Das Argument 71 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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198 Besprechungen<br />
relative „Wohlfahrt" nirgends eindeutiger eine Funktion der Militärinvestitionen<br />
sind als in den rüstungsintensiven Bundesstaaten der<br />
USA. Die binnenwirtschaftliche Funktionalität der Rüstungsökonomie<br />
<strong>für</strong> das Gesamtkapital (eines von massiven Kapitalvernichtungen<br />
durch den Zweiten Weltkrieg „verschonten" Landes wie den<br />
USA!), die Melman nicht wahrhaben will, bietet einen wesentlich<br />
tragfähigeren Boden <strong>für</strong> die Erklärung des ökonomischen Militarismus<br />
als seine Bedingtheit durch außenwirtschaftliche Interessen und<br />
Initiativen einzelner Kapitalblöcke, die Perlo mit einem (wie er<br />
inzwischen selbst gesehen zu haben scheint) zu engen <strong>Argument</strong>ationsmodell<br />
aufgrund der damaligen Daten nachzuweisen suchte.<br />
Wenn man Melmans voluntaristische Psychologie, die den „Machthunger"<br />
der Pentagon-Bürokratie zur erklärenden Variablen stilisiert,<br />
abstreicht und stattdessen das verselbständigte Wuchern des<br />
„Staatsmanagements" als Bedingung <strong>für</strong> die interne Stabilisierung<br />
der US-Ökonomie anspricht, ergäbe sich sowohl eine Erklärung <strong>für</strong><br />
den von keinerlei direktem „Interesse" mehr geleiteten Verlauf des<br />
Indochina-Krieges wie die Einsicht darein, daß die Militarisierung<br />
der US-Ökonomie sich über Rüstungsökonomie nur vermittelt, aber<br />
weit über ihre Grenzen hinausreicht: auch die „zivilsten" Sektoren<br />
dieser Ökonomie florieren nur in einem Investitionsklima, das von<br />
der Außen- und Ausgabenpolitik der permanenten Kriegsvorbereitung<br />
erzeugt wird. Damit freilich tritt auch die Absurdität des Melmanschen<br />
Appells klar zutage, mit dem er fordert, die „garrisonlike<br />
society dominated by the Pentagon and its management" wieder auf<br />
die Füße eines „zivilen" Kapitalismus zu stellen.<br />
Claus Offe, München<br />
Rothschild, Kurt W.: W i r t s c h a f t s p r o g n o s e . Methoden und<br />
Probleme. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1969<br />
(205 S., br., 12,80 DM).<br />
„<strong>Das</strong> vorliegende Buch (...) soll dem Studenten und Interessenten<br />
(...) einen ersten Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen und in<br />
die grundlegenden Probleme der Wirtschaftsprognose gewähren<br />
und ihm den Zutritt zur detaillierteren Spezialliteratur erleichtern.<br />
Weiter soll der Band dem wachsenden Kreis von Prognosekonsumenten<br />
dienen. Ein besseres Verständnis der Methoden und Probleme<br />
soll eine <strong>kritische</strong>re Würdigung der zahlreichen offiziellen und privaten<br />
Prognosen ermöglichen" (V/VI). Diese Intentionen sind <strong>für</strong> den<br />
Aufbau des Buches bestimmend: nach einem einleitenden Kapitel<br />
über „Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsprognose" beginnt<br />
Rothschild mit der Darstellung „naiver" Prognosen (Projektionen<br />
und Extrapolationen), um dann sukzessive kompliziertere Prognoseformen<br />
zu behandeln: auf die Diskussion über die prognostische<br />
Verwertbarkeit von Wirtschaftsbarometern, Konjunkturindikatoren<br />
und -tests folgt ein Kapitel über gekoppelte Prognosen und schließlich<br />
eins über die auf Modellen basierenden ökonometrischen Prognosen.<br />
Die beiden letzten Kapitel sind der Frage nach der Erfolgs-