Das Argument 71 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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168 Besprechungen<br />
„Leben ist nicht nur Lebenserhaltung, sondern auch (um der Erhaltung<br />
willen) Lebensüberschuß" (217). <strong>Das</strong> Leben sei Luxus.<br />
Damit erhält die von Freud behauptete, eigentlich redit uneinsichtige<br />
Tendenz der Libido, sich zu immer größeren Einheiten zusammenzuschließen,<br />
eine neue Fundierung. Denn diese Tendenz ist in<br />
der Tat „luxurierend". Beweisen tut C. diese <strong>Theorie</strong> nicht. Wer sie<br />
nachprüfen will, muß schon T. de Chardin und sein Physikbuch der<br />
Oberstufe zur Hand nehmen.<br />
Nach der recht ermüdenden Lektüre des Buches fühlt man sich jedoch<br />
dazu nicht gerade angeregt. Ermüdend ist das Buch durch ständige<br />
Abschweifungen, die mit dem Exkurscharakter eines Essays<br />
nicht mehr zu rechtfertigen sind; ebensowenig wie die verwirrenden,<br />
oft wörtlichen Wiederholungen durch den Hinweis darauf zu rechtfertigen<br />
sind, man behandle gerade den Wiederholungszwang<br />
(vgl. 148). Gisela Schneider (Berlin)<br />
Zbinden, Hans: D e r b e d r o h t e M e n s c h . Zur seelischen und<br />
sozialen Situation unserer Zeit. Francke Verlag, Bern und München<br />
2 1969 (312 S., brosch., 15,— DM).<br />
Zbinden gehört zum Schülerkreis um Rudolf Maria Holzapfel, der<br />
mit seinem „Panidealismus" eine „Neugestaltung des sozialen, sittlichen<br />
und künstlerischen Lebens" (dtv-Lexikon im 20. Bd.) anstrebte.<br />
— Aktueller ist Zbindens Mitarbeit am Wissenschaftszentrum<br />
Berlin gewesen. Der inzwischen verstorbene Zbinden war einer der<br />
„Gründerväter" des Internationalen <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Management und<br />
Verwaltung (IIMV). Auf welch tiefsinnigen Theoretiker das <strong>Institut</strong><br />
dabei zurückgreifen konnte, wird sich zeigen.<br />
Da die neun Aufsätze Zbindens — entstanden 1953—1958 — verschiedenartigste<br />
Themen behandeln (Lebensängste des modernen<br />
Alltags; Gefährdete Freiheit; Technik als Bedrohung und Hilfe;<br />
Grenzen und Gefahren des Sicherheitsstrebens; Die Gewissenskrise<br />
der Gegenwart; Heimatliebe als Brücke zur Welt; <strong>Das</strong> Bild in der<br />
Welt des Kindes; Aufgaben der Frau im Ringen unserer Zeit; Der<br />
alte Mensch in der heutigen Gesellschaft), soll hier nur ein Aufsatz:<br />
„Grenzen und Gefahren des Sicherheitsstrebens", exemplarisch behandelt<br />
werden.<br />
Ausgehend von der Tatsache, daß „das Streben nach Sicherheit<br />
allem Lebendigen eingeboren (ist)" (105), entwickelt Zbinden eine<br />
„Geschichtstheorie", die vom „besorgten Menschen" ausgeht, über<br />
den „vorsorgenden" zum „versorgten Menschen" führt — jeweils Repräsentanten<br />
geschichtlicher Epochen. Dabei gehört seine Sympathie<br />
eindeutig dem „vorsorgenden Menschen". Bei ihm „wölbt sich immer<br />
lichter eine veredelte Form des Ewigkeitserlebens, das Ahnen einer<br />
gütig-hilfreichen Gottheit" (120). Der „versorgte Mensch" des technischen<br />
Zeitalters wird demgegenüber von metaphysischer Heimatlosigkeit<br />
geplagt, einer geistigen Einstellung, die sich in einer alles<br />
nivellierenden Gleichmacherei zeige: „Zur Gleichheit vor dem Gesetz