Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
tung dieses Ereignisses <strong>in</strong> der Presse. Dabei war nicht entscheidend, ob<br />
dieser F<strong>und</strong> vor Ort stattgef<strong>und</strong>en hatte. Die Angebote wurden auch <strong>in</strong><br />
Regionen e<strong>in</strong>gerichtet, <strong>in</strong> denen bis dato ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dsaussetzung oder –<br />
tötung bekannt geworden waren. Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen der Jugendämter<br />
vermuteten, dass es sich um „Aktionismus“ der Träger oder der Politik<br />
handele. Nach Kuhn waren Berichte über Aussetzungen oder Neonatizide<br />
ausschlaggebend für die E<strong>in</strong>führung der anonymen <strong>Geburt</strong> <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik,<br />
wie 27 % der von ihr befragten Kl<strong>in</strong>iken angaben. Dieser Bef<strong>und</strong> deckt sich<br />
also mit den Ergebnissen der <strong>DJI</strong>-Befragung, nach denen die Aussetzung<br />
oder Tötung e<strong>in</strong>es Neugeborenen oftmals Auslöser zur E<strong>in</strong>richtung des<br />
Angebotes waren. Des Weiteren wurde die Bitte von Dritten (Betreiber<br />
e<strong>in</strong>er Babyklappe, Moses-Projekt o.ä.) <strong>in</strong> 22 % der Fälle als Gr<strong>und</strong> für die<br />
E<strong>in</strong>richtung der anonymen Entb<strong>in</strong>dung angeführt. Zusätzlich wurden auch<br />
Berichte über andere Krankenhäuser (17 %) oder der „Wunsch nach der<br />
Realisierung e<strong>in</strong>er Handlungsalternative“ (16 %) genannt (vgl. ebd., S. 329).<br />
Das untersuchte Angebot der anonymen K<strong>in</strong>desabgabe war nach den<br />
Daten des <strong>DJI</strong> selten das e<strong>in</strong>zige Angebot e<strong>in</strong>es Trägers. Oftmals wurde <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern e<strong>in</strong> Netzwerk geschaffen, <strong>in</strong><br />
dem mehrere Unterstützungsmöglichkeiten wie z. B. telefonische Beratung,<br />
Hotl<strong>in</strong>es, Unterbr<strong>in</strong>gung außerhalb des persönlichen Umfeldes etc. bereit<br />
standen. Hier zeigt sich der Wunsch der Träger, e<strong>in</strong>e umfassende Unterstützung<br />
anzubieten, die sich jedoch h<strong>in</strong>sichtlich des Professionalisierungsgrades<br />
sehr unterschiedlich darstellt. So gab es e<strong>in</strong>ige Träger, die ausschließlich<br />
mit ehrenamtlichen Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen arbeiteten, andere E<strong>in</strong>richtung<br />
weisen e<strong>in</strong>en hohen Anteil an hauptamtlichen Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen auf. E<strong>in</strong>ige<br />
Träger schulen die ehrenamtlich Tätigen, <strong>in</strong> anderen Fällen müssen die Ehrenamtlichen<br />
ke<strong>in</strong>e Schulungen durchlaufen. Diese Unterschiede deuten auf<br />
die Notwendigkeit von Qualitätskriterien h<strong>in</strong>. Anderenfalls ist es möglich,<br />
dass die Qualität der Angebote <strong>in</strong> Beratung <strong>und</strong> Hilfe e<strong>in</strong>richtungsabhängig<br />
oder gar personenabhängig ist.<br />
Dieser Bef<strong>und</strong> bestätigt die Ergebnisse von Kuhn (2005). 91 % der <strong>Babyklappen</strong><br />
kooperierten mit anderen E<strong>in</strong>richtungen, wobei diese Kooperation<br />
vom Standort der Babyklappe abh<strong>in</strong>g. War die Babyklappe nicht direkt<br />
an e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong>stalliert, arbeiteten etwa 75 % der E<strong>in</strong>richtungen mit e<strong>in</strong>em<br />
Krankenhaus zusammen. Sofern die Babyklappe direkt an e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik<br />
<strong>in</strong>stalliert war, fand nur <strong>in</strong> zwei Drittel der Fälle e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit<br />
e<strong>in</strong>er Schwangerschaftsberatungsstelle statt (vgl. ebd., S. 291). 61 % der<br />
befragten Kl<strong>in</strong>iken kooperierten mit e<strong>in</strong>er weiteren E<strong>in</strong>richtung. Von den<br />
Krankenhäusern, die <strong>in</strong> Kooperation mit anderen E<strong>in</strong>richtungen standen,<br />
war dies <strong>in</strong> 52 % der Fälle e<strong>in</strong> anderer Träger e<strong>in</strong>es anonymen Angebotes.<br />
26 % der Kl<strong>in</strong>iken kooperieren mit dem Jugendamt oder weiteren Behörden,<br />
<strong>und</strong> 11 % mit karitativen oder privaten E<strong>in</strong>richtungen (vgl. ebd.,<br />
S. 331).<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der F<strong>in</strong>anzierung der Angebote zeigt sich <strong>in</strong> der vorliegenden<br />
Studie des <strong>DJI</strong> abermals die Heterogenität des Feldes. E<strong>in</strong>ige Träger<br />
f<strong>in</strong>anzieren sich aus eigenen Mitteln, <strong>in</strong> anderen Fällen ist die Aufrechterhaltung<br />
des Angebotes bzw. bestimmter Teile des Hilfsangebotes nur möglich,<br />
weil e<strong>in</strong>e Ko-F<strong>in</strong>anzierung durch Kommunen, Krankenkassen oder<br />
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