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Das Argument 71 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Bedingungen <strong>für</strong> die Prävention psychischer Störungen 27<br />

4.1.2. Sozialisation<br />

Die bürgerliche Soziologie und Psychologie legte auf den Komplex<br />

der pathogenen Umwelteinflüsse in der Familie und anderen <strong>Institut</strong>ionen<br />

der Erziehung besonderes Gewicht. Zahlreiche Untersuchungen<br />

legen einen Zusammenhang zwischen elterlichem Fehlverhalten<br />

in der Erziehung und psychischen Störungen der Kinder nahe. Seit<br />

den 50er Jahren wird z. B. der Einfluß der sog. über<strong>für</strong>sorglichen<br />

Mutter oder anderer Mutterbeziehungen auf die Entstehung von<br />

psychischen Störungen untersucht 41 . Richter (1969) hat eine Reihe<br />

von neurosenfördernden traumatischen Rollen von Kindern herausgearebitet,<br />

deren Ursache wiederum in gewissen elterlichen Konflikten<br />

liegt. Weiterhin wurde gefunden, daß ungünstige Bedingungen<br />

in Kinderheimen, wie ein Mangel an emotionaler Zuwendung,<br />

allgemeine Vernachlässigung, das Syndrom des „Hospitalismus"<br />

erzeugen können. Hier wurden besonders die Untersuchungen von<br />

Spitz bekannt 48 . Einige Untersuchungen legen nahe, daß die Geburt<br />

ungewollter Kinder, voreheliche Schwangerschaft, Vergrößerung<br />

der Armut durch hohe Kinderzahl, Unehelichkeit der Kinder u. a. die<br />

Entstehung psychischer Störungen bei den Kindern begünstigen 43 .<br />

Relevant sind weiterhin gewisse einzelne Erscheinungen wie die negative<br />

Beeinflussung von Kindern durch die Massenmedien u. a. m.<br />

4.1.3. Sonstige Lebensbedingungen<br />

Die unbezwingbare Arbeitslosigkeit 44 , die zunehmende Zahl von<br />

Krisengebieten und das wachsende Elend der betroffenen Bevölkerung,<br />

aber auch das Anwachsen der Bürgerrechtsbewegung führten<br />

in den USA zu einer großen Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf<br />

das Problem der Armut 45 . Die Bedeutung der Armut <strong>für</strong> die körperliche<br />

und seelische Gesundheit wurde in diesem Zusammenhang<br />

ebenfalls aufgrund zahlreicher empirischer Befunde herausgearbeitet<br />

49 . Gewisse Lebensbedingungen, besonders das Wohnen unter<br />

soziologisch ungünstigen Verhältnissen, wurden von der bürgerlichen<br />

Soziologie mit dem Begriff „soziale Isolation" oder „desintegrierte<br />

Gemeinde" u. ä. belegt. Dabei handelt es sich um Rückstände<br />

der Infrastruktur wie hohe Wohndichte, schlechte Gesundheitsversorgung,<br />

Armut der Bevölkerung, geringe Erholungsmöglichkeiten und<br />

damit zusammenhängende Erscheinungen wie hohe Kriminalität,<br />

hohe Selbstmordrate u. ä. Hier wurden mehrfach Beziehungen gefunden<br />

zwischen den soziologischen Charakteristika der Gebiete und der<br />

Häufigkeit psychischer Störungen. Am bekanntesten wurde die umfangreiche<br />

Stirling County Study".<br />

41 s. das Sammelreferat von Berndt 1967 sowie Richter 1969, S. 42 ff.<br />

42 s. Schmidt 1970, S. 2<strong>71</strong> ff.<br />

43 n. Schwartz 1969.<br />

44 Daten z. B. in DER IMPERIALISMUS DER BRD, 19<strong>71</strong>, S. 344.<br />

45 n. Lumer 1967, S. 9 f.<br />

46 s. den instruktiven Sammelband POVERTY AND HEALTH, 1969.<br />

47 s. Leighton et a l 1963.

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