Das Argument 71 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Ökonomie 199<br />
beurteilung von Prognosen sowie der Problematik ihrer Veröffentlichung<br />
und des hieraus resultierenden Einflusses auf den zu prognostizierenden<br />
Prozeß gewidmet. „Sobald die Veröffentlichung der<br />
Prognose die Ereignisse beeinflußt, hört sie auf, bloß passives<br />
Orientierungsinstrument <strong>für</strong> die Wirtschaftswissenschaft und die<br />
Wirtschaftspolitik zu sein. Sie enthält nun unmittelbar manipulative<br />
Elemente." Damit stellt sich die Frage, „wieweit der Wissenschaftler<br />
unbekümmert seiner Forschung nachgehen kann oder wieweit er <strong>für</strong><br />
die Folgen seiner Tätigkeit sozial verantwortlich ist" (163). Rothschild<br />
akzeptiert diese Verantwortung, sieht aber auch das Dilemma,<br />
in dem der einzelne Wissenschaftler steht: „Denn je größer das verhaltensbeeinflussende<br />
Element einer autoritativen Prognose, desto<br />
stärker werden einzelne Interessengruppen den Wissenschaftler zur<br />
Veröffentlichung oder Geheimhaltung bestimmter Prognosen drängen"<br />
(163).<br />
Rothschilds Arbeit erfüllt in vorzüglicher Weise ihre Aufgabe, den<br />
Leser mit der grundlegenden Problematik und Methodik der Wirtschaftsprognose<br />
bekanntzumachen. Die Darstellungen sind präzis,<br />
trotzdem gut lesbar; das Verständnis der diversen Prognosemethoden<br />
wird durch ausführlich durchgerechnete Beispiele erleichtert (als<br />
Ergänzung des Kapitels über Modellprognosen ist im Anhang ein<br />
aus 32 Gleichungen bestehendes ökonometrisches Modell <strong>für</strong> die USA<br />
von D. B. Suits abgedruckt), und die jeweilige Diskussion der Vorund<br />
Nachteile einzelner Verfahren schult die Urteils- und Kritikfähigkeit<br />
des Lesers. Als Einführungslektüre kann man das Buch<br />
jedem empfehlen. Karl-Ernst Lohmann (Bonn)<br />
Haustein, Heinz-Dieter: W i r t s c h a f t s p r o g n o s e . Grundlagen<br />
— Elemente — Modelle. Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1969 (215 S.,<br />
Ln., 17,— M).<br />
Im ersten von insgesamt vier Hauptabschnitten behandelt Haustein<br />
die „Grundlagen der sozialistischen Wirtschaftsprognostik"<br />
(21—40). Es geht dabei vor allem um das Verhältnis zwischen Wirtschaftsplanung<br />
und Wirtschaftsprognose. „Unter der sozialistischen<br />
Wirtschaftsprognose verstehen wir wissenschaftlich begründete<br />
Voraussagen über künftige ökonomische Prozesse und Erscheinungen.<br />
Die komplexe Wirtschaftsprognose ist die von den gesellschaftlichen<br />
Grundbedürfnissen, wissenschaftlich-technischen Entwicklungstendenzen<br />
und ökonomischen Gesetzmäßigkeiten ausgehende Modellierung<br />
der künftigen Prozesse des Wirtschaftslebens mit dem Ziel<br />
der Begründung des Perspektivplans" (32). <strong>Das</strong> zweite — wichtigste<br />
— Kapitel, „Elemente der Wirtschaftsprognose" (41—139),<br />
referiert und erläutert konkrete Probleme der Prognosetechnik. Neben<br />
der Darstellung der „acht grundlegenden Verfahren" (139) der<br />
Wirtschaftsprognose (Zeitreihen-, Struktur-, Invarianzenforschung,<br />
Verflechtungsanalyse, Grenzwert-, Schwellenwert-, Substitutionsforschung,<br />
strategische Analyse) werden auch die bei den einzelnen<br />
Verfahren gebräuchlichen Funktionstypen, z. B. logistische und öko-