Das Argument 71 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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38 Rainer Seidel<br />
Auch die personelle Kontinuität der Betreuer (Ärzte, Schwestern)<br />
ist durch diesen Aufbau so weit möglich gewährleistet; natürlich ist<br />
diese nie vollständig zu erzielen.<br />
5.2.3. Allgemeine Verfügbarkeit<br />
Mit der Kontinuität und der klaren Festlegung der Zuständigkeiten<br />
der Versorgung <strong>für</strong> die Wohngebiete und mit den speziellen<br />
Diensten in Schulen und Betrieben ist ein weiteres Charakteristikum<br />
verbunden, das in allen neueren westlichen Publikationen respektvoll<br />
anerkannt wird: die allgemeine Verfügbarkeit des Gesundheitsdienstes<br />
überhaupt und damit auch der psychiatrischen Versorgung.<br />
Zum einen gibt es keine ökonomischen Barrieren (kostenlose Versorgung,<br />
wirksame Sozialversicherung, Sicherheit des Arbeitsplatzes)<br />
<strong>71</strong> , zum anderen sind die Zuständigkeiten <strong>für</strong> alle klar zu erkennen;<br />
dies ist schon äußerlich zu bemerken an Erscheinungen wie der,<br />
daß in der gesamten SU mit einer allen geläufigen Telefonnummer<br />
(03) der medizinische Notfalldienst zu erreichen ist.<br />
in der allgemeinen Verfügbarkeit der medizinischen Versorgung<br />
zeigt sich ein fundamentaler Gegensatz zu den kapitalistischen Ländern,<br />
besonders den USA (s. u., S. 39).<br />
Abschließend zur Darstellung der psychiatrischen Versorgung in<br />
der SU ist zu erwähnen, daß die wesentlichen Züge in gleicher Weise<br />
zutreffen <strong>für</strong> die Versorgung von geistig Retardierten 72 . Hier gibt es<br />
lediglich gewisse organisatorische Modifikationen, da enge Beziehungen<br />
mit dem Erziehungssystem bestehen.<br />
5.2.4. Aktivität der Versorgung<br />
Darunter ist zu verstehen, daß die <strong>Institut</strong>ionen der psychiatrischen<br />
Versorgung nicht nur auf das Erscheinen von Kranken warten, sondern<br />
von sich aus auf den Patienten oder den potentiellen Patienten<br />
zugehen. Konkret äußert sich diese Aktivität in den systematischen<br />
(allgemein-medizinischen) Vorsorgeuntersuchungen und bei der Rehabilitation,<br />
wie vorher angegeben.<br />
6. Spezifische Prävention und Versorgungssystem<br />
Wir kommen nun zu dem mit 2b bezeichneten Pfeil in dem Schema.<br />
Er soll die Verbindung zwischen gezielten präventiven Maßnahmen<br />
und der Organisation der psychiatrischen Versorgung aufweisen. In<br />
Worten bedeutet dies: wirksame präventive Aktivitäten setzen eine<br />
geeignete Organisation voraus; und umgekehrt: ein präventiv orientiertes<br />
psychiatrisches Versorgungssystem fördert spezifische Prävention.<br />
Um dies zu zeigen, müssen wir uns zunächst vergegenwärtigen,<br />
inwiefern eine Versorgung wie die psychiatrische Versorgung in der<br />
SU präventiv wirkt.<br />
<strong>71</strong> Field 1967, S. 317.<br />
72 Craft 1967.