LeiKom-Handbuch Produkt Instrumente zur Entwick- lung - IfG
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3.4 Leichtbau durch Absenkung von Sicherheitsfaktoren<br />
Sicherheitsfaktoren spielen in der Konstruktion mechanischer Systeme eine zentrale Rolle<br />
bei der Auslegung und Dimensionierung sowie der Werkstoffauswahl. Je nach Belastungsart<br />
und Lastfall (statisch, dynamisch, zyklisch) können Sicherheitsaufschläge von bis zu 1000%<br />
gegenüber dem Mittelwert der Belastung (z.B. für Spitzenlastereignisse) verlangt werden.<br />
Die Wahl eines geeigneten formbestimmenden Lastfalls wird damit zum Ausgangspunkt für<br />
alle nachfolgenden Berechnungen. Insbesondere bei Erwartung multipler Lastfälle sind Konstruktionen<br />
so zu dimensionieren, dass sie auch unter ungünstigsten Bedingungen das Überleben<br />
des Systems sicherstellen. Dies führt u. U. zu unsinnig hohen Sicherheitsaufschlägen<br />
für Spitzenlastereignisse, die sich durch Vielparameteroptimierung oder durch eine Überarbeitung<br />
des Gesamtkonzeptes hin zu einer differentialen oder adaptiven Bauweise absenken<br />
lassen.<br />
Prozess- und werkstoffbedingte Sicherheitsaufschläge bieten weiteres Potenzial für eine<br />
Reduzierung der Bauteilmassen, welches es unter Ausnutzung des Standes der Technik und<br />
durch die zeitnahe Umsetzung von Erkenntnissen aus Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> bei Wahrung<br />
der Prozessfähigkeit und <strong>Produkt</strong>sicherheit zu heben gilt. Bei der Herstel<strong>lung</strong> von<br />
Gusskomponenten spielen hierbei insbesondere neue Erkenntnisse über den Einfluss von<br />
Legierungs-, Begeleit- und Störelementen, die Reinheit des Einsatzmaterials und der verwendeten<br />
Rohstoffe sowie ein funktionierendes Prozessmonitoring und eine ausreichende<br />
Qualifizierung der <strong>Produkt</strong>ionsmitarbeiter eine wichtige Rolle. Fertigungsprozesse, welche<br />
hohe Sicherheitsaufschläge aufgrund un<strong>zur</strong>eichender Prozesssicherheit erfordern, sind auf<br />
Dauer nicht nur unrentabel und unter Gesichtspunkten von TQM und Six-Sigma nicht tragbar,<br />
sondern werden von Seiten der Automobilhersteller auch in zunehmendem Maße abgelehnt<br />
werden.<br />
Von Konstrukteuren werden <strong>zur</strong> betriebsfesten Auslegung von Bauteilen insbesondere die<br />
Richtlinien des Forschungskuratoriums Maschinenbau (FKM) herangezogen (Rechnerischer<br />
Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile, Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis). In<br />
beiden Regelwerken finden sich zahlreiche Hinweise <strong>zur</strong> betriebsfesten Bemessung von<br />
Konstruktionen unter Einbeziehung entsprechender Sicherheitsfaktoren, welche z. T. auf<br />
Vorschlägen basieren, die 50 Jahre und länger <strong>zur</strong>ückliegen. Moderne Berechnungsprogramme<br />
erlauben heute eine exaktere Vorausberechnung der zu erwartenden Lasten, so<br />
dass konstruktionstechnische Sicherheitsaufschläge inzwischen überprüfbar sind und ggf.<br />
angepasst werden können. Auch die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Werkstoffe ist nicht stehengeblieben.<br />
Inzwischen existiert für die meisten Werkstoffe eine Vielzahl von Kennwerten, die leider noch<br />
nicht in allen Werkstoffdatenbanken vollständig hinterlegt sind. Nur teilweise erforscht wurde<br />
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