ermittlungen<br />
im Umfeld des Wohn- und Geschäftsortes zu tätigen.<br />
410 Hinweise in die Richtung eines ausländerfeindlichen<br />
Hintergrunds habe es nicht gegeben. 411 Der Zeuge ergänzte,<br />
dass es eine Einzelfallbetrachtung sei. Man müsse jeden Fall<br />
für sich anschauen, bei jedem Tötungsdelikt – Versuch oder<br />
vollendet – werde nicht automatisch ein ausländerfeindlicher<br />
Hintergrund ermittelt oder in Erwägung gezogen. Da müsse<br />
schon mehr dazukommen. 412<br />
Der Zeuge schilderte sodann verschiedene Spuren, für die<br />
es konkrete Anhaltspunkte und Hinweise gegeben und aus<br />
den man schließlich geschlossen habe, dass die Tat einen<br />
Hintergrund in Rauschgiftgeschäften oder der organisierten<br />
Kriminalität haben könnte. 413<br />
Als ein Beispiel für die Ermittlungsmaßnahmen im familiären<br />
Umfeld des Mordopfers nannte der Zeuge eine Abhörmaßnahme<br />
im Fahrzeug der Witwe. 414<br />
Dies bestätigte auch der Zeuge DR. KIMMEL. 415<br />
B.2.3.1. Was haben die objektiven Spuren und Zeugenbefragungen<br />
ergeben?<br />
Letztlich haben alle objektiven Spuren und Zeugenbefragungen<br />
zu keinem Ermittlungserfolg geführt.<br />
B.2.3.2. Ist das BKA in die Ermittlungen eingebunden<br />
worden und falls ja, in welcher Weise und falls nein,<br />
warum nicht?<br />
Das BKA hat die am Tatort aufgefundenen Munitionsteile<br />
kriminaltechnisch untersucht (siehe oben 2.3). Über eine darüber<br />
hinausgehende Beteiligung des BKA vor Bildung der<br />
SoKo „Halbmond“ (Besprechung vom 12.09.2001) konnten<br />
durch den Untersuchungsausschuss keine Erkenntnisse gewonnen<br />
werden.<br />
408 Vögeler, 22.01.2013, S. 78<br />
409 Störzer, 05.02.2013, S. 12.<br />
410 Störzer, 05.02.2013, S. 12 – 13.<br />
411 Störzer, 05.02.2013, S. 13.<br />
412 Störzer, 05.02.2013, S. 15.<br />
413 Störzer, 05.02.2013, S. 35 – 38; Prot. 5.2.2013 – nicht öffentlich, S. 19<br />
f.<br />
414 Störzer, 05.02.2013, S. 17<br />
415 Dr. Kimmel,10.04.2013, S. <strong>16</strong>.<br />
B.2.4. Hat die StA über die Ermittlungen an den GenStA<br />
berichtet und sind von dort Weisungen zu den Ermittlungen<br />
erteilt oder Hinweise gegeben worden und falls ja,<br />
mit welchem Inhalt?<br />
Nach Aktenlage berichtete die Staatsanwaltschaft München I<br />
erstmals am 19.09.2001 an den Generalstaatsanwalt in München.<br />
4<strong>16</strong><br />
Im Übrigen siehe Antworten zu 3.8.1.<br />
B.2.5. Hat die SoKo „SIMSEK“ an das LKA und das<br />
StMI berichtet und falls ja, wer war dort zuständig und<br />
sind Weisungen zu den polizeilichen Ermittlungen erteilt<br />
oder Hinweise gegeben worden und falls ja, mit welchem<br />
Inhalt?<br />
Siehe Antworten zu 3.8.3.<br />
B.2.6. Wer hatte im StMI, beim LKA, bei der SoKo<br />
„SIMSEK“ und bei der StA Nürnberg-Fürth Kenntnis<br />
von der handschriftlichen Anmerkung „Bitte genau berichten.<br />
Ist ausländerfeindlicher Hintergrund denkbar?“<br />
des damaligen StMI Dr. Beckstein am Rande eines Zeitungsartikels<br />
erhalten und wie haben das StMI, die Polizeibehörden<br />
und die StA hierauf reagiert und trifft es zu,<br />
dass der damalige StMI Dr. Beckstein im Jahr 2006 noch<br />
einmal eine entsprechende handschriftliche Anmerkung<br />
auf einen Pressebericht gesetzt hat?<br />
Zeitungsartikel vom 12.09.2000<br />
Nach Aktenlage notierte der damalige Staatsminister Dr.<br />
Beckstein auf einem Zeitungsartikel der Nürnberger Nachrichten<br />
vom 12.09.2000: „IC: Bitte mir genau berichten. Ist<br />
ausländerfeindlicher Hintergrund denkbar? B 12/9“. Am<br />
Rande des Zeitungsartikels findet sich dann noch ein weiterer<br />
Vermerk „in meiner Nachbarschaft“. 417<br />
Mit Schreiben vom 05.10.2000 legte das Referat IC5, vertreten<br />
durch den Zeuge Dathe „zu dem handschriftlichen<br />
Auftrag des Herrn Staatsministers“ dem Ministerbüro einen<br />
zweiseitigen Sachstandsbericht der Kriminaldirektion Nürnberg<br />
vor. Das Informationsschreiben an das Ministerbüro<br />
enthält den ausdrücklichen Hinweis, dass derzeit keine Anhaltspunkte<br />
für einen ausländerfeindlichen Hintergrund der<br />
Tat bestehen. 418<br />
Der Zeuge DATHE gab hierzu an, dass man die Anfrage<br />
des Staatsministers weitergegeben und mit entsprechendem<br />
Nachdruck in der ermittlungsführenden Dienststelle eingebracht<br />
habe. Die Antwort sei gewesen, dass ein fremdenfeindlicher<br />
Hintergrund geprüft worden sei, es aber keine<br />
4<strong>16</strong> Akte Nr. 378, Bl. 2 ff.<br />
417 Akte Nr. 08 – Akten Bund Offen oder VS NfD\ohne Beschluss\StMI-<br />
Akten\2_Anlagen\1.Übersendung\1.IC5-11<strong>16</strong>.14-186_Band_1, Blatt<br />
0002.<br />
418 Akte Nr. 08 – Akten Bund Offen oder VS NfD\ohne Beschluss\StMI-<br />
Akten\2_Anlagen\1.Übersendung\1.IC5-11<strong>16</strong>.14-186_Band_1, Blatt<br />
0023 ff.