Das Argument 71 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Philosophie 151<br />
nen" (11). Von „politischer Theologie" könne nur dann gesprochen<br />
werden, wenn Wahrnehmung der christlichen Überlieferung und der<br />
eigenen Zeit und Gesellschaft zusammentreffen. „Die Arbeit an einer<br />
politischen Theologie kann sich darum nicht in der Hektik von Aktionsprogrammen<br />
und ihrer religiösen Stilisierung vollziehen. Sie ist<br />
deswegen auf tiefgreifende theologische Reflexion angewiesen, weil<br />
die Verantwortimg <strong>für</strong> solches Geschäft der Theologie nicht auf unangreifbare<br />
Instanzen dogmatischer oder biblischer Natur abgewälzt<br />
werden kann (14).<br />
Rendtorff sieht „politische Theologie" nur möglich im Bezug auf<br />
die lutherische Reformation. Die „Libertas Christiana" sei ein Konzept,<br />
das nicht mit irgendeiner Art von Orthodoxie zusammengesehen<br />
werden könne. Die christliche Freiheit eröffne den Weg, mit befreiten<br />
Augen die Wirklichkeit zu sehen. Sie sei keine utopische Lösung aller<br />
Probleme (p. 25). Nach dieser Darstellung ist der Anspruch der politischen<br />
Theologie reduziert. Sie will keine Revolutionstheorie sein. Mit<br />
dieser Stellungnahme unterscheidet sich Rendtorff von andern „politischen<br />
Theologen". Sein Konzept ermöglicht es nur, etwas von dem,<br />
was in der Gesellschaft vorgeht, einordnend und darüber reflektierend<br />
aufzufangen, aber eben nicht zu lösen.<br />
Stecks Essay „Revolution und Gegenrevolution in der theologischen<br />
Ethik des neunzehnten Jahrhunderts" beschäftigt sich mit der politischen<br />
Lokalisierung der bedeutendsten Ethiken. Wie die heutige<br />
politische Ethik werde auch die des vorigen Jahrhunderts nicht unmittelbar<br />
von der Bibel her begründet. Die drei wirksamsten Entwürfe<br />
seien: Schleiërmacher, Harleß und Rothe. Ob die Entwürfe<br />
wirklich den Wirkungskreis in der Ethik der Kirche hatten, sei dahingestellt;<br />
bestimmt aber repräsentieren sie die Entwicklung der theologischen<br />
Ethik im wissenschaftlich-universitären Bereich.<br />
Der Einfluß der Französischen Revolution auf die protestantische<br />
Ethik im positiven wie negativen Sinn wird herausgearbeitet. Der<br />
bremsende Einfluß des Luthertums: „Eine fehlerhafte Administration<br />
ist noch immer wünschenswerter als eine gänzliche Anarchie" verhindere<br />
schließlich die Verwendung der Erfahrungen der Französischen<br />
Revolution.<br />
Steck bietet in seinem Essay eine gute Einführung in die politische<br />
Theologie Schleiermachers und seiner Nachfahren mit vielen Zitaten,<br />
Daten, aber auch Bemerkungen von Zeitgenossen, die sowohl abwertend<br />
als auch aufwertend gemeint sind. Ekkehard Kurth (Bonn)<br />
van Leeuwen, Arend Th.: Revolution a l s H o f f n u n g . Strategie<br />
des sozialen Wandels. Kreuz Verlag, Stuttgart/Berlin 1970<br />
(246 S., Leinen, 29,80 DM).<br />
Wenn der Titel eines Buches auf seinen Inhalt hinweist, so erweist<br />
sich die deutsche Übersetzung des englischen „Development through<br />
Revolution" als falsch und nur ergeben den Lieblingswörtern deutscher<br />
Avantgarde-Theologen. Leeuwen sieht Revolution gerade nicht