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Schlussbericht (Drs. 16/17740) - Bayerischer Landtag

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Seite 102 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> • <strong>16</strong>. Wahlperiode Drucksache <strong>16</strong>/<strong>17740</strong><br />

von neun Kolleginnen und Kollegen zurückgeblieben,<br />

die dann die Restspuren aus München bearbeitet hätten.<br />

Die Nacherfassung der Altfälle habe ein halbes Jahr gedauert<br />

und sei Anfang 2006 abgeschlossen gewesen. 532<br />

Nach dem Zeugen VÖGELER habe man mit dem Namen<br />

der Soko Bosporus wie auch bei der Soko Halbmond den<br />

Bezug zu den türkischen Opfern ausdrücken wollen. Das sei<br />

ohne Hintergedanken gemacht worden. Es hätte aber jederzeit<br />

auch ein anderer Name genommen werden können. 533<br />

B.4.3.1. Wie war die BAO „Bosporus“ personell besetzt?<br />

Der Zeuge GEIER führte aus, dass die BAO „Bosporus“ am<br />

01.06.2006 über eine Personalstärke von 60 Beamten verfügt<br />

habe. Bundesweit seien im Sommer 2006 phasenweise<br />

bis zu <strong>16</strong>0 Beamte eingesetzt gewesen.<br />

Dies deckt sich mit den entsprechenden Sachstandsberichten<br />

der BAO Bosporus.<br />

B.4.3.2. Inwieweit sind die Mitarbeiter der bisherigen<br />

SoKo „SIMSEK“, „Schneider“, „Halbmond“ und<br />

„Theo“ in die BAO „Bosporus“ eingegliedert worden?<br />

Siehe Antwort zu B.4.3.<br />

B.4.3.3. Waren in der BAO „Bosporus“ auch Mitarbeiter<br />

der Staatsschutzabteilungen der jeweiligen Polizeibehörden<br />

tätig?<br />

Nach der Aussage des Zeugen SCHABEL kamen aus dem<br />

Bereich Staatsschutz die Mitarbeiter Pfister, Witkowski und<br />

Hirschmann zur BAO. Dies wurde von den betreffenden<br />

Zeugen jeweils bestätigt. 534<br />

B.4.4. Wie ist die BAO „Bosporus“ vorgegangen, um die<br />

bisherigen Ermittlungen zu den fünf Mordanschlägen<br />

in Bayern zu optimieren und welche Ermittlungsmaßnahmen<br />

(Spurenauswertung, Zeugenbefragung, Rasterfahndungen,<br />

TKÜ; Einsatz verdeckter Ermittler etc.) hat<br />

sie konkret ergriffen und mit welchen Ergebnissen?<br />

Verwertbare Tatortspuren seien nach den Angaben des<br />

Zeugen GEIER nicht vorhanden gewesen. Eine Verbindung<br />

zwischen den Opfern habe nicht hergestellt werden<br />

können. Die Erschließung der täterprofilbezogenen Datenerhebungen<br />

habe zu einer Flut von 32 Millionen unterschiedlichster<br />

Daten geführt. Diese Daten seien in ein einheitliches<br />

Format gebracht, dann elektronisch gefiltert und sich daraus<br />

ergebende Verdächtige als Ermittlungsspuren erfasst und<br />

im Nachgang auch überprüft worden. Auf dieser Grundlage<br />

seien von der BAO „Bosporus“ 3.500 Ermittlungsspuren gebildet<br />

und dabei ca. 11.000 Personen bundesweit überprüft<br />

worden. 535<br />

Es seien nach der Aussage des Zeugen PICKERT darüber<br />

hinaus zum Teil die Telefonanschlüsse der Angehörigen<br />

überwacht worden. Ferner sei eine verdeckte Observation<br />

durchgeführt worden. 536<br />

Zudem seien laut dem Zeugen MÄHLER im Jahre 2006<br />

verdeckte Ermittlungen in der Form durchgeführt worden,<br />

dass sich verdeckte Ermittler als Journalisten ausgegeben<br />

und versucht hätten bestimmte Personen anzusprechen.<br />

Der zweite Ansatzpunkt sei der gewesen, dass ein Dönerstand<br />

von sonstigen Vertrauenspersonen betrieben worden<br />

sei um evtl. Schutzgelderpressungen zu provozieren. 537 Als<br />

die ganzen Spuren aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität<br />

ohne das erwartete Ergebnis abgearbeitet gewesen<br />

seien, habe man laut dem Zeugen MÄHLER festgestellt,<br />

dass es eine andere Option geben müsse. 538<br />

Nach den Ausführungen des Zeugen Dr. Kimmel habe<br />

es drei größere Bereiche gegeben. Das Eine sei der Einsatz<br />

von verdeckten Ermittlern als Journalisten, das Zweite als<br />

Privatdetektive und das Dritte der Betrieb von Dönerbuden<br />

gewesen, wobei sowohl in München als auch in Nürnberg<br />

jeweils eine Dönerbude betrieben worden sei. Man habe<br />

gehofft, dass auf diese Weise Personen Hinweise geben<br />

würden. Aufgrund dessen habe man versucht, an diese Personen<br />

unter einer Legende, eben als Journalist oder als Privatdetektiv<br />

heranzutreten. Das Ergebnis sei leider gleich null<br />

gewesen, auch im Hinblick auf den Betrieb der Dönerbuden.<br />

539<br />

Die Angaben der Zeugen decken sich mit den Akteninhalten.<br />

Es sollte eine Art „Spiegelbild“ zu dem Dönerladen des<br />

Nürnberger Opfers Ismail Yasar geschaffen werden.<br />

Zudem wurden in bundesweit erscheinenden Medien von<br />

der Polizei Annoncen geschalten, die auf eine freiberufliche<br />

Mitarbeit in einem Rechercheteam bezüglich der Mordserie<br />

abzielten. Aus der Menge der 117 Anrufer wurden 5 Anrufer<br />

hinsichtlich einer weiteren Kontaktaufnahme als relevant<br />

eingestuft. Nach Abstimmung mit der BAO Bosporus und<br />

der Soko Theo erfolgten anschließend Kontakte zu zwei<br />

Personen. Auch hier stellte sich heraus, dass die Personen<br />

keine Informationen geben konnten, die geeignet waren die<br />

Ermittlungen voranzutreiben.<br />

Am Ende heißt es in dem betreffenden Abschlussvermerk<br />

zum Einsatz Verdeckter Ermittler: „Abschließend ist festzustellen,<br />

dass sich aus dem VE-Einsatz bislang keine Anhaltspunkte<br />

für weiterführende offene Ermittlungen ergeben<br />

haben.“ 540<br />

532 Pickert, 19.02.2013, S. 114-1<strong>16</strong> ff.<br />

533 Vögeler, 22.01.2013, S. 90.<br />

534 Schabel, 21.03.2013, S. 73; Protokoll 19.03.13<br />

535 Geier, 20.02.2013, S. 5, 14.<br />

536 Pickert, 19.02.2013, S. 126.<br />

537 Mähler, 06.03.2013), S. 7 f.<br />

538 Mähler, 06.03.2013, S. 18, 31.<br />

539 Dr. Kimmel, 10.04.2013, S. 17 ff.<br />

540 Akte 30, S. 77 ff.

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